Kurz:
Ein grosser Teller „Phantom der Oper“ mit einer Beilage „Rocky Horror Show“, einer feinen Prise „Faust“ und einem Hauch „Bildnis des Dorian Gray“
Lang:
«Phantom of the paradise» ist ein orgasmisches «horro- rock-comedy» Musikspektakel aus der Feder und Regie von Brian De Palma (Carrie, Scarface, Mission Impossible) über ein verkrüppeltes Musikgenie, die schöne Sängerin Phoenix, den skrupellosen Musikproduzenten Swan und dessen neueröffneten «Rockpalast» Paradise,
Niemand mag es, wenn ihm etwas weggenommen wird. Schon gar nicht wenn es sich um das eigene Lebenswerk, das Aussehen, die Stimme und Liebe des Lebens handelt. Genau so ergeht es dem hochbegabten Komponisten und Sänger Winslow Leach (William Finley), der vom berühmten Produzenten Swan (Paul Williams) benutzt und hintergangen wird. Verstümmelt versteckt er sich im kurz vor der Eröffnung stehenden Rockpalast und sinnt er auf Rache am teuflischen Musikmogul.
Das stärkste Element des Filmes ist eindeutig die Musik. Aber keine Angst: Die Hauptfiguren fangen nicht «musicaltypisch» an zu singen und tanzen! Vielmehr treten verschiedene fiktionale Bands im Umfeld des «Rockpalastes» Paradise auf. Das Spektrum ist dabei äusserst vielfältig: So findet sich Musik den surf-rock ‘greasern’ «Juicy Fruits», über die Liebesballaden vom Phantom und Phönix bis hin zur glam-rock-extravaganza «Beef».
Der fantastische Soundtrack stammt von Paul Williams, der im Film den teuflischen Musikproduzenten «Swan» mimt und der als Songwriter bereits mehrere #1 chart hits geschrieben hatte (so etwa der #1 Hit von Barbara Streisand «Evergreen», mehrere #1 Hit von den Carpenters «I wont Last a Day without you», «rainy days and Mondays» und mehr). Der Soundtrack des Films wurde im Jahr 1975 ausserdem für den Oscar und Golden Globe nominiert.
Auch filmisch überzeugt der Film an mehreren Stellen. So sind einige Filmszenen mit «split screen» gefilmt, also der Bildschirm geteilt, um bestimmte Ereignisse zur gleichen Zeit aus verschiedenen Einstellungen zu zeigen; eine Technik, die Ende 60er und Anfangs 70er Jahre beliebt wurde.
Bemängeln kann man am Film wohl die an einigen Stellen schon recht wirre Geschichte und wer sich keinen Reim auf Musik machen kann, sollte sich definitiv von diesem Film fernhalten.
Erwähnenswert ist auch, dass besonders in der heutigen Zeit von #metoo einige Szenen im Film besonders auffallen. Mehrmals wird etwa dargestellt, wie sich Männer gegenüber Frauen etwas zuviel erlauben. So müssen etwa Sängerinnen, welche beim Produzenten Swan vorsingen, mehr als nur eine gute Stimme mitbringen. Bei solchen Szenen kann einem schon ein kalter Schauer über den Rücken laufen…
Fazit:
Wer etwas mit (guter!) Filmmusik anfangen kann und eine Schwäche für Schräges und Abgedrehtes hat (hehe, sonst wärt ihr ja kaum auf diesem Blog), der sollte diesen Film nicht verpassen! Eine musikalische Orgie mit absolut verdientem Kultstatus!
Fun fact: In den Jahren 2005 und 2006 wurde der Film mit dem Festival «Phantompalooza» gebührend gefeiert.
Einige Beispiele für Musikstücke aus dem Film: https://vimeo.com/135842282 oder https://www.youtube.com/watch?v=Psj1l6JHmPA (mit kleinerem Spoiler am Ende des Video, am besten nicht das ganze Lied anhören ? )