Ob Omen-Verschnitt, passionierter Hitman oder Kettensägen-Liebhaber, das Böse hat viele Formen. Gleiches gilt für die Qualität, der in diesem Dreier belichteten Filme.

Little Evil (2017)

Evangeline Lilly („Lost“, „Ant-Man“) und Adam Scott („Parks and Recreation“) versuchen in diesem von Netflix produzierten Streifen dem Streaming-Dienst seinen Langspielfilmfluch auszutreiben. Spoiler: es gelingt ihnen nicht. Das Hauptproblem sind aber nicht die beiden Hauptdarsteller, sondern die fehlenden Eier des Regisseurs/Drehbuchautors Eli Craig („Tucker and Dale vs. Evil“). Die Prämisse von „Little Evil“ ist durchaus erfolgsversprechend: Damien ähm… Lucas ist ein kleiner Satansbraten. Wenn er nicht gerade seinen Stiefvater im Garten verbuddelt oder seine Lehrerin aus dem Fenster stürzen lässt, sitzt er grimmig auf einer Schaukel und schmiedet die nächsten „Evil Plans“. Die von Lilly verkörperte Mutter stellt sich natürlich in jeder Situation schützend vor ihren Sprössling, während der von Scott dargestellte Stiefvater langsam an Beelzebubs Niederkunft glaubt. „Little Evil“ macht aber einen grossen Fehler. Die Anspielungen an Kultfilme wie „Poltergeist“, „The Omen“ oder „Stigmata“ füttern eher eine ältere, filmerprobte Zielgruppe, während der teils plumpe Humor und vor allem die absolut gore- und horrorfreie Umsetzung eher ein Massenpublikum auf seine Seite zu ziehen versucht. Mit dem biederen Abschluss schiesst der Streifen dann jeglichen, anfangs gewonnen Goodwill über den Haufen. Ein Film aus der Sparte: „Missed opportunity“. Knappe 2 Teufelshörnchen.   

Killing Gunther (2017)

Achtung Etikettenschwindel: zwar strahlt Arnold Schwarzenegger als zentrales Promotions-Tool von jedem Filmplakat und auch der Trailer zu „Killing Gunther“ baut auf den Österreicher, trotzdem taucht er erst in den letzten 20 Minuten des Streifens auf. Vielmehr ist der Film das Vehikel von Taran Killam, welcher Regie, Drehbuch und die Hauptrolle inne hat. Bekannt durch seine Auftritte in „Saturday Night Live“ und durch seine Ehefrau Cobie Smulders („How I Met Your Mother“ und „The Avengers“) versucht sich der Amerikaner an einer Mockumentary im Attentäter-Umfeld. Obwohl charmante Ideen und originelle Einfälle den Film bevölkern, geht mit Killam kein zweiter Christopher Guest verloren. Die Charaktere sind zu übertrieben gezeichnet und die Story über Hitmen, welche eine Kamera-Crew auf ihre Exekution-Tour mitbringen, wirkt sehr aufgesetzt. Trotzdem verzeihen wir das dem Film noch knapp, aber absolut unverständlich ist es, wieso die Produktionsfirma trotz Noldi absolut null Budget für SFX einstellte. Und mit „Null“ meinen wir Birdemic-mässiges-Null! Die Schusswunden oder das Mündungsfeuer werden ihn hässlich billigster Asylum-Postproduction über das Bild gestülpt, für einen Film, welcher als vermeintliche „Dokumentation“ durchgehen möchte, absolut unverzeihlich. Dennoch ist „Killing Gunther“ eine gewisse Originalität nicht abzustreiten, einzelne Gags treffen ins Schwarze und vor allem Schwarzenegger glänzt mit einer Spielfreude, welche von ihm noch selten bis nie gesehen wurde. Kommt hinzu, dass der Film in süffigen 90 Minuten locker runterflitzt. Mit mehr Budget, Mut zum R-Rating und selbstsicherer Charakterzeichnung hätte der Streifen durchaus Kult-Potential gehabt. Knappe 3 Kopfschüsse.

Leatherface (2017)

„The Texas Chainsaw Massacre“ gehört in die Top 100 Liste eines jeden Filmliebhabers. Tobe Hooper (RIP) schuf 1974 einen Horrorfilm für die Ewigkeit, verstörend, brutal und einzigartig. Kein Wunder wurde infolge immer wieder versucht, ein Stück des Kettensägenkuchens abzuschneiden. Doch weder The Texas Chainsaw Massacre 2 (wir hassen dieses unsägliche Sequel!) noch  Leatherface: The Texas Chainsaw Massacre III,  Texas Chainsaw Massacre: The Next Generation, Michael Bayhem Bays The Texas Chainsaw Massacre oder dessen Prequel The Texas Chainsaw Massacre: The Beginning vermochten den ungehobelten, kranken Groove des Originals einzufangen. 2017 versuchen nun die beiden Franzosen Alexandre Bustillo und Julien Maury, bekannt für den grandios derben Kultstreifen „L’intérieur“, der Reihe einen neuen Impuls zu geben und dabei ihren blutroten Stempel aufzudrücken. Leider schaffen sie es nicht ganz. Die Straight-to-DVD-(oder wie heisst das heute? Straight-to-DTV?)-Produktion glänzt zwar mit krankem Irrenhaus-Setting, glaubwürdigen Schauspielern und herrlichen Gore-Momenten, bleibt dabei aber relativ austauschbar. Zwar sind die Anspielungen auf das 1974er Original gelungen, die abschliessende Transformation des Antagonisten in den altbekannten Menschenhautfreund holpert aber mehr als eine ungeölte Kettensäge. Trotzdem finden wir, dass „Leatherface“ einen Blick wert ist und alle anderen Texas-Prequel-Sequels-Reboots locker in den Schatten stellt. Der Streifen bietet soliden, blutigen Slasher-Gore, wie ihn heutzutage nur wenig Filmemacher hinkriegen. Es scheint also doch noch ein bisschen „Inside“ drin zu sein. 3 wohlverdiente Kuhköpfe.

 

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