Kurz:

Alex Hunter prügelt sich als Superheld-Verschnitt Dark Angel durch haufenweise Verbrecher und vergisst dabei, dass er eigentlich den Tod seines Vater und seiner Verlobten rächen sollte. Zum Glück ist da noch Sepp Blatter, welcher Hunter kurzerhand kidnappt und zu einem tödlichen Kickbox-Turnier verknurrt. Oder so.

Lang:

Schlaffer Saxo-Pop begleitet die Zuschauer durch die rudimentären Credits hindurch in die erste von gefühlt zweihundert Schlägereien. Anschliessend geht’s auch mit der Story Schlag auf Schlag. Nach der Anfangsklopperei unterhält sich der Hauptkicker Alex Hunter (gespielt vom 5fachen World Kickbox Champion Curtis Bush) mit seinem Polizei-Boss-Vater über einen offensichtlich heiklen Geschäftsfall, macht seiner Freundin einen Heiratsantrag und poppt sie zur Feier, nebenbei hackt der Bösewicht irgendeinem Statisten die Hand ab, entführt Alex, dessen Vater und Neo-Verlobte und ermordet alle. Natürlich überlebt Hunter. Irgendwie. Somit sind in den ersten acht Minuten (!) die Sachverhalte geklärt und Regisseur Mardy South hätte in den restlichen 80 Minuten eine knallharte Mann-sieht-Rot-Rächer-Story inszenieren können. Hätte.

„Psycho Kickboxer“, in grandiosem 4:3, bietet eine endlose Anzahl Absurditäten. Ich bin mir noch nicht sicher, was am irritierendsten ist: der lispelnde, manisch lachende Gangsterboss als Sepp-Blatter-Look-A-Like oder der Vietnam-Veteran, welcher im Rollstuhl sitzend aus Alex Hunter in bester Miyagi-Manier eine schädelquetschende Kampfmaschine zimmert. So oder so hebt das komplett talentfreie Schauspiel Curtis Bushs den Shock-O-Rama-Streifen auf bestes Trash-Niveau. Der Hybrid aus Freddie Mercury und Primarschullehrer glänzt mit keckem Schnauzer, durchtrainiertem Körper und schlagkräftigem Handwerk, die liebe Schauspielerei ist aber definitiv nicht seine Sonnenseite.

Wie Bush als Bürgerwehr-Ninja namens Dark Angel in den Strassen von Egalwo für Recht und Ordnung sorgt, analog den Batman-Filmen die Vigilante-Thematik vom Zaun bricht und à la Superman mit seiner Identität ein lächerliches Wer-Bin-Ich-Wohl-Spielchen treibt, ist zwar leidenschaftlich, aber auch unglaublich dämlich. „Psycho Kickboxer“ ist eine ungewollte Satire aufs Superhelden-Genre.

Bush legt sich mächtig ins Zeug, wohl anno dazumal in der Hoffnung sich als neuer Jean-Claude Van-Damme nach Hollywood zu prügeln. Ja, hauen, kicken, treten kann er, unbestritten, aber sein Besenstiel-im-Ninja-Arsch-Laufstil und seine, einem Stimmbruch ähnelnde Batman-Voice reichen einfach grad mal knapp fürs Trash-Metier.

Kommt hinzu, dass der arme Dark Angel mächtig viel zu tun hat. Unglaublich wieviele Verbrechen in den Strassen und Ecken von Egalwo laueren, überall wir geraubt, überfallen, vergewaltigt, gedealt und (…) gesprayt. Jedenfalls rennt der tapsige Ninja von einem Gesetzesbruch zum nächsten und vergisst dabei, dass eigentlich die Rache am Mörder seiner beiden Liebsten zu oberst auf der Agenda stehen müsste. Glücklicherweise wird er dann zum zweiten Mal (…) gekidnappt und an ein tödliches Kickbox-Turnier geschleppt, wo alle seine Feinde dem Anschein nah sehnlichst auf ihn und seinen Rachefeldzug warten.

„Psycho Kickboxer“ ist der Seelenverwandte des noch trasherigen und minim besseren „Fatal Deviation“. Während der irische Kickbox-Opus mehr Charm ausstrahlt, überrascht aber „Psycho Kickboxer“ und sein bescheidenes Produktionsbudget von $10’000 mit zwei blutigen und vorallem handgefertigten Gore-Momenten. Auf die im Cover angeteaste Enthauptung per Dropkick wartet der Zuschauer in „Psycho Kickboxer“ aber vergebens (Samurai Cop, Troll 2 etc. lassen grüssen).

Mikrofon-Ständer baumeln ins Bild, Versprecher werden toleriert und der Soundtrack, eine Mischung aus NES-Geklimper und Saxophon-Fahrstuhl-Gedudle, unterstützt die Absurdität des Streifens. Weiter auf der Haben-Seite sind der eigene Themensong, die Armada an Schnäuzen und die zig Knochenbrüche, die mit dem nervenden Pop im Lollipop-Song akustisch untermalt werden. Einfach köstlich.

The Best Worst

 

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One thought on “Psycho Kickboxer (1997)

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