Kurz:

From Schlager zu Schläger.

Lang:

Huch, ein Schwurbler-Schnizel

Um «Die Brut des Bösen» richtig huldigen zu können, müssen wir natürlich zuerst beim Main-Man ausholen. Geboren als – festhalten – Antonio Augusto Schnizel-Renicolo, heisst er heute anders. Christian Anders. (OK, den konnten wir uns nicht verkneifen.)

Bekannt wurde Anders als österreichischer Schlagersänger und ist mittlerweile zum Sektenführer und Oberschwurbler mutiert. Sein 70er-Überhit „Es fährt ein Zug nach Nirgendwo“ lies bereits Dieter Thomas Heck in der ZDF-Hitparade in die Hose jizzen. Siehe Videobeweis:

Doch auch den asiatischen Kampfsportarten war der blonde Hüne nicht abgeneigt. Entsprechend nutzte er die Chance, 1979, also genau in der Blütezeit der Martial Arts Filme, den ersten österreichischen-deutschen Karate-Film aufs Parkett zu legen. Und wie es sich für einen Vollblut-Narzissten gehört, schrieb er das Drehbuch, führte Regie und gab selbstverständlich sich selbst die Hauptrolle als Karategott.

Bei den Kampfszenen merkt man deutlich, dass Christian Anders kein Laie des Fachs ist. Er hat Karate erlernt und sogar den schwarzen Gürtel inne. Leider hört das gelernte Handwerk bei Karate auf.

What a story, Lanoo!

Die Geschichte von „Die Brut des Bösen“ handelt von einem kleinwüchsigen Inder mit klangvollem Namen Van Bullock (Kultschauspieler Deep Roy), welcher Drogenking werden will. Dazu braucht es natürlich ein Drogenlabor. Immobilie gekauft, als Karate-Dojo getarnt: Check. Dummerweise liegt genau gegenüber der Strasse ein richtiges Karate-Dojo. Geleitet von Frank Mertens (Christan Anders). Der hat nicht besonders Freude an der vermeintlichen Konkurrenzsituation. Und ob des Heroin-Umschlagplatzes noch viel weniger.

Tönt plump, ist es auch. Zudem durchzieht das Drehbuch von Anders eine von Moral durchtränkte Schleimspur. Gut und böse ist klar skizziert, verhauen wird nie aktiv und auch reaktiv wird Gewalt nur in äusserstem Notfall toleriert. Glücklicherweise bietet «Die Brut des Bösen» genug Notfälle.

Richtig geraten, Anders’ Skills als Drehbuchautor sucht man vergebens. Dass er eigentlich kreativ wäre, beweist Anders heutzutage mit seinen Schwurbler-Geschichten als „Lanoo“. So vertritt das Ex-Schnizel solch krude Theorien wie beispielsweise, dass Michelle Obama ein Mann ist oder Albert Einstein geistig behindert war. Um zuvorderst an der «Covid ist nur eine Grippe»-Front mitzumischen, schrieb er razfaz seinen Überschlager zu «Es fährt ein Zug nach Corona» um. Nur ein kleines bisschen von dieser absurden Kreativität hätte auch dem Drehbuch zu «Roots of Evil» gutgetan.  

What a story, Sixpack!

In «Die Brut des Bösen» gibt es eigentlich nur eine Hauptstory, welche Anders richtig wichtig scheint: Sein Sixpack. Klar, sein durchtrainierter Schlager-Body kann sich sehen lassen. Doch sein Körperkult wird im Film dermassen oft zelebriert, dass hier «selbstverliebt» eine waschechte Untertreibung ist. Er präsentiert seinen Waschbrettbauch bei jeder Gelegenheit, J. E. D. E. R. Zur Not verheddert sich sein loses Hemd in einem Dornenbusch. Sein Narzissmus geht so weit, dass Anders den Zuschauern sogar Trainingsmontagen kredenzt, in welchen es eigentlich primär um einen Show-Off geht. Wer schon immer Christian Anders, nur mit Lederslip bekleidet dabei zusehen möchte, wie er sich auf den Bauch legt und mit seinen Bauchmuskeln hüpft, be our guest!

Andere Unzulänglichkeiten

Weniger knackiger als sein Körper ist sein Schauspiel. Das Repertoire umfasst entweder «träumerisch dreinblicken» oder «Stirn runzeln». Immerhin eine Facette mehr als Steven Seagal. Chapeau. Generell, die aufgesetzte Ernsthaftigkeit, mit welcher die Schauspieler:innen ihre teils ultra-dümmlichen Dialoge vortragen, verleiht dem Streifen einen weiteren netten Best-Worst-Anstrich. So spürt man förmlich, wie Anders gerne ernst genommen werden möchte, aber mit seinem Schauspiel genau das Gegenteil davon bewirkt.

Aber auch abseits von Anders bietet der Film alles, was unser Best-Wort-Herz begehrt:

  • Van Bullock als Ober-Mini-Schurke ist ein weiteres, grosses Highlight des Streifens. Ihm zuzusehen, wie er versucht beim erotischen Tanz mit seiner fast doppelt so grossen Muse deren Ellenbogen auszuweichen ist einfach nur grooooossartig. (No pun intended.)
  • Zudem wird Van Bullock von seinem hünenhaften Zwei-Meter-Schläger Komo flankiert. Schon nur dieses ungleiche Paar in einem Filmsequenz bewundern zu dürfen, gehört zum absurdesten Erlebnis der Filmgeschichte.  
  • Dass Anders bei jedem Karate-Hieb lauthals herumquietscht, ist auch für uns zum Schreien komisch.
  • Und wenn du denkst, du hast alles gesehen, toppt der Streifen in seiner Schlussviertelstunde alles vorher Dagewesene. Anders läuft ja sowas von Amok, Chuck Norris würde vor Neid erblassen
  • Anders kümmerte sich auch um den Soundtrack und komponierte eigens für den Streifen neue Songs. Ehrensache! Kernstück des Soundtracks bildet das schmissige, von ihm selbst gesungene «Dead End», wessen Lyrics die ganze Filmhandlung wiedergeben. Entsprechend gilt Spoiler Alert! >

Fazit:

Die 85 Minuten flutschen durch wie nix. Der Film hangelt sich von einem WTF-Moment zum nächsten. Und sowohl der kleinwüchsige Schurke als auch der blondföhnfrisierte Anders machen «Die Brut des Bösen» zum perfekten KMG-Film und prädestiniert für eine Worst-Night. Ein herrlicher Schabernack.

Screening:

Falls nicht gemerkt: Wir lieben „Die Brut des Bösen“. Entsprechend freuen wir uns, euch den Kultstreifen im Juni im Kino zu präsentieren. Kommt vorbei und feiert mit uns!

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