Eine tote Ex mutiert zur ultimativen Anti-Baby-Pille, Rocky zeigt Johnny Storm wie man richtig prügelt und Caesar geht vor dem Kommunismus auf die Knie. Hier ein weiterer Threesome.
Nina Forever (2016)
Der Film handelt von einer komischen Dreiecksbeziehung um eine tote Ex, die sich beim Poppen durch die Laken presst und so ihren Wittwer instant-schlapp macht. „Nina Forever“ ist ein gut gemeinte, recht abgedrehte Ode an die Liebe und all ihre hässlichen Fratzen. Der Streifen bietet haufenweise Sexszenen, welche praktisch alle in einem Blutbad enden. Trotz der verstörenden Sexiness lässt „Nina Forever“ den Zuschauer im Endeffekt unbefriedigt zurück. Zu repetitiv ist die Geschichte, zu redundant ist der Gore und zu plump und nichts sagend bleibt das Schlussfazit. Der pechschwarze Humor steht dem Film meilenweit besser, als der aufgesetzte Pathos. Schade, dass die bissige Situationskomik am Bettrand zum Zuschauen verdammt ist, während Ben Blaine und Chris Blaine (Regie, Drehbuch) erfolglos die nötige Relevanz im Liebesnest suchen. Zu Gute halten muss man dem Bruderpaar, dass „Nina Forever“ für ein Erstlingswerk optisch klasse daherkommt und auch die Schauspieler ihre Sache durchaus gut machen. Dennoch nervt der Film mehr als er unterhält.
Creed (2015)
Ryan Coogler ist ein Riesentalent. Mit seinem zweiten Spielfilm, der erste war der grandiose Fruitvale Station, beweist er schon ein verdammt stilsicheres Händchen. (Kein Wunder ist Coogler auserkoren worden, bei der Originstory des ersten schwarzen Marvel-Superhelden Black Panther die Fäden zu ziehen.) Coogler schafft mit „Creed“, was Sylvester Stallone mit seinen vier Fortsetzungen (bei „Rocky V“ führte John G. Avildsen Regie) nicht gelang, nämlich einen veritablen Nachfolger des erfolgreichsten Boxer-Films aller Zeiten zu schaffen. Die Parallelen zu „Rocky (1976)“ sind offensichtlich und natürlich gewollt. Doch anstelle es sich auf dem gemachten Bett bequem zu machen, erzählt „Creed“ die Geschichte modern, unaufgeregt und charmant. Hauptdarsteller Michael B. Jordan glänzt als Sohnemann des legendären Apollo Creed. Er verleiht der Rolle die nötige Kredibilität, ohne sich in Klischées zu verfangen. Ein weitere Überraschung bietet das Schauspiel von Rocky-Himself. Mr Stallone nuschelt sich zwar in gewohnter Manier durch den Streifen, überzeugt aber als alter Mann und lässt – aufgepasst – sogar seine Mimik und Körpersprache spielen. Einen Oscar als bester Nebendarsteller wäre jedenfalls – genau 40 Jahre nach seiner Nomination und seinem Nichtgewinn für „Rocky“ – eine hübsche Hollywood-Story. „Creed“ verdient auf jeden Fall alle Aufmerksamkeit die er kriegt und kämpft sich locker in die Top 5 Liste der besten Boxerfilme aller Zeiten. Nostalgisch, wuchtig, rührend. A Winner.
Hail, Caesar! (2016)
„Hail, Caesar!“ ist der beste Coen-Film nach „Big Lebowski“. Punkt. Bereits mit „Inside Llewyn Davis“ fanden die famosen Coen-Brüder nach den aus meiner Warte eher bemühten Ausflügen ins Western-Genre („No Country For Old Men“ und vor allem „True Grit“), endlich wieder Tritt und legen jetzt in der vierten Kollaboration mit George Clooney ihr vermeintliches Meisterwerk vor. Vermeintlich, weil es dieser Streifen vielen Zuschauern mit seiner episodenhaften Erzählweise und seiner fragmentierten und schlussendlich auch nicht abschliessenden Geschichte nicht leicht macht. Dafür strotzt „Hail, Caesar!“ nur so vor Ideen, Skurrilitäten und Liebe zum Detail. An diesem Set hätte sogar Wes Anderson seine helle Freude gehabt. Der 50er-Jahre-Look sitzt, wie die Seitenhiebe nach Hollywood stechen. Zudem sprudelt das grandiose Schauspiel-Ensemble, angeführt von Josh Brolin, vor Spiellaune. Allen voran Channing Tatum, in einer für ihn perfekten Rolle, selbstironisch, blasiert und schlicht weg grandios. Doch wie die Coen-Brüder bereits bei „Inside Llewyn Davis“ mit Oscar Isaac einen dazumal gänzlich unbekannten Schauspieler aus dem Hut zauberten, gehört „Hail, Caesar!“ dem Noch-No-Name Alden Ehrenreich. Sein Auftritt als Vollblut-Cowboy gehört zum Besten und Amüsantesten, was in den letzten Jahren über die Leinwand flatterte. (Ja, ich habe Deadpool bereits gesehen!) Eigentlich war ich überzeugt mit „The Revenant“ bereits im Januar den Film vom Jahr gesehen zu haben. Ich denke, ich muss mein Verdikt bereits im Februar nochmals überdenken. Hmmm, would that it were so simple?