Kurz

Wenn sich Softporno als Actionkino tarnt.

Lang

Als Fans des beliebten YouTube-Kanals Red Letter Media (insbesondere ihrer urkomischen Reihe „Best of the Worst“) ist uns Andy Sidaris und seine unsinnigen Plots, B-Movie-Possen und vor allem seine einzigartige Fähigkeit, in fast jeder Szene eines Films Brüste zu zeigen, bereits bestens bekannt. 2016 feierten wir seinen wohl absurdesten Streifen „Hard Ticket To Hawaii“ im Rahmen unserer sechsten KMG-Night ab und vier Jahre später ist es endlich an der Zeit, dass wir uns mit seinem, in Sidaris-Fan-Foren als seinen besten Streifen abgefeierten Output zu beschäftigen.

Die „Handlung“ von „Malibu Express“ besteht darin, dass der schlechteste Privatdetektiv namens Cody Abilene der Welt (der irgendwann einmal ganz offen zugibt, dass er noch nie in seinem Leben ein bewegliches Ziel getroffen hat) einen Fall untersucht, in dem jemand Computertechnologie an Russen vertickt. Die Spur führt ihn in das Haus einer sehr reichen Familie, die von einem Ex-Knacki erpresst wird. Tönt nach Story, doch keine Angst, auch in „Malibu Express“ ist die Geschichte nur eine Ausrede um Actionszenen an Brüste und Brüste an Actionszenen zu hängen. Entsprechend konsequent ist auch, dass die gestohlene Computertechnologie nur kurz ein Thema bleibt und nach den ersten fünf Minuten nicht mal mehr ein Computer im Film zu sehen ist.

Ja, „Malibu Express“ torkelt arg an der Grenze zum Softcore-Porno und entkommt diesem Etikett nur dank grosszügigen Aussenshots ansehnlicher Locations und passablen Krawall-Szenen. Doch auch zwischen den Bürsten ähmm Zeilen bietet der Streifen einiges üble. Unter anderem ist Privatdetektiv Codys Liebestagebuch, welches den Zuschauer durch den Film führen soll, eine Augen- und vor allem Ohrenweide. In hölzernen Sprachaufnahmen beschreibt er sein banales Tageswerks, wie beispielsweise „I stopped by the store for a peanut candy bar“. Ne, auch als Drehbuchautor gewinnt Andy Sidaris mit diesem Machwerk keinen Oscar. Trotzdem sind einige Quotes in ihrer Dreistheit höchst unterhaltsam. Ein für „Malibu Express“ typischer Anmachspruch geht so: „I understand you’re a private investigator. And I want to know if you’ll investigate my privates.“ – klar greift Cody hier herzhaft zu.

Weitere Malibu-Benefits sind beispielsweise eine clowneske Schießerei, die auch im Looney-Tunes-Universum nicht fehl am Platz gewesen wäre und ein lauthals „JAAAAAAAHHHH“ schreiender Schurke, durchs Band weg dämlichere Handlanger und das hölzernstes Schauspiel von Playboy-Bunnies sein Youporn. Das Ganze wird in ein Schnittwerk eines Editors eingebettet, welcher sein Handwerk definitiv nicht professionell auszuüben scheint.  Doch genug Stänkerei, „Malibu Express“ bedient „T&A“-Liebhaber – und gut ists.

Doch Achtung, der Film hat nicht nur Witz, sondern ist in manchen Szenen recht verstörend. Jedenfalls im Jahr 2020. Der Film hat schon 35 Jahre auf dem Buckel – und wir hüten uns davor, ältere Filme dafür zu kritisieren, dass sie heutzutage nicht 100% „PC“ sind, doch gibt es doch Szenen, bei welchen aufgeschlossenen  Zuschauern das Lachen im Hals stecken bleibt. Anstößige Witze bis hin zu einer tatsächlichen Vergewaltigung, „Malibu Express“ bietet auch unbequemen Stoff, den es durchzustehen gilt. Glücklicherweise übertrumpft die schiere Heiterkeit des restlichen Films diese Alterskrankheiten.

Fazit

„Malibu Express“ macht Spass. Es ist sicherlich vermessen ihn als B-Movie-Klassiker zu bezeichnen, doch für Genre-Liebhaber bleibt der Streifen ein grossartiger Film. Besonders im Plenum zu geniessen.

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