Kurz:
Ein Kapuzenträger sucht einen Apfel.
Lang:
Und wiedermal versucht sich Hollywood an einer Game-Adaptation. Dass aber nicht nur die Machwerke Uwe Bolls zum Scheitern verurteilt sind, haben unter anderem auch ältere B-Movies wie „Mortal Kombat – Annihilation“, „Street Fighter“ und „Double Dragon“ bewiesen. Doch dank einer einfach einkalkulierbaren Zielgruppe werden heutzutage Game-Adaptationen im Gegensatz zu den 80ern und 90ern mit horrenden Budget produziert. Zusätzlich flankiert mit gross angelegten Marketingkampagnen, fliesst so meist genug Geld in die Taschen der Filmemacher retour. Egal wie es um die Qualität der Filme steht.
Assassin’s Creed ist auch so ein kommerziell erfolgreiches Computerspiel, für welches eine Filmadaption anscheinend unausweichlich war. 2007 auf PlayStation 3 und Xbox 360 erschienen, gibt es mittlerweile bereits 14 Spiele oder Ableger der Assassin-Reihe.
Bevor ich mich über den unsäglichen Streifen auslasse, hier ein bisschen Nährboden für die Haters: ich habe das Game nie gespielt und mich somit auch im Vorfeld nicht mit der Story vertraut gemacht. Mein Urteil richtet sich voll und ganz auf die filmische Umsetzung.
Die Geschichte geht in etwa so: ein Maschinen-Metall-Arm namens Aminus, packt unseren Protagonisten mit einer riesigen Klaue am Rumpf und schleudert ihn wie auf einem Rummelplatz für Masochisten durch die Luft – und so irgendwie auch in die Vergangenheit. Diese sadistische Zeitmaschine morpht also Cal Lynch, so der Protagonist des Films, in seinen Vor-vor-vor-vor-vor-vor-vor-vor-vor-vor-vor-Fahren Aguilar, welcher anscheinend 1492 einen wichtigen Posten bei den Assassinen innehatte. „Connected by blood“ sticht nun Lynch im Hier-und-jetzt auf imaginäre Gegner ein, während Aguilar diese im Mittelalter in echt erlegt. Die Aufgabe der beiden: Lynch muss als Aguilar einen Apfel in seine Gewalt bringen, in welchem der genetische Code des „freien Willens“ gespeichert ist. Tönt dämlich, ist es auch. Na dann.
Mittlerweile ist es so, dass auch übelste Filmproduktionen versuchen sich mit einem grossartigen Cast einen Hauch Kredibilität einzukaufen. Und so überrascht es nur bedingt, dass das Filmstudio nebst Michael Fassbender, auch Marion Cotillard, Jeremy Irons, Charlotte Rampling und Brendan Gleeson auf seiner Payroll hatte. Dennoch ist „Assassin’s Creed“ eine One-Man-Show. Fassbender, einer der bedeutendsten und wichtigsten Schauspieler dieser Zeit, war Dreh- und Angelpunkt, sowohl vor der Kamera als auch als Strippenzieher. In der Rolle des Produzenten war er von Beginn weg involviert und nur auf seinen ausdrücklichen Wunsch hin wurden sowohl Justin Kurzel als auch Marion Cotillard verpflichtet. Mit beiden hatte er soeben die blutige, imposante Shakespeare-Adaptation von Macbeth auf die Leinwand gezaubet. Obwohl Regisseur Kurzel parallel zum Dreh von „Assassin’s Creed“ noch an der Post-Production ebendieses Macbeths arbeitete, sind keine Parallelen vorhanden. Leider. Im Gegensatz zum Schlacht-Poem sind in „Assassin’s Creed“ die Auseinandersetzungen auf PG13 getrimmt und äusserst blutarm.
Auch inszenatorisch bietet „Assassin’s Creed“ Magerkost. Das repetitive Abspulen der Signature-Moves aus dem Game ist nerventötend und offensichtlich anbiedernd. Messerstecherei hier, Jesus-Christus-Pose dort, Herumgehüpfe hier, Sich-von-hohen-Türmen-fallen-lassen dort. Und so weiter und so fort. Gähn. Immerhin, wer Drinkspiele mag, der findet in diesem Streifen tausend Möglichkeiten, sich innert Minuten hackedicht zu saufen.
„Assassin’s Creed“ ist leider mehr der kleine Blutbruder von Machwerken im Stile von „Dracula Untold“ oder „I, Frankenstein“ als beispielsweise „Doctor Strange“.
Fazit:
Wenigstens bietet ein halbnackter Fassbender (all jenen die „Shame“ nicht kennen) einen Hauch Eye-Candy. Doch trotz seines Adonis-Körpers, welcher er wieso auch immer zur Schau stellen muss, bleibt „Assassin’s Creed“ aber nur dann einigermassen erträglich, wenn er auf Best-Worst-Niveau sinkt. Lächerlichste Dialoge animieren zum Komasaufen und die A-List-Schauspieler unterhalten mit ihren Ritalin-Performances auf Autopilot meist unfreiwillig. Leider sind in der horrenden Laufzeit von knapp zwei Stunden, sind die guten schlechten Momente zu rar gesät. Es bleibt schwer nachvollziehbar, welchen Teufel Fassi hier geritten hat. Der Film ist der Tiefpunkt in den Karrieren aller involvierter Personen.