Kurz:

Yeti frisst Skifahrer.

Lang:

Kennst du „Fire and Ice“ von Willy Bogner? Oder die unsägliche Fortsetzung „Fire, Ice and Dynamite“? „Snowbeast“ aus den Siebzigern macht unsere Träume wahr und verarbeitet diese steifen Stemmfahrer und Schlangenschwinger zu Frischfutter. Ja, wir stecken tief in den 70ern fest und entsprechend ist die Mode in „Snowbeast“ zum Haare raufen: Mützen, Skibrillen, Ganzkörperskianzüge, alles in Augenkrebs verursachenden Buntfarben. Dank Schnee-Biggie ist die Haltbarkeitsdauer dieser Fashion-Opfer beschränkt.

Ja, die Prämisse von „Snowbeast“ tönt lustig, der Streifen ist es aber nicht, denn „Snowbeast“ ist eine kreativarmer, generischer Monsterfilm ab Stange: Kreatur treibt sein Unwesen, selbstloser Held will Touristen warnen, böse Tante will Gäste auf Biegen und Brechen vor Ort halten.

Die langweilige Story und blutarme Action ist grenzwertig, zum Glück bietet „Snowbeast“ aber einzelne Best-Worst-Momente. So schafft es beispielsweise Robert Logan mit seinem Schauspiel Erinnerungen an Schauspielkoryphäe Tommy Wiseau zu wecken. Richtig gelesen, Svenson schafft es, mit einer dermassen stoischen und taktlosen Art und Weise seine Zeilen vorzutragen, dass er dabei auch in „The Room“ nicht fehl am Platz gewesen wäre. Besser macht es da Yeti-Jäger Bo Svenson, welcher durch seine markante Fresse auch heute noch in Hollywood tätig ist. (Auszug aus seinem CV: „Inglorious Bastards“, „Delta Force„, „Kill Bill: Vol. 2„. Immerhin.)

Wie es sich für eine Straight-to-TV-Produktion aus den 70ern gehört, ist das Editing konfus und abrupt. Zum Teil wechseln Szenen mitten im Satz, Jacken sind innert Sekunden offen, zu und einen Schnitt später wieder offen, Soundkulissen überlappen unpassend und Nacht- und Tag-Stimmungen wechseln willkürlich. Uns Filmmasochisten gefällt sowas natürlich.

Und das Schneemonster? Meist aus der POV des Viechs inszeniert, versucht Regisseur Herb Wallerstein mittels Wackelkamera den Eindruck einer monströsen Bedrohung zu generieren. Im Bild ist maximal nur eine weisse Pranke zu sehen. Bewusst. Denn die paar wenigen Hundertstelsekunden in welchen sich Albino-Big-Foot in seiner ganzen Pracht offenbart, sind zum Haare raufen. Shit, sieht das Monster alles andere als furchteinflössend (aka scheisse) aus.

Was wir von „Snowbeast“ sonst noch so gelernt haben:

  • Auch an einem Skifestival ist jeder auf der Piste mutterseelenallein.
  • Trotz endlosen Pisten gibt es in Colorado keine Skilifte.
  • Ein Lagerfeuer ist immer romantisch, auch mit dem Wissen, dass sich ein menschenfressendes Monster in der Nähe herum treibt.
  • Auch ein 3 Meter grosses Monster kann sich hinter spärlichen Baumstämmen verstecken.
  • Die tödlichste Waffe bleibt nunmal ein Skistock.

Eigentlich würde das weisse Setting „Snowbeast“ schon genug interessant machen, denn nicht erst seit „30 Days of Night“ und „Dead Snow“ sind Blutspuren im Schnee besonders hübsch. Doch wie bei einer TV-Produktion zu erwarten, ist der Blutgehalt äusserst niedrig.

Fazit:

„Snowbeast“ ist zwar kurzweilig, doch trotz miesem Editing und mieser Mode bietet „Snowbeast“ zu wenig um auch nur annährend als Best-Worst-Classic abgefeiert zu werden. Eine Pranke und eine starre Maske machen halt noch kein Monsterfeeling. Schade.

 

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