KURZ:

­Leichtgewicht Melvin, Mopwischer beim „Health Club“ mutiert nach einem bösartigen Streich zum toxischen Rächer im pinken Miniröckchen…

LANG:

„Willkommen in Tromaville, New York, Hauptstadt der chemischen Verschmutzung! In unserer schönen Stadt erwartet Sie ein bunter Haufen verschiedener abgedrehter Menschen. Vergnügen Sie sich im lokalen „Health Club“ mit den gewalttätigen und drogensüchtigen Fitnessfreaks. Danach sollten Sie sich im Restaurant ein gesundes, mit frittierten Körperteilen und vor fett triefendes Mahl gönnen. Passen Sie aber auf Räuber auf, ab und zu kommt es nämlich zu Überfällen. Aber keine Sorge, der Toxic Avenger wird den Tag retten.“

So könnte ein Werbeflyer für den fiktiven Hauptschauplatz des Films lauten. Gleichzeitig ist dies auch ein Vorgeschmack auf diesen politisch unkorrekten Streifen, der in den 80igern den Namen Troma hinaus in die Welt brachte. Das Independent-Studio, im Jahre 1974 gegründet, landete damit einen kleinen Hit, dem drei mehr oder weniger gelungene Fortsetzungen folgten. Dazu kamen im Laufe der Jahre verschiedenstes Merchandise wie Comics, ein preisgekröntes Musical, Spielzeuge, ein Videogame sowie eine Cartoon-Serie für Kids. Sogar Hollywood hat Interesse daran, ein kinderfreundliches Remake mit Arnold Schwarzenegger (!) rauszubringen. Momentan liegt das Projekt auf Eis, ebenso wie ein fünfter Teil. All dies ist beachtlich, da dieser Film durch seine Schrägheit nicht eine breite Masse anspricht.

Regisseur und Studiogründer Lloyd Kaufmann (der hier noch unter dem Pseudonym „Samuel Weil“ zusammen mit Studiomitbegründer Michael Herz Regie geführt hat) wollte einen Horrorfilm machen, als Reaktion auf einen Zeitungsartikel. Kaufmann las in einer Zeitschrift, dass dieses Genre tot sei. Herausgekommen ist kein Gruselfilm, sondern eine Satire auf den Fitnesswahn der 80er, das Superheldentum und Fast-Food. Besonders letzteres wird oft in den Troma-Werken veralbert. Man darf hier aber keine intellektuellen Jokes oder gar Tiefgang erwarten. Die Witze sind sehr oft unter der Gürtellinie.

Der Held ist eigentlich gar nicht so heldenhaft (Stichwort: Tötung von Unschuldigen), das fällt aber nicht weiter auf, da die meisten Figuren sowieso durchgeknallt und crazy sind. Beispiel: Die Figuren überfahren kleine Kinder, verprügeln Omis, sind korrupt, sprechen im gebrochenen Deutschen Akzent und tragen Namen wie „Cigar-Face“, „Bozo“ (Depp) oder „Dr. Snodburger“.

Stellt euch Toxie so vor: Freundlicher als die Spinne aus der Nachbarschaft, härter als der Punisher, hässlich wie der unglaubliche Hulk und mindestens genauso versaut und frech wie Deadpool.

Vor allem der „Merc with a mouth“ weist einige Ähnlichkeiten zu Toxie auf: Beide sind aus einer Mutation entstanden, haben eine eher unübliche Freundin (Wade Wilson liebt eine Prostituierte und Toxie eine Blinde), bringen die Bösen um statt sie zu verhaften, sind soziale Aussenseiter und haben ein loses Mundwerk.

Im Gegensatz zum eher zahmen aktuellen Deadpool Film bricht der Toxic Avenger doch mehr Konventionen. Ein Hund wird getötet, eine Oma totgeprügelt, ein kleines Kind überfahren, ein Transvestit wird verstümmelt und dem korrupten Mayor werden Organe rausgerissen. Die Gewalt ist jedoch total over-the-top inszeniert und niemals ernst gemeint. Ausserdem ist sich der Zuschauer heutzutage weitaus brutaleres gewohnt.

Die Effekte sind aufgrund des beschränkten Budgets limitiert, gefallen aber trotzdem. Schön handgemachter Splatter, eine Autoverfolgungsjagd und Explosionen. Die Szenenwechsel sind unsauber geschnitten, was ein wenig störend ist. Ab und zu weist der Film kurze Längen auf, diese sind aber angesichts der knackigen Laufzeit von 82 Minuten verschmerzbar. Musikalisch dominiert (damals) zeitgemässer Plastik-Popsound. Zumindest der Song „Body Talk“ mutiert dank mehrmaligen Einsatz zum Ohrwurm.

Im Klartext: Toxic Avenger ist kein schlechter Film per se. Man braucht aber ein Faible für überdrehte, comichafte Gewalt, extrem platten Humor und schräge Charaktere. Besonders das permanente Overacting, welches fast an jenes von Nicolas Cage rankommt, ist gewöhnungsbedürftig.

Notizen am Rande: Oscar-Preisträgerin Marisa Tomei hat einen Mini-Auftritt (zudem auch noch ihre erste Filmrolle überhaupt). Vincent D’Onofrio („Full Metal Jacket“, „Jurassic World“, „Men in Black) hätte fast die Rolle von Bozo gespielt, wurde aber wegen Forderung nach mehr Gehalt gefeuert.

Fazit:

Als Einstieg in die Welt von Troma ist dieser Film bestens geeignet. Der beste Film der Reihe ist aber Teil vier, der seine Vorgänger in punkto Gewalt, Sex und Wahnsinn locker toppt.

 

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2 thoughts on “The Toxic Avenger (1984)

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