Review:
Kurz:
Star Balls.
Lang:
Vier Jahre nach dem unsäglichen, dritten Star-Wars-Ewoks-Mischmasch hatte Melvin Kaminsky (so Mel Brooks mit bürgerlichem Namen) genug Material beisammen, um sich nach den Genres Western („Blazzing Saddles“), Horror („Young Frankenstein“), Stummfilm („Silent Movie“) und Thriller („High Anxiety“), nun auch den Weltraum vorzuknöpfen. In Brooks Sci-Fi-Spoof geht dem Planeten Spaceballs die Luft aus und weil auch die „Perri-Air“-Dosen langsam alle sind, beschliesst Präsident Skroob, sich das Oh-Zwei des Nachbarplaneten unter den Nagel zu reissen. Wie? Indem er Lord Helmchen und Colonel Sandfurz darauf ansetzt, Prinzessin Vespa zu kidnappen, um dann ihren Vater, König Roland, zu erpressen. Einzige Hoffnung, der Anarcho-Pilot Han Solo … ähm Lone Starr.
Im Grunde genommen, ist eine allumfassende Diskussionsrunde über den Einfluss von Star Wars nur dann komplett, wenn Mel Brooks „Spaceballs“ von 1987 mit in den Diskurs einbezogen wird. Dass die Star-Wars-Parodie auch 2018 mehrheitlich funktioniert, hat sicher damit zu tun, dass Lucas’Weltraum-Saga bis heute nicht an Relevanz eingebüsst hat. (OK, „Solo“ war ziemlicher Durchschnitt und an „The Last Jedi“ scheiden sich die Geister, aber egal.) Jedenfalls ist Star-Wars-Know-How das Benzin im Unterhaltungstank von „Spaceballs“. Während viele Seitenhiebe sich offensichtlicher nicht anbieten konnten, bleibt eine Idee schlicht genial: Han Solo und Luke Skywalker zu einer Figur zusammen zu schweissen. Das war wohl eine wirtschaftliche Entscheidung, aber trotzdem eine gelungene. Wer wünschte sich nicht insgeheim, dass anstelle des weinerlichen Luke, Han Solo ein Lichtschwert schwingen soll. „Spaceballs“ und Bill Pullmann gewähren dir diesen Wunsch. Oder so ähnlich jedenfalls.
Die Nähe zur Star Wars ist nicht die einzige Stärke des Films. Auf der Habenseite ist auch, dass er, im Gegensatz zu neuzeitlichen Spoofs à la Scary Movie und Co., erstaunlich stark plotgesteuert ist. Sicherlich einer der Hauptgründe, dass sich der Film mit seinen Charakteren in deiner Hirnrinde eingebrannt hat. Der Cast rund um Mel Brooks ist jedenfalls glänzend aufgelegt. Besonders Bill Pullmann, spielt zehn Jahre (!) vor seinem Independence-Day-Durchbruch, den Weltraum-Draufgänger mit Elan und Coolness und Rick Moranis als Lord Helmchen ist einfach nur ne Wucht. Leider verkaufte das Drehbuch den 1994 verstorbenen Kult-Schauspieler John Candy unter Wert. Wenigstens bleibt Barf (oder Deutsch: Möter Waldi) optisch in bester Erinnerung.
Wie viele Filme aus dieser Zeit, erzeugt schon nur der Name „Spaceballs“ einen Begeisterungsschub bei Film-Nerds, welche in den 80ern zwischen VHS-Kassetten aufwuchsen und sich im Hier und Jetzt gerne in der Vergangenheit suhlen. Wenn du, so wie ich, Spaceballs liebst, aber den Streifen seit einer Weile nicht mehr gesehen hast, tut es mir leid, dir zu sagen, dass er nicht sooooooooo gut ist, wie du dich vielleicht daran zu erinnern vermagst. Wenn „Spaceballs“ bei dir als absoluter Schwachsinn abgespeichert ist, tut es mir auch leid, dein auch hier liegst du falsch.
Selbstverständlich blättert die Farbe nach über 30 Jahren von manchen Scherzen ab, doch trotz dem teils sehr platten Humor ist „Spaceballs“ weit besser als er eigentlich sein darf – und nicht nur wegen Rick Moranis und seinem übergroßen Helm. Wer sich nämlich nur auf die plumpen Schenkelklopfer fokussiert, verpasst die wohl durchdachten Details. Der Millenium Flacon auf dem Parkplatz zur Imbissbude gehört noch zu den offensichtlicheren Easter-Eggs. Also Augen auf! Ach ja, und wie ging das doch noch, so von wegen „die vierte Wand durchbrechen“? „Deadpool“ hat sich wohl von „Spaceballs“ inspirieren lassen.
Fazit:
Blödsinn in seiner erhabensten Form. Hier wird Dummheit mit Hingabe zelebriert, da stört auch der eingerostete Look und die Requisiten aus der Mottenkiste nicht. Besser als alle drei Star-Wars-Prequels zusammen, macht „Spaceballs“ auch 2018 mehrheitlich Spass. Trotzdem kommt man nicht darum rum, sich beim einen oder anderen Gag fremd zu schämen. Gut sind wir mittlerweile alle erwachsen. Oder so. Schwartz!
4/5 wahnsinnig Geschwindigkeitspunkte