What’s a deepdive?
In der Rubrik “Deepdive” präsentiere ich euch vertiefte Einblicke in ausgesuchte Filmperlen. (Bestens geeignet für ausgedehnte Toilettengänge wissbegrieriger Filmfreaks.) Die Texte beziehen sich auf Szenen, dramaturgische Entwicklungen, Charaktere und technische Umsetzungen. Im Detail. Heisst, du begibst dich in Spoiler-Territorium.
Ganz viele weitere, ordentlich und mit viele Liebe zum Horrorfilm angeordnete Buchstaben, findest du auch bei meinem “Dokument des Grauens”. So – und jetzt wünsch ich dir einen netten Tauchgang. Bei Fragen: jederzeit
Henry- Portrait of a Serial Killer
Die Story
Henry (Michael Rooker) ist äußerlich ein stinknormaler Bürger, wenn auch einer, der nicht gerade über viel Geld verfügt. Er wohnt mit seinem Freund Otis (Tom Towles) zusammen in einer Wohnung inmitten von leeren Bierdosen, schmutzigen Kleidern und ungespültem Geschirr.
Es gibt jedoch Dinge, die Henry von dem Durchschnittsmenschen unterscheiden. Er kennt Otis aus dem Gefängnis, in welchem Henry einsaß, nachdem er im Alter von 14 Jahren seine Mutter und einen ihrer Liebhaber mit einem Baseballschläger erschlagen hatte. Nun gut, kann vorkommen, möge man denken. Henrys Hauptproblem ist jedoch, daß hinter der Fassade eines netten, wenn auch vorbestraften jungen Mannes ein Monster lauert: Henry ist ein Serienkiller. Er tötet ohne Motiv, er tötet wahllos, Töten ist seine Berufung.
Sein Kumpel Otis ist strunzdumm und seelisch instabil. Otis‘ jüngere (und unbelastete) Schwester Becky (Tracy Arnold) zieht eines Tages vorübergehend in die WG der beiden ein. Sie erfährt von ihrem Bruder den Grund, weshalb Henry ins Gefängnis musste, hat angesichts der Vorstrafen ihres Bruders jedoch keine Vorurteile gegen ihn – schließlich ist Henry ein netter Kerl, rücksichtsvoll und höflich. Sie verliebt sich in Henry, nachdem dieser sie einmal vor Otis‘ Zudringlichkeiten bewahrt.
Als Henry in Otis‘ Gegenwart einen Doppelmord begeht, ist dieser nicht entsetzt. Im Gegenteil, er findet ebenfalls Gefallen daran. Fortan gehen sie des öfteren zusammen auf Tour, Henry bringt Otis das Morden bei. Es kommt zum Eklat, als Otis versucht, seine Schwester zu vergewaltigen. Henry greift ein, Otis wehrt sich, Becky sticht Otis in Notwehr ein Auge aus, Henry gibt ihm den Rest. Dummerweise geschieht dies in der eigenen Wohnung, Ärger ist unvermeidlich. Henry zerstückelt Otis‘ Leiche und versenkt die Reste in einem Fluß, danach begibt er sich mit Becky auf die Flucht. Diese soll jedoch nicht lange zu zweit stattfinden; in ihrer ersten Liebesnacht tötet Henry auch das Mädchen, welches ihn liebt.
Will the real Henry please stand up?
Er ist nicht Freddy, er ist nicht Jason … er ist REAL. So lautet der Slogan dieses Films. Das ist noch nichtmal geschwindelt – auch wenn die Handlung des Films fiktiv ist, hat die Figur des Henry in dem Serienmörder Henry Lee Lucas ihr reales Vorbild. Eine korrekte Charakterisierung der Filmfigur ergibt sich automatisch, wenn man Henry Lee Lucas betrachtet.
Henry Lee Lucas wurde 1932 als unerwünschtes Kind geboren. Er wurde regelmäßig von seinen Eltern verdroschen, ohne daß ein direkter Grund vorlag. Lucas‘ Mutter war eine Prostituierte und Lucas wurde regelmäßig dazu gezwungen, Frauenkleider anzuziehen und ihr beim Geschlechtsverkehr mit ihren Freiern zuzusehen. Sein Leben war eine einzige Qual, Leben für ihn dadurch wertlos. Schon als Kind ermorderte er Tiere. Im Alter von 15 Jahren vergewaltigte er ein Mädchen und landete in Erziehungsheimen. 1960 erschlug er seine Mutter und wanderte ins Gefängnis. Er behauptete auch, ihre Leiche vergewaltigt zu haben, widerrief diese Aussage jedoch späterhin.
