In unserem aktuellen Threesome bekämpfen sich zwei Auftragskiller gegenseitig, ein Film klaut am richtigen Ort und ein Regisseur betreibt Selbstplagiat.
Alien: Covenant (2017)
Während sich der zu recht umstrittene „Prometheus“ mit seiner Überdosis Mythologie sowohl optisch wie auch inhaltlich vom Alien-Universum absetzte, präsentiert Ridley Scott mit seinem Follow-Up „Alien: Covenant“ einen Fanbase-Jerk-Off-Streifen sondergleichen. „Alien: Covenant“ ist der Versuch, eines einst grossen Regisseurs („Alien“, „Blade Runner“, „Gladiator“), alte Zeiten aufleben zu lassen und damit seine jüngsten Misserfolge („The Counselor“, „Exodus: Gods and Kings“, „Robin Hood“) zu kaschieren. Obwohl für viele Filmfans James Camerons „Aliens“ der beste Teil des Franchises bleibt, holte sich Scott die Rechte zurück. Und das nicht zu knapp, denn „Alien: Covenant“ ist der erste Teil der von Scott geplanten Prequel-Trilogie. Autsch. Selbstverständlich ist der Film nicht schlecht, dafür war das Budget zu gross (111‘000‘000 $) und die involvierten Personen zu professionell, aber richtig gut ist er auch nicht. Auf der Habenseite kann vermerkt werden, dass Michael Fassbender die Kapuze nach dem „Assassins Creed“-Mega-Flop wieder mit Stolz trägt. Der Deutsch/Ire sticht aus der Masse der Schauspieler heraus, was besonders erstaunlich ist, denn das dürftige Drehbuch gibt seine Androiden David/Walter regelrecht der Lächerlichkeit preis (Surfboy-Haarschnitt, Megalomaniac-Gefasel und Flötengedudel olé). Auch auf der Plusseite: der Blutgehalt ist deftig und macht uns Gore-Hounds Spass. Trotzdem bleibt auch hier der Fade Beigeschmack Kalküls haften („Deadpool“, „Logan“ sei Dank.). Aber wir wollen uns diesbezüglich nicht beklagen, Blutfontänen machen jeden Film besser. Kommt hinzu, wenn „Alien: Covenant“ rockt, dann rockt er. Die Action-Szenen sind gewaltig inszeniert, das Sounddesign passend zur düsteren Grundstimmung und Xenomorph, Deacon, Chestbuster, Facehugger und Co. kriegen ihre alle „15 Minutes of Fame“ – schön brav der Reihe nach. (Fanbase-Befriedigung? Check.) Tönt doch alles super, oder? Nein, denn nach dem grandiosen „Ich-mach-jetzt-gleich-Pipi-in-die-Hosen“-Trailer haben wir mehr erwartet. Viel mehr. „Alien: Covenant“ ist zwar solid, aber mit zunehmender Laufzeit repetitiv, langatmig und konfus. Scott zitiert krampfhaft die Mythologie von „Prometheus“, den Horror von „Alien“ und die Action von „Aliens“, ohne dabei einen kohärenten Film zu schaffen. Ein Passionsprojekt sieht anders aus. Schade, darf sich aufgrund der Klaue Scotts bis 2022 kein anderer Regisseur am Alien-Franchise versuchen. Mit Neill Blomkamp („District 9“, „Elysium“) stand nämlich bereits ein veritabler Filmemacher mit tollen Ideen für Alien 5 am Start , ehe ihn Mr Scott mit Alien-Sell-Out-Ideen aus dem Wettbewerb verdrängte. „Alien: Covenant“ ein durchschnittlicher Sci-Fi-Horror mit liebegewonnenen Kult-Monstern und viel Blutgehalt. Mehr nicht. Drei extrem knappe Haifischflossen.
The Void (2016)
Woa, „The Void“ sieht geil aus. Kein Wunder, denn das Regisseure-Paar Jeremy Gillespie, Steven Kostanski ist eigentlich „hauptberuflich“ zuständig für Make-Up und Effekte bei Blockbustern wie „Suicide Squad“, „Pacific Rim“ oder „Crimson Peak“. Bildkompositionen, Sounddesign, handgemachte Effekte – kurz, die Ästhetik macht „The Void“ unbedingt sehenswert. Was der Streifen an Eye-Candy bietet, fehlt aber an Originalität. Es reicht halt selten, ein bisschen „Hellraiser“-Thematik, einen Hauch „Assault on Precinct 13“-Klaustrophobie und reichlich „The Thing“-Body-Horror durch den Fleischwolf zu drehen. Oder etwa doch? Es kommt auf den Blickwinkel drauf an. Wenn der Zuschauer „The Void“ als Hommage durchgehen lässt, sind Plagiatsvorwürfe nämlich völlig piep-egal, klauen die Herren Gillespie/Kostanksi beherzt an den richtigen Stellen der Filmgeschichte und verstecken dabei auch ihre tiefe Verwurzelung im „Astron-6“-Nerd-Kollektiv („Father’s Day“ und dem grandiosen „The Editor“) zu keiner Sekunde. We like.
Schneider vs. Bax (2015)
Der holländische Schauspieler, Drehbuchautor und Regisseur Alex van Warmerdam lieferte 2013 mit „Borgman“ einen erstaunlich eigenständigen Home-Invasion-Thriller ab. Angereichert mit pechschwarzem Humor und Anspruch, eroberte dieser Streifen unsere Herzen im Sturm. Zwei Jahre später versuchte sich van Warmerdam mit „Schneider vs. Bax“ an einer deutlich zugänglicheren Gangster-Groteske. Dabei bleibt aber die Originalität ebenso aussen vor, wie plausible Charakterzeichnung. Die flache Story um zwei aufeinander angesetzte Auftragskiller steht bisweilen erstaunlich planlos im Schilf. Fokussierung auf Haupt- und Nebenpersonen wechselt ad hoc, da hilft es auch nicht, wenn restlos alle Charaktere farblos und durchs Band weg unsympathisch gezeichnet sind. Das gab es alles schon mal in besser. Hallo Guy, Hallo Quentin. Und so plätschert „Schneider vs. Bax“ trotz makabren Setting bestenfalls gefällig durch seine 100 Minuten Laufzeit und lässt die Zuschauer schlussendlich kalt zurück.