Kurz:
Max flüchtet mit einer Horde Frauen von A nach B, um dort festzustellen, dass A gar nicht so übel war.
Lang:
„Mad Max: Fury Road“ hält was die imposanten Trailers bereits versprochen haben: der Schwall an visueller Stimuli nimmt auch über die ganze Laufzeit von 120 Minuten nie ab.
George Miller serviert dem Kinopublikum 30 (!) Jahre nach dem mittelmässigen „Mad Max 3: Jenseits der Donnerkuppel“ Augenfutter, welches sich ohne weiteres mit dem visuellen Razzle-Dazzle eines Tarsem Singhs (The Fall, Immortals, The Cell) messen kann.
Der hyperaktive Soundtrack von Junkie XL pumpt, quietscht, trommelt und wummert ohne Rücksicht auf Verluste nonstop aus den Boxen und ist, kombiniert mit dem irren Bilderrausch (in 3D), an manchen Stellen auch zu viel des Guten. Epileptiker sollten auf jeden Fall einen Bogen um diesen zu Zelluloid mutierten Bastard eines Films machen.
Der unterbeschäftigte Tom Hardy brummelt sich als Max Rockatansky mit ein paar wenigen Dialogfetzen durchs Bild und akzeptiert leicht devot, dass ihm Oscar-Preisträgerin Charlize Theron als Imperator Furiosa die Show stiehlt. Theron bringt eine Action-Heldin auf die Leinwand, die es locker alleine mit Ellen Ripley und Sarah Connor aufnehmen könnte. Sie ist es auch, die dem Film mit einer Prise emotionaler Tiefe ein kleines bisschen Struktur gibt und die nicht abklingende Action-Symphonie in den Ansatz einer Story einbettet.
„Mad Max: Fury Road“ ist nicht perfekt:
- Tom Hardys Max ist sehr unauffällig. Zwar immer mittendrin, aber doch nur dabei. Dass beim Zuschauer nach Filmschluss nicht ein Deut vom titelgebenden Helden hängen bleibt, ist aber nicht Hardys Schuld: nebst dem, dass ihm keine knackigen One-Liners ins Maul gelegt wurden und sein Charakter bis zum Schluss eindimensional bleiben muss, haben ihm die Filmemacher mit Imperator Furiosa auch eine Sparring-Partnerin zur Seite gestellt, welche die Leinwand mit ihrer Präsenz beherrscht.
- Das unsägliche 3D schadet dem Film (wiedermal) mehr als es dem Zuschauer einen effektiven Mehrwert bringt. Unsere Einstellung zu 3D könnt ihr gerne nachlesen. Daran ändert auch „Mad Max: Fury Road“ nix. Im Gegenteil, ich freue mich schon jetzt schon, den Film ein zweites Mal „normal“ und mit Tiefenschärfe zu sehen.
- Hauptkritikpunkt bleibt der überraschende Verzicht auf Blut und explizite Gewalt. Keine Knochenbrüche, keine Blutfontänen, keine herumfliegenden Gliedmassen, kein Gore – einfach nix, nada, rien. Eine kompromisslosere Umsetzung hätte aus diesem überdurchschnittlichen Action-Kracher einen Kultfilm für die Ewigkeit gezimmert.
Dennoch macht „Mad Max: Fury Road“ einfach Spass. Gigantische Stunts, unaufhaltsame Action-Sequenzen und die schier endlose Fantasie eines junggebliebenen 70ig-jährigen Filmemachers machen den Streifen zu einem der besten Testosteron-Kracher der Neuzeit.
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