Kurz:
Blood, Boobs und Beer
Lang:
Halleluja! Bei