Kurz:
Zwei alte Freunde treffen sich in einem Restaurant und reden… und reden… und reden…
Lang:
Wallace Shawn (Toy Story, The Princess Bride) und Andre Gregory (hauptsächlich Theaterregisseur, aber auch Auftritte in Filmen wie The Last Temptation of Christ und The Mosquito Coast) haben nicht nur das Screenplay für den Film „My Dinner with Andre“ geschrieben, sondern spielen auch die beiden Hauptrollen. Im Film treffen sich Wally und Andre (als fiktionalisierte Versionen ihrer selbst ) nach jahrelanger Funkstille zum Abendessen im New Yorker Café des Artistes. Wie der Name des Films schon andeutet, dreht sich der ganze Film um eben jenes Abendessen beziehungsweise um das Gespräch der beiden alten Freunde währenddessen.
Der Theaterautor und Schauspieler Wally, der den Film manchmal als Erzählerstimme kommentiert, hat das Gefühl, dass er seinem alten Freund irgendwie helfen muss und ist ganz und gar nicht vom geplanten Dinner mit dem Theaterregisseur Andre begeistert. So begintn Wally in der erste Hälfte des Filmes zögerlich, Andre über seine letzten Jahren, welche er als gesellschaftlicher Aussteiger verbracht hat, auszufragen. Andre erzählt ihm dabei unter anderem von experimentellem Improvisationstheater mit dem polnischen Theaterregisseur Jerzy Grotowski, von einem Versuch einer Adaption von Antoine de Saint-Exupérys „Der kleine Prinz“ in einer Wüste und von seinem Aufenthalt in der schottischen Lebensgemeinschaft Findhorn. Diese Geschichten wecken nach und nach Wallys Interesse. Trotz des fast monologem Vortrags Andres in der ersten Hälfte des Filmes, kommt durch das lebhafte Erzählen und die interessante Thematik der Selbstfindung und Selbstverwirklichungsversuche Andres keine Langweile auf.
In der zweiten Hälfte des Filmes entwickelt sich ein Gespräch zwischen den beiden Freunden, in welchem Andre und Wally ihre Ideen und Vorstellungen austauschen. Obwohl das Theater ein immer wiederkehrendes Element der Unterhaltung bleibt, werden allgemeinere Themen wie das Leben selbst und Kritik an der moderne Gesellschaft angesprochen. So diskutieren Wally und Andre darüber, wie die Menschen in der heutigen Zeit kein Interesse an der Realität mehr haben und ihre Gefühle nur noch indirekt ausdrücken können. Für Andre ist der direkte Kontakt zwischen Menschen verloren gegangen.
Auch wenn sich die beiden in ihren Vorstellungen teilweise übereinstimmen, werden auch schnell die unterschiedlichen Standpunkte von Wally und Andre klar. Während Andre auf einer sprituellen Suche nach echter menschlicher Verbindung und nach der Erfahrung eines ‚echten Lebens‘ ist, gibt sich Wally mit den kleinen Freuden und Bequemlichkeiten des Lebens zufrieden. Dieser Konflikt wird im Film auch gar nicht endgültig aufgelöst. Die beiden Ansätze bleiben als gleichwertige Lebenseinstellungen stehen und regen den Zuschauer selbst zum Nachdenken an.
Interessant wird der Film auch durch autobiographische Komponenten der Hauptdarsteller. Wie im Film von Andre erzählt, verliess Andre Gregory tatsächlich frustriert über sich selbst und über die Rolle des Theaters in der Welt seine Heimat und arbeitete in Polen mit Jerzy Grotowski und lebte einige Zeit in spirituellen Kommunen wie etwa Findhorn.
„My Dinner with Andre“ muss auch definitiv ein gewisser Kultstatus zugesprochen werden. So wurde der Film schon mehrmals in bekannten Serien und Filmen aufgegriffen. Das wohl berühmteste Beispiel ist wohl die Hommage in den Simpsons. Martin spielt dabei in einer kurzen Szene der Folge „Boy-Scoutz ’n the Hood (S5 E08) das Arcadespiel „My Dinner with Andre“ (https://www.youtube.com/watch?v=V91Y7MRw7eo). Auch in den Serien Family Guy und Community wurden Referenzen zum Film mit Wallace Shawn und Andre Gregory gemacht.
Fazit:
Wer sich auf diese sehr spezielle Art des Films einlassen kann, wird definitiv belohnt. „My Dinner with Andre“ ist nicht nur unterhaltsam, gesellschaftskritisch und interessant, sondern bringt den Zuschauer selbst zum nachdenken. Für mich ist „My Dinner with Andre“ ein fantastischer Kultfilm für Filmliebhaber, bei denen es nicht nur krachen und knallen muss.