Review
Kurz:
Ihr Name ist Sally, aber das ist nicht ihr richtiger Name.
Lang:
Kanadas Saskatchewan ist nicht besonders bekannt für sein Filmschaffen. „Ryan’s Babe“ könnte dies ändern. Nicht im positiven Sinne.
Der Film erzählt die absurde Geschichte einer angeblichen Selbstentdeckungsreise, durch den Mann mit dem schlechtesten Frauenglück in der Geschichte der Menschheit. Eigentlich müsste der Film „Ryan’s Horror Babes“ heissen, denn die Frauen, die der Durchschnittstyp via unkontrollierter Stolperei von Fettnäpfchen zu Fettnäpfchen aufgabelt, will niemand auch nur geschenkt.
Run, Ryan run!
Ryan interessiert sich null die Bohne für Connie (Alix Hitchings), das süsse Mädchen von nebenan. Ja, süss ist sie, aber leider auch hochgradig psychopathisch. Connie ist seit dem Kindergartenalter dermassen besessen von Ryan, dass sie nicht nur dessen aktuelle Beziehung sabotiert, nein, sie täuscht auch in übelster Harald-und-Maude-Manier einen Selbstmord vor.
Anstelle die gewünschte Aufmerksamkeit von Ryan zu erhalten, dreht ihr stets betrunkener, mit Schrotflinte bewaffneter Vater (grandios übel: Peter Cooy) durch und macht sich auf, Ryan umzunieten. Ganz Ryan, nimmt dieser den erwachsenen Ausweg: er greift nach seinem Koffer, rennt zu seinem Auto und fährt los – in Richtung Calgary, oder so. Der wohl beste, schlechteste Roadtrip der Filmgeschichte nimmt so seinen Lauf. Ab sofort werden die eh schon sehr lockeren Story-Planken durch das Traumpaar Zufall und Lächerlichkeit abgelöst. Fast so wie bei Forrest Gump. Aber nur fast.
Ja, Ryan trifft sie alle
- Das Ehepaar, das am Strassenrand mit gestohlenen Autos und Falschgeld Dummbeutel anlockt und übers Ohr haut. Ryan tauscht natürlich gerne seine Karosse ein.
- Sally, also eigentlich Krista (Catherine Rossini), eine High-Society-Erbin, die soeben ihren Ehemann erschossen hat, und jetzt Ryan erpresst, damit er sie zum Flughafen fährt. Selbstverständlich geht das nicht, ohne dass die Beiden auf der Fahrt noch das Stockholm-Syndrome-Klischee bedienen.
- Die mächtigen Drogenhändler, welche Ryan mit dem Sohn ihres grössten Widersachers verwechseln (!), ihn entführen und mit Shakespeare (oder Shackespeare) Zitaten foltern.
- Die Cheerleader, welche Ryan mit einem Vergewaltiger verwechseln (!), fast kastrieren, mit Drogen zu dröhnen und in einer Toilette absetzen.
- Die Nutte mit Herz aus Gold und Geldproblemen. Glücklicherweise gewinnt Ryan mal eben 20’000 Dollar in einem Casino, welches er natürlich (!) verschenkt.
- Ein dicker Gigolo, der Ryan zu einer öffentlichen Strip-Einlage an einem Junggesellenabend überredet. Klar ist Ryan auch für diesen Spass zu haben.
- Die Mutter der zukünftigen Braut, die den Junggesellenabend crasht, notgeil Ryan antänzelt und ihn dann prompt auch ins Bett bringt. Spätestens jetzt wäre ein „Nein“ aus dem Mund Ryans angebracht gewesen. Aua, schon nur wegen dieser Szene sollten die Filmemacher auf Schadensersatz verklagt werden.
Und während Ryan von der einen Idiotie zur nächsten taumelt, versucht seine Mutter zuhause die Familie von Connie zu besänftigen, so dass sich ihr Sohnemann, wo immer er sich gerade befindet, auf den Heimweg machen kann.
Oh hai Ryan!
Die Parallelen zu Tommy Wiseaus Best-Worst-Klassiker „The Room“ sind nicht von der Hand zu weisen. Der eigens für diesen Film geschriebene Soundtrack ist ähnlich originell und hanebüchen, die latente Frauenfeindlichkeit omnipräsent und als Schauspielerei darf das Dargebotene nicht bezeichnet werden. (Einzige Ausnahme ist Bill LaVasseur, der definitiv mehr Charme als Wiseau versprüht, den Film aber nicht vom heroischen Untergang bewahren kann.)
Die wohl absurdesten Dialoge der Filmgeschichte liefern ihren Teil dazu bei, dass die menschlichen Beziehungen in etwa so natürlich wirken, wie Trump Merkel anlächelt.
Das Hauptproblem ist die verwirrende Struktur des Films, die oft dazu neigt, Flashbacks in Flashbacks zu legen und so den Film völlig unzusammenhängend und zunehmend absurder gestaltet. Wobei „Hauptproblem“ das falsche Wort ist, eigentlich ist das ja eine der vielen Stärken des Films, jedenfalls in unserem sonderlichen Universum.
Ray Ramayya heisst Ryan’s Babes Tausendsassa, der Regie, Drehbuch und die Produktion zu verantworten hat. Seine Schauspielkunst bleibt uns erspart. „Ryan’s Babe“ ist sein zweiter und letzter Film. Aber hey, der Film erschien drei Jahr vor (!) „The Room“. Also Ehre wem Ehre gebührt.
2019 – the year of Ryan!
„Ryan’s Babe“ kennt (noch) kein Schwein. Stand März sind auf IMdB 77 Ratings und 9 User-Reviews zu verzeichnen. (Im Vergleich: „The Room“ verzeichnet 64’028 Ratings und 478 User-Reviews.) Wir finden, „Ryan’s Babe“ gehört in jede Top-10-Liste aller Best-Worst-Afficionados – und ins Kino! Siehe oben.
Fazit:
„Ryan’s Babe“ macht alles falsch. Gut so. Ein Best-Worst-Knaller für die Ewigkeit.
Videonomicon knows!
Falls dich unserer Review nicht genug begeistert hat, unsere Kollegen von Videonomicon liefern dir fünf Gründe, wieso du dir den Film antun musst:
//www.youtube.com/watch?v=ruX9_XthG38&index=2&list=PLftYCf0CNZvrgjfzTvo4t98W23uyobpTs
Trailer
//www.youtube.com/watch?v=83HsSyHo4FQ