Kurz:

Eine Katze ist kein Hund.

Lang:

Wir haben soeben CATS gesehen und sind uns nicht ganz sicher, ob wir stolz sein können oder uns abgrundtief schämen sollten. Eine dermassen masochistische Kinoerfahrung haben wir noch selten erlebt.

Musicals sind für uns, wie verstopfte Abwasserrohre. Wir wollen nicht wissen was drin steckt und wenn’s passiert, dann hoffentlich nicht in unserer Nähe. Der grösstmögliche Bogen um gesungene Gespräche ist uns nicht gross genug! Nein, diese Kunstform erschliesst sich uns in keiner Art und Weise. Wenn eine Person kurz davorsteht, einen neuen Song zu intonieren, geraten wir jedes Mal in innere Panik. Je. Des. Mal.

Doch ein echter Filmmasochist liebt den Schmerz.

Schon nur der Trailer zu CATS sprengte Mitte Jahr unsere Sehgewohnheiten ins All. Als nach Kinostart der Film nur so mit Häme überschüttet wurde und sogar Parallelen zu „THE ROOM“ und „SHOWGIRLS“ gezogen wurden, war für uns klar, diesem finanziellen und künstlerischen Desaster können wir uns nicht entziehen. Leider!

Ist CATS so übel, wie allerseits zu lesen ist? Ja! 

Den Katzen-Menschen-Hybriden beim Singen, Tanzen und Schwanzlecken zuzusehen, ist ein einziger, nicht enden wollender cineastischer Fiebertraum. Flankiert wird dieser pelzige Drogentrip von bestenfalls mittelprächtigen Songs und Outfits jenseits der Grenze des (Er)tragbaren. 

Hatte Dame Judi Dench wohl wirklich das letzte Wort als es um ihre Inszenierung ging? Hat sich die bereits für sieben Oscars nominierte Schauspielerin die Bilder zu ihrer „Kostüm“ angeschaut und gesagt: „Ja. Als wandelnder, pink-beiger, üppig behaarter Kühlschrank mit Pelz-Robe wollte ich immer schon auf Leinwand erscheinen!“

M ist aber in bester Gesellschaft: Restlos alle Schauspieler sehen einfach nur befremdend und verstörend aus. Der Begriff „Tierhorror“ kriegt dank CATS eine komplett neue Bedeutung. Wenn Eltern ihren Nachwuchs möglichst früh traumatisieren und nicht auf „Jaws“ oder „Tempel des Todes“ warten wollen, der Film hat die Altersfreigabe 0. Viel Spass dabei.

Und dann wäre ja noch die Story. Eine Story so dünn, hier wirkt im Vergleich jeder beliebige Steven-Seagal-Wurf wie „The Irishmen“. Im Prinzip geht es einfach und eine „Katze“, die in eine Gasse geworfen wird und dann dort andere „Katzen“ trifft. Jede neue Bekanntschaft stellt sich mit einer eigenen musikalischen Nummer vor. In den ersten 90 Minuten passiert wirklich nichts anderes! REIN. GAR. NICHTS. ANDERES! Ach ja, am Schluss wird dann die „Katze“ mit der tollsten Performance von Eisschrank-Judi per Heissluftballon in den Himmel katapultiert. Wohin? Egal. Wieso? Egal. Nur Eines ist klar: We need a hug!

CATS strotzt nur so von peinlichen, unfreiwillig komischen Momenten. Unser liebster: Jennifer Hudson quält sich gefühlt 10 Minuten durch den CATS-Gassenhauer „Memories“, vergiesst dabei ein Katzentränlein nach dem andern und zelebriert dramatisches Overcating par Excellence. (Ja, wir haben Overcating geschrieben). Schnitt! Das Bild landet auf dem haarigen Eiskasten-Modell „Löwen-Judi“ – und schon verpufft die (aufgesetzte) Intensität von Hudsons Performance wie ein veganer Katzenfurz.

Wie kann ein solcher Film passieren? Wir wissen es nicht und können es uns auch nicht erklären. Vielleicht haben alle in diesen Streifen involvierten Personen zu viel Katzengras geraucht? Egal, ein solcher Film darf einfach nicht existieren. Schön, tut er es trotzdem.

Ein Hoch auf den nächsten Best-Worst-Klassiker? Wer weiss das schon. Die Zeit und das Internet werden jedenfalls aus dieser Absurdität formen, was immer sie verdient! Vielleicht feiern wir CATS in 10 bis 20 Jahren an einer KMG-Night? Vollkommen unpassend wäre es jedenfalls nicht.

vielleicht auch:

P.S.: Selbstverständlich fühlte sich für uns jeder einzelne Song an, als würde eine behaarte Stecknadel gleichzeitig unsere Augäpfel und Ohrmuscheln penetrieren. Doch irgendwie war es die ganze Qual wert.

Share This:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert