Unser nächster Dreier steht unter dem fröhlichen Motto: „Die Welt ist im Arsch.“

Annihilation (2018)

Alex Garland doppelt nach. Ursprünglich bekannt als Autor von Romanen („The Beach“, „The Tesseract“) und Drehbüchern („28 Days Later“, „Dredd“, „Sunshine“), lies uns sein Regie-Debüt 2014 aufhorchen: „Ex-Machina“ ist ein (zurecht) von Kritikern und Filmliebhabern geliebter Indie-Sci-Fi-Film, welcher mit mutigem Understatement, Intellekt und Fantasie zu gleichen Teilen anregt.

Garlands neuer Streich sei jetzt aber zu kopflastig fürs Kino. Und so schnappte sich Netflix die Rechte, was dazu führte, dass ein für die Grossleinwand konzipierter Film jetzt in den eigenen vier Wänden auf einem TV-Screen konsumiert wird. Schade. Glücklicherweise haben wir eine Leinwand im Keller.

Der Film handelt von einer quietschbunten Glibbermasse, welche sich, ausgehend von einem in der Erde eingeschlagenen Meteoriten, auf unserem Planten breitmacht und dabei kräftig unseren Gen-Pool durcheinanderwirbelt. Eine Horde Frauen, angeführt von der wie immer bezaubernden Natalie Portman, macht sich auf, die Glibbermasse zu durchqueren und die Welt zu retten.

„Annihilation“ kann nicht mit „Ex-Machina“ verglichen werden. Im neuen Streifen packt Garland leider auch schon mal den Blockbuster-Hammer (See you later, Alligator) aus und baut kleine Klischée-Türmchen. Das Schöne daran, die Türme stürzen weder ein, noch schmälert es den Unterhaltungswert. (Einzig die durch diverse OPs entstellte Jennifer Jason Leigh lädt zum Weggucken ein.)

Garland, welcher die Geschichte basierend auf dem Buch von Jeff VanderMeer leicht abänderte, hält den Zuschauer mit der einen oder anderen originellen Wendung bei der Stange, präsentiert das wohl schaurigste Monster der Filmgeschichte und drückt den Schluss-Akt kräftig durch die Kubrick-Presse. Obwohl die Anleihen an Stanley Kubricks nicht von der Hand zu weisen sind, ist „Annihilation“ eigenständig genug um den ausgezeichneten Ruf Garlands zu zementieren. Bleibt zu hoffen, dass es sein nächster Output wiederum ins Kino schafft. (Oh Ironie, momentan arbeitet Garland an einer eigenen TV-Serie.)

Downsizing (2018)

Während Alex Garlands Stern aufsteigt, befindet sich jener seines Namensvetters im freien Fall. Vor ein paar Jahren war Alexander Payne noch das Indie-Darling schlechthin. Mit „Election“, „About Schmidt“ und „Sideways“ hatte er einen Lauf, welcher bereits mit „Descendents“ und „Nebraska“ ins Stocken geriet und jetzt mit „Downsizing“ seinen Tiefpunkt erreicht. Schade. Denn die Prämisse von Leuten, welche sich zum Wohl des Planeten – oder auch aus egoistischen Gründen, auf die Grösse eines Lollipops schrumpfen lassen, ist vielversprechend. So ist die erste Halbstunde des Films dann auch richtig gut. Doch plötzlich scheint Payne den roten Faden zu verlieren und die Körpergrössen spielen nur noch ungeordnet eine Rolle. Und während dem Altmeister der Faden entgleitet, verliert er parallel dazu auch das Interesse der Zuschauer. A downer.

You Were Never Really Here (2018)

Autsch. Dieser Film schmerzt. Joaquin Phoenix kanalisiert seinen inneren Travis Bickle. Ja, die Parallelen zu „Taxi Driver“ werden gerne auch marketingtechnisch ausgeschlachtet, dabei ist Lynne Ramsays Film alles andere als eine billige Kopie. Vertrackt erzählt, visuell betörend und ultra-brutal, hämmert die Schottin Jonathan Ameses Buchverfilmung auf deine Leinwand. Positiv denkt hier niemand, die Welt ein Scheiterhaufen und mittendrin Bickle, ähm „Joe“, ein traumatisierter Kriegsveteran, welcher entführte Kinder aus Pädophilen-Ringen ausbüxt. Koste es was es wolle.

Phoenix liefert mit seiner Performance ein weiteres Karriere-Highlight ab. Wiedermal. Von einem unbändigen Selbstzerstörungstrieb getrieben, pendelt sein Charakter emotionslos durch die kalten Strassen New Yorks, in der Hoffnung auf baldige Erlösung. Ganz schön deprimierend das Ganze. Aber dank Ramsey („We Need To Talk About Kevin“, „Morvern Callar“) eine Freude für Cineasten. Der Schnitt, die Bildkompositionen oder auch der schön grenzwertige Soundtrack Johnny Greenwoods, machen aus „You Were Never Really Here“ einen Arthouse-Film für Filmfreunde deftiger Kost. 

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