Kurz:
Killerin hat genug vom Killen.
Lang:
Passt das Cover zum Streifen? Sind wir effektiv im B-Movie-Heaven? Bietet „Fatal Justice“ richtig üble Handwerkskost? Hell Jeah! Hell Jeah! Und Hell Jeah! Aber Achtung: die Rambine auf dem Titelbild hat Null Ähnlichkeit mit der effektiven Hauptdarstellerin und obwohl die Tagline einen Rape-Revenge-Streifen ankündigt, hat „Fatal Justice“ etwa ähnlich viel gemeinsam mit „I Spit On Your Grave“ wie ein Streifenhörnchen mit einem Fertig-Fondue.
Zur Story: in „Fatal Justice“ hegt eine vollbusige Auftragskillerin Zweifel an ihrer Berufswahl. Als sie an einem sonnigen Nachmittag als Pizza-Kurier verkleidet in eine Familienfete platzt, um einen überraschten Opa am Grill („WHY WOULD I ORDER PIZZA WHEN I’M GRILLING STEAK?!“) über den Haufen zu knallen, kämpft sie im Nachgang mit Gewissensbissen und tritt zurück. Doch dem B-Movie-Plot sei Dank, hat die Protagonistin die Rechnung ohne ihren skrupellosen Chef gemacht, welcher sie zu einem letzten Auftrag nötigt. Und dieser vermeintliche Schluss-Akt hat es in sich, denn sie muss keinen Geringeren zur Strecke bringen, als ihren Vater. Wieso? Weil B-Movie halt.
Suzanne Ager ist als Hitwoman Diana in etwa gleich glaubwürdig wie Pamela Anderson als Barb Wire. Glücklicherweise verschlang „Fatal Justice“ aber massiv weniger Produktionsbudget als das unsägliche Anderson-Vehikel, was den Streifen zu einem Best-Worst-Freudenfest formt. Ager, später noch als, Achtung jetzt kommt ein Name für die Ewigkeit, Boopsie Underall in Buford’s Beach Bunnies zu geniessen, stolpert mit einer üppigen Perücke, welche sogar den Samurai Cop himself erblassen lassen würde, durch eine Story dünner als ein anorexischer Zahnstocher. Die Schauspielerin wirkt stets unsicher und überfordert. So sind die einzigen Szenen, in welchen sich Ager offensichtlich sicher fühlt jene, in welchen sie ihre Brüste in die Kamera schwenken darf. Und das darf sie häufig. (Boooooobs.) OK, für uns Filmmasochisten bieten natürlich vorallem ihre Stakkato-Dialoge, welche sie hölzerner vorträgt als ein bekiffter Pinocchio, den grösseren Mehrwert.
Der Gegenspieler von Hitwomen Diana, also ihr vermeintlicher Vater, wird von Joe Estevez („Beach Babes from Beyond“, „San Franpsycho“ und „Max Hell Frog Warrior“) personifiziert. Der Lieblingsonkel Charlie Sheens haust in „Fatal Justice“ an einer Waldlichtung und bildet dort eine Horde Schnauz- und Pullover-in-den-Hosenträger zu vermeintlichen Killermaschinen um. Wieso? „Because they want to kill people“. So simpel. B-Movie halt.
Fun Fact: Regisseur Gerald Cain war dermassen dreist, dass er aus einem Demo-Reel einer texanischen Stuntbude verschiedene Szenen kopierte und 1:1 in „Fatal Justice“ schnitt. So kommt es in diesem Trash-Streifen gut und gerne mal vor, dass Verbrecher in einem roten Auto wegdüsen, nur um dann kurze Zeit später in einem brauen Wagen durch die Luft geschleudert zu werden. Vielleicht hatte Cain die Vorstellung, dass den Zuschauern die eingefügten Szenen nicht auffallen, tja.
Fazit:
„Fatal Justice“ macht Spass. Ähnlich wie „Fatal Deviation“ trieft in diesem Streifen die Direct-to-VHS-Ästhetik vom ersten bis zum letzten Frame durch. Übermotivierte Laiendarsteller versuchen sich als Action-Stars, ein Drehbuch im Umfang eines Post-It-Zettels und lächerliche, weltfremde Dialoge, „Fatal Justice“ machte alles falsch und dabei alles richtig.