Kurz
Der beste Cannon Film, der nicht von der Cannon ist.
Lang
Ist „The Stabilizer“ ein richtig guter Film? Natürlich nicht! Ist er trotzdem der wohl unterhaltsamste Action-Kracher aus den frühen Achtzigern? Hell yeah! Vielleicht ist er sogar der beste Low-Budget-Exploitation-Action-Film aller Zeiten?! Wer „Deadly Prey“ mag, wird „The Stabilizer“ lieben. Aber der Reihe nach.
Indonesian Low Budget Action Spectacle
Nein, indonesische Actionfilme gibt es nicht erst seit „The Raid“. Besonders in den späten 70ern und frühen 80er produzierte der asiatische Inselstaat Filme im Akkord. Meist mit geringem Budget, dafür mit viel Herzblut. Diese gilt vor allem für „The Stabilizer“.
Trotz bescheidenem Budget nimmt der Streifen keine Gefangenen. Noch keine 40 Sekunden im Film, fährt der erste Raufbold mit einem Motorrad durchs Fenster – das erste und nicht letzte Mal, dass in diesem Streifen Fahrzeuge durch Dinge rasen. Nur 8 Minuten später steht die erste Verfolgungsjagd auf dem Programm, in welcher Ananas-Stände, Rikschas und etliche Fahrzeuge hopps gehen.
Es ist zu hoffen, dass die Stunt-Doubles eine gute Versicherung in der Tasche hatten. Hier tut sogar das Zusehen weh.
Stabi-Who?
Die Story ist natürlich Nebensache. Irgendein böser Bube mit Stachelschuhen namens „Rainmaker, Greg Rainmaker“ (Craig Gavin) will einen Rauschgift-Detektor UND eine Drogenformel sein nennen, hat aber die Rechnung ohne unseren bezaubernden Stabilizer gemacht.
Wieso Stabilizer? Na, weil er versucht, die Ordnung zwischen Gut und Böse wiederherzustellen, duh!
Peter Goldson (Peter O’Brian) als der Stabilisator und seine Vokuhila-Dauerwelle tragen den Film vom ersten Frame bis hin über die Ziellinie. Nicht nur ist sein übertriebenes Schauspiel komplett meschugge, auch sein nachträglich aufgenommenes Voice-Dubbing gehört zum Absurdesten, was die Filmgeschichte zu bieten hat. Nicht nur wirkt die Stimme aufgesetzt und fremd, auch ist die Intonation komplett falsch gesetzt. Einfach weird and strange das Ganze. Aber natürlich auf den Film bezogen in sich sehr stimmig.
Apropos weird and strange.
Dieses Porträt unseres Hauptprotagonisten hängt bei ihm im Schlafzimmer UND an der Wohnzimmerwand des Oberschurken. Steile Sache, nicht?
Und wenn wir schon bei den abgefahrenen Dingen sind: In „The Stabilizer“ werden Eidechsen lebende gegessen (zwei Mal!), Zungen zu Performance-Zwecken genüsslich langsam abgeschnitten und Karate-Kicks-by-Motorcycle durchgeführt. Dies nur eine kleine Auswahl der vielen WTF-Momente, welche dieser Streifen zu bieten hat. Und die unsäglichen Outfits lassen wir jetzt mal noch aussen vor.
Arzial und Rambu
Regie führte ein Typ namens Arizal – ja, wie Madonna oder Sting ist er zu einer Mononyme-Grösse geschrumpft – der ein paar englischsprachige Z-Filme mit Titeln wie „Ferocious Female Freedom Fighters Part 2“ und „Double Crosser“ produziert hat, aber der Grossteil seiner Filmografie sind eigenwillige indonesische Werke mit Namen wie „Saya Duluan Dong“, „Antri Dong“, „Tahu Diri Dong“ und „Gantian Dong“. (Mann … das ist eine Menge Dongs.)
Was die Schauspieler angeht, so hat Peter O’Brian, der die titelgebende Figur spielt, bereits in einigen anderen Z-Actionfilmen mitgespielt, darunter „Angel of Fury“ und „Forceful Impact“. Seine berüchtigtste Rolle, ist die des „Rambu“ aus „The Intruder“ von 1985. Richtig geraten, „Death Wish“ trifft auf „First Blood“, ohne Budget und Drehbuch realisiert. Definitiv auch einen Blick wert!
Fazit
Bist du mit Beat-em-up-Arcade-Spielen aufgewachsen – oder generell den kokaingetränkten Wahnsinn der 1980er Jahre nicht abgeneigt – dann los und „The Stabilizer“ so schnell wie möglich reinziehen. Der Streifen ist nicht nur der beste Double-Dragon-Live-Action-Film, von dem wir immer geträumt haben, sondern auch eines der bemerkenswertesten No-Budget-Actionspektakel der 1980er Jahre. Was diese Jungs mit so wenig finanziellen Mitteln auf die Beine gestellt haben, ist nicht nur beeindruckend, sondern grenzt schon fast an ein echtes Wunder – es ist wie jeder einzelne Andy-Sidaris-Film (Jup, wir haben sowohl „Hard Ticket To Hawaii“ als auch „Malibu Express“ im Kino abgefeiert), der je gedreht wurde, komprimiert und noch viel besser. Wir korrigieren uns: „The Stabilizer“ ist ein richtig guter und grossartiger Film!
Screening / KMG WORST NIGHT / The Stabilizer
Selbstverständlich gehört eine solche Action-Granate ins Kino und deftig abgefeiert. Freitag 23.9.22 im cinéClub in Bern! Nicht verpassen! Tickets und mehr Informationen findest du hier.