Die Diagnose der psychiatrischen Untersuchung lautete auf Psychopath mit selbstmörderischen Tendenzen, sadistischer Veranlagung und ohne sexuelle Eigenständigkeit. 1975 wurde er aus der Haft entlassen. Er zog mit einem Freund, Ottis Toole, und dessen Nichte Becky Powell zusammen. Ottis war homosexuell und geistig nicht ganz auf der Höhe.
Lucas und Toole begingen in den nächsten sieben Jahren zusammen 500 Morde (behaupteten sie; nachgewiesen wurden ihnen 69 Tötungen). 1983 wurde Henry Lee Lucas wegen illegalen Waffenbesitzes verhaftet und in einem religiösen Gespräch gestand er, mehrere Morde begangen zu haben. Wegen zweier Morde wurde ihm schließlich der Prozeß gemacht – dem Mord an einer älteren Haushaltshilfe sowie dem Mord an Becky Powell. Lucas führte die Polizisten zu Gräbern in etlichen Staaten und lieferte genaue Details zu den Morden. Etliche Vermisstmeldungen wurden so geklärt. Letztendlich wurde Henry Lee Lucas wegen 10 Morden zum Tode verurteilt.
Die beste Charakterisierung Henry Lee Lucas‘ gab er selbst ab, mit zweien seiner bekanntesten Aussagen:
„Sex ist mein Untergang. Ich habe Sex, egal auf welche Weise. Wenn ich jemanden dazu zwingen muß, so mache ich das … ich vergewaltige sie; ich habe es getan. Ich habe Tiere getötet, um Sex mit ihnen zu haben, und ich hatte Sex mit ihnen, während sie noch am Leben waren.“
„Das Töten ist wie im Freien spazieren zu gehen. Wenn ich ein Opfer haben wollte, musste ich nur gehen und mir eines besorgen.“
Der Film
John McNaughtons Film ist kein Spielfilm im gewöhnlichen Sinne. Sein wichtigstes Anliegen ist nicht, unterhaltsam zu sein. Es handelt es sich bei Henry – Portrait of a Serial Killer auch nicht um ein Psychogramm von dokumentarischer Machart. McNaughton schildert keinen Serienkiller im typischen Stil des modernen Kinos. Henry ist keine schillernde Persönlichkeit wie Hannibal Lecter in The Silence of the Lambs (dtsch. Das Schweigen der Lämmer), er ist auch kein schräger Vogel, dem man sofort ansieht, daß er nicht alle Tassen im Schrank hat (Copycat) und er ist auch keine übertrieben nette, liebenswerte und geschundene Persönlichkeit, wie Killer andernfalls gerne geschildert werden (Taxi Driver).
In dem Film gibt es keinen Humor, keine Spannung, keinen Helden. Henry ist nicht Freddy, Henry ist nicht Jason … er ist REAL.
McNaughton beging jedoch auch nicht den Fehler, die Psychologie eines solchen Menschen vermitteln zu wollen. Der Zuschauer wird nicht mal ansatzweise mit Henrys Psyche konfrontiert und schon gar nicht wird man in die Lage versetzt, sich in Henrys Denkweise hineinversetzen zu können, damit man irgendwie einen Sinn in seinen Handlungen erkennen könnte. Man befindet sich vielmehr in der Position des nüchternen Zuschauers und mehr als einen schreckenserregenden Einblick läßt McNaughton auch nicht zu.
Dies wird nicht eine Sekunde vom Zuschauer in Frage gestellt, der Verzicht des Drehbuchs auf eine erkennbare Handlung vermittelt diese Tatsache von Anfang bis Ende. Henry und seine Taten sind stets der Mittelpunkt des Interesses. Keine Außenstehenden, keine Polizisten, nur der Killer an sich. Als ob man ihn durch einige Tage seines Lebens begleitet hätte und sich nun einen Zusammenschnitt eines selbstangefertigten Videos ansieht. An den Morden selbst nimmt der Zuschauer nicht teil; der Film schockiert letztendlich dadurch, daß man das Resultat der Morde sieht und gleich darauf Henry, wie er gedankenlos, kaltblütig und ohne weiteres Interesse an dem Vorfall durchs Leben schlendert, als habe er mit dem Opfer nur eine Tasse Kaffee getrunken.
Der Film ist absichtlich dilletantisch auf grobkörnigem Material gedreht, die Schauspieler schlecht, die Dialoge nicht anspruchsvoll und hierdurch wie aus dem echten Leben gegriffen. All dies verstärkt neben der nüchternen Inszenierung diesen Eindruck der Echtheit noch zusätzlich.
Der stille Beobachter
Henry – Portrait of a Serial Killer ist somit in der Tat ein Portrait. Nicht mehr, nicht weniger. Schon in den ersten Sekunden des Films wird dies überdeutlich: Die Großaufnahme des Gesichts einer Frau mit dem Hauch eines Lächelns auf dem Gesicht. Ganz langsam bewegt sich die Kamera nach hinten und gibt immer mehr von der Frau frei. Irgendwann erkennt man einen getrockneten Blutstropfen auf ihrer Stirn, aber keine Verletzung. Dann erkennt man, sie liegt auf dem Boden einer Wiese. Sie ist nackt. Letztendlich erkennt man eine tiefe Schnittwunde auf ihrem Bauch und daß die Frau in einer Blutlache liegt. Jegliches Interesse an der Person ist schon auf dem Nullpunkt, bevor deutlich wird, daß sie ermordet wurde und nicht nur schläft.
- Schnitt, Henry bezahlt in einer Bar seine Rechnung.
- Erneuter Schnitt, die Leichen zweier Angestellten in einem Geschäft. Wieder langsamer umgekehrter Zoom, untermalt von geisterhaften Pistolenschüssen.
- Schnitt, wieder ein kurzer Einblick in Henrys Alltag.
Danach zeigt die Kamera ein blutversautes Bett. Langsame Kamerafahrt in ein Bad. Man erkennt die Beine einer Frau auf dem Toilettensitz. Der Blick wird erneut langsam enthüllt. Die Frau trägt Strapse, erkennt man. Blut als nächstes, ebenso, daß ihr die Kleider vom Leib gerissen wurden. Schließlich erkennt man, daß sie in der Tat ermordet wurde – ein Colaflasche wurde ihr unterhalb des linken Auges tief in die Wange gerammt.
Schnitt, Henrys Alltag. Henry bei der Arbeit als Kammerjäger, Henry auf dem Parkplatz des Supermarktes beim Aussuchen eines Opfers. Willkommen im Film, der Zuschauer ist ernüchtert genug und man kann ihm Henry jetzt vorstellen.
Der fiese Regisseur
Der Anblick der Opfer wirkt beim Ansehen des Films aufgrund des dokumentarischen Stils nicht irgendwie schockierend, wahrscheinlich weniger als obige Beschreibung derselben. Pathologen in der Gerichtsmedizin dürften gegenüber Leichen etwa die gleiche emotionale Einstellung haben wie der Zuschauer in McNaughtons Film. Und dies hebt den Film von der breiten Masse blut- und gewalttriefender Filme ab, es sind keinerlei ekelerregende oder gar voyeuristische Tendenzen vorzufinden. Und, was wichtig ist: es ist auch kein Unterhaltungsfilm.
Für kurze Augenblicke entführt McNaughton den Zuschauer jedoch in das Reich, in welchem man sich spontan für die Handlung interessiert. Nämlich dann, wenn es an Morde geht. Direkt sichtbar sind nur wenige, aber diese inszeniert McNaughton kalkulierend und unauffällig wie einen Film. Hierbei handelt es sich um folgende Szenen:
- Ein Hehler wird in einem Streit erstochen. Im Nachhinein fühle ich mich hier an x-beliebige Thriller erinnert, genauso inszeniert.
- Ein Wagen wird angehalten und der Fahrer erschossen. Gleiche Vorgehensweise.
- Die Szene, in welcher Otis zerstückelt wird, erinnert an billige Horrorfilme. Die Leiche hängt in der Badewanne, Henry darübergebeugt, Geräusche der Säge und letztendlich hebt Henry den abgesägten Kopf in den sichtbaren Bereich.
Und daß McNaughton dies macht, ist unsagbar fies. Man empfindet Mitleid mit den Opfern, ist versucht, ihnen ein „Hau ab!“ entgegen zubrüllen. In der nächsten Szene wechselt McNaughton wieder zu seinem halbdokumentarischen und distanzierten Stil und aufgrund der beim Zuschauer kurzzeitig erzeugten Emotionen geraten diese Morde erst als so schrecklich und unnötig, wie es kein anderer Film bislang zustande gebracht hat.
McNaughton macht hier dann jedoch noch nicht halt – er knüppelt den Zuschauer anschließend noch nieder. Die folgenden Morde sind dann nicht nur nicht direkt sichtbar, sondern sie werden nur beiläufig erwähnt (wie der Mord an Becky) oder extrem distanziert geschildert. Vor allem eine Sequenz wird hierdurch tief in den Gedanken des Zuschauers vergraben:
Funny Games anyone?
Nach dem Mord an dem Hehler stehlen Henry und Otis eine Videokamera, und in der anschließenden Szene sieht man Henry und Becky durch die Wohnung tanzen, durch die Kamera gefilmt. Diesem krassen Gegenteil setzt McNaughton noch die Krone auf … es folgt eine schon legendäre Sequenz, in welcher Henry und Otis vor dem Fernseher sitzen und sich die schwarzweiße und vergrieselte Videoaufzeichnung des Mordes an einer ganzen Familie ansehen.
Erst ein typischer Thriller-Moment, dann ein Augenblick der Freude und dann wieder die nüchterne Betrachtung des absoluten Schreckens, der seinen Höhepunkt darin hat, als der Sohn der Frau (von Otis auf dem Sofa festgehalten) und des Mannes (gefesselt und geknebelt auf dem Boden) hereinplatzt, Henry die Kamera – und damit auch den Zuschauer – zu Boden fallen läßt, dem Jungen das Genick bricht, sofort im Anschluß jenes der Frau und aus dem Bild kriecht, um den Mann abzuschlachten.
Diese (in der englischen Fassung des Films übrigens zensierte) Szene schlägt beim Zuschauer ein wie eine Bombe. Nicht nur durch die grade so zu erkennenden Handlungen Henrys, sondern auch durch ihren unerreichten Realismus. Es ist, als sähe man gerade die Dokumentation eines Mordes in einer Nachrichtensendung. Man hat nicht mehr den Eindruck, daß das Gesehene fiktiv sein könnte. Ach ja, bei den Dreharbeiten muß es ähnlich gewesen sein: die Schauspielerin, welche die Mutter spielte, musste danach mit einem ins Krankenhaus eingeliefert werden, schwerer Schock.
Wieso nur?
Jetzt dürften sich wohl endgültig ein paar elementare Fragen bei Ihnen, werte Leser, stellen.
1. „Weshalb wird so ein Film überhaupt gedreht?“
Ganz einfach: Es gab solch einen Film bislang noch nie. Der Serienkiller im Kino ist entweder ein Anti-Held oder bis zur Surrealität abstrahiert. Der Serienkiller ist eigentlich schon ein Klischee an sich: Entweder ist er „cool“ wie Hannibal Lecter, einfach nur böse, geistesgestört oder ein Fanatiker. John McNaughton zeigt den Killer als Menschen von der Straße. Sein Monster ist das schlimmste von allen, nämlich jenes, wie es in jedem von uns mehr oder weniger schlummert. Henry tötet Menschen wie ein kleiner Junge Schnecken zertritt oder Fliegen an die Wand klatscht. McNaughton zeigt erstmalig das Leben, die Realität. Und wählte hierzu deren wohl schrecklichste Seite.
2. „Wie kann jemanden so ein Film interessieren? Man muß ja ganz schön pervers sein, wenn einen sowas interessiert.“
Es wäre möglich, dem Film vorzuwerfen, es sei ein „monströser Film für monströse Zuschauer“, wenn McNaughton ihn herkömmlich inszeniert hätte. Dann könnte man ihn durchaus mit diversen italienischen Produkten gleichstellen, deren primäre Absicht ist, die Darstellung von Gewalt zu betreiben und damit Geld zu verdienen. Henry – Portrait of a Serial Killer ist ein Film genau für jenen Bürger, für welchen CNN den Golfkrieg ins Fernsehen gebracht hat. Für jene, welche bei der Tageszeitung erst die letzte Seite mit den Meldungen über Morde und Katastrophen lesen. Jene, die langsamer fahren, um die Stätte eines Verkehrsunfalls beäugen zu können. Und natürlich jene, welche sich gerne durch Krimis und Thriller unterhalten lassen. Mit anderen Worten: Kein Film für Perverse, sondern ein Film, der für uns alle gedreht wurde und uns zeigt, daß der Tod ganz anders aussieht als das, was wir von ihm ansonsten vermittelt bekommen. Henry – Portrait of a Serial Killer ist nicht gewaltverherrlichend. Er weckt Abscheu vor Gewalt.
Seattle did it again
Letzteres wurde jedoch zu einem großen Problem des Films. McNaughton drehte den Film Mitte der 80er Jahre, aber kein Verleih war bereit, ihn in sein Programm aufzunehmen. Die amerikanische Zensurbehörde verweigerte ein R-Rated. Erst nach drei Jahren Suche wurde ein Verleih gefunden, welcher den Film im Herbst 1989 im Rahmen eines Filmfestivals aufführte. Und damit begann der Siegeszug des Films. Beim Seattle International Film Festival wurde er mit dem Hauptpreis ausgezeichnet und geriet in den Blickpunkt des Interesses renommierter Kritiker auf der ganzen Welt, welche sich vorwiegend positiv über ihn äußerten. Es hagelte Auszeichnungen und es gab kaum ein Festival, in dessen Rahmen er nicht außer Konkurrenz gezeigt wurde (selbst in Cannes).
Mit dem Eintreten ins Rampenlicht begannen natürlich auch die Diskussionen. Einige betrachten den Film als Kunstwerk, der genauso Pflichtprogramm sein sollte wie Schindler’s List. Anderen ist der Film zu brutal und schrecklich. Die Wahrheit liegt wohl irgendwo dazwischen.
Auf jeden Fall war (und ist) der Film Kern heftigster Kontroversen. Nicht nur bei denjenigen, die ihn gesehen haben;der Film wurde auch zum PinUp-Girl vieler Zensurbehörden. Die englische Fassung (ab 18 Jahren) ist um die einleitende Szene mit dem Colaflaschen-Opfer sowie die oben erwähnte Videokamera-Szene gekürzt. In Finnland wurde die Videofassung des Films verboten. In Schweden hingegen wurde die ungekürzte Fassung ab 15 Jahren freigegeben und ist als Kaufkassette in den Kaufhäusern erhältlich. Der Film wurde letztendlich zum Sprungbrett für einige Leute. Der Darsteller des Henry, übrigens wie die anderen Schauspieler Mitglied der Organic Theatre Company (jener Theatergruppe, welche auch Re-Animator drehte), wurde danach im Filmgeschäft ansässig. Unter anderem spielte er an den Seiten von Al Pacino (in Sea of Love) und Gene Hackman (in Mississippi Burning).
Empfehlenswert?
Ob der Film empfehlenswert ist, muß jeder für sich selbst abschätzen. Objektiv kann man das nur, wenn man sich den Film angesehen hat, denn er fällt einfach zu sehr aus der Rolle. Die Wirkung des Films ist zu frappant, um eine allgemeine Empfehlung aussprechen zu können – er ist wie eine Bombe mit Zeitzünder, man schaut ihn sich an und er entfaltet seine Wirkung erst zu einem späteren Zeitpunkt. Diese Wirkung kann gar nicht eintreten, sie kann aber auch extrem belastend ausfallen.
Wer denkt, daß ihm die filmische Darstellung von Gewalt und deren Folgen keine Probleme bereitet, kann sich den Film ruhig ansehen. Dann kann man den Film auch wirklich empfehlen, denn ob er einem gefällt oder nicht: Er erweitert den Horizont ungemein. Und wer weiß, vielleicht gibt er dann auch den Anstoß für den verstörendsten Psychotrip, den man durch einen Film bislang erlebt hat. Vielleicht findet man ihn auch einfach nur doof. Wer weiß – wie oben gesagt, es ist im Vorfeld nicht abzuschätzen, ob man den Film nun als gut empfindet oder als schlecht, ob er Alpträume verursacht oder nur ein müdes Gähnen. Aber eines ist bei dem Film absolut klar: Es handelt sich um einen ungeschliffenen Diamanten aus dem Reich der Filmkunst.