Kurz:
Sicario 2: Soldado and the Summer of Brolin.
Lang:
Josh Brolin watete bis vor Kurzem noch durch die unbekannten Gewässer Hollywoods. Dann kamen die Coen Brüder und sahen in ihm den modernen Cowboy. Spätestens dieses Jahr hat sich der Gruffalo von Hollywood als Hauptdarsteller etabliert, denn keiner scheint an Brolin vorbei zu kommen, wenn ein klassischer Macho Man gesucht ist. Heuer sind Herr Brolin und sein kantiges Kinn in gleich drei Blockbustern zu sehen. Als Thanos verkloppt er die Avengers, als Cable versohlt er Deadpool den Lederhintern und als Matt Graver latscht er in Crocs durch Krisengebiete und erschiesst Drogendealer.
Sicario 2: Soldado zeigt eine Welt, welche längst im politischen und kriminellen – oder kriminell politischen – Chaos versumpft ist. Der mexikanischen Drogenkrieg ist eskaliert und die amerikanische Regierung hat jegliche rechtlichen Möglichkeiten ausgeschöpft. Die Kartelle machen sich die Gunst der Trumpschen Stunde zu nutzen und schmuggeln Isis-Kämpfer über die Grenze, um in den Südstaaten Supermärkte in die Luft zu sprengen. Terror im Dienste des Drogenkrieges, als politisches Ablenkungsmanöver.
Ganz im Sinne der Trope „der ewigen Bedrohung von Aussen“ und des Feindes im Inneren schreitet Soldado voran. Die CIA sieht sich gezwungen erneut den geübten Söldner Matt Graver (Josh Brolin) anzuheuern, um anonym in den Krieg einzusteigen und so richtig dreckig zurück zu pfeffern. Graver holt den erfahrenen Alejandro (grossartig: Benicio Del Toro) aus dem Ruhestand, denn dieser hat mit den Kartellen noch ein Hühnchen zu rupfen. Die beiden wollen nun die Tochter eines Kartellbosses entführen, um einen Krieg zwischen den verfeindeten Drogenkartellen anzuzetteln.
Soldado ist brutal und machoid. Emily Blunt war für ein Sequel nicht zu haben, so bestimmen Brolin und der ewige Grenzgänger Del Toro (Fear and Loathing, Traffic) den testosteronlastigen Drive der Fortsetzung. Das Narrativ braucht etwas Geduld um in die Gänge zu kommen und verfällt zu Beginn in einigen problematischen Politplattitüden. Auch versucht er die einzigartige Bildsprache des ersten Teils etwas zu forciert zu wiederholen.
Doch spätestens in der zweiten Hälfte des Filmes machen die Soldados in Soldado was sie am besten können. Begleitet von einem schmetterndem Soundtrack schiessen sich Brolin und Del Toro durch ein erdrückendes Narrativ. Hier bietet die moderne Version eines Kutschenüberfalls inmitten der desolaten Wüste ein packendes und klaustrophobisches Highlight.
Fazit:
Sicario 2: Soldado zeigt eine chaotische Welt in welcher sich der Rattenschwanz der US-Politik längst selbst in den Arsch gebissen hat und einen unaufhaltbaren Krieg zu Lasten der nächsten Generation ausübt. Taylor Sheridan hat sich in den letzten Jahren als Schriftsteller von modernen und intelligenten Western einen Namen gemacht. Dies vermag er zusammen mit Stefano Sollima in Sicario 2: Soldado zu festigen. Heuer mag zwar the Summer of Brolin sein, doch ist es Benicio Del Toro, welcher mit einer ruhigen und kraftvollen Tour de Force Soldado in einen brachialen Babel– und-Traffic Verschnitt verwandelt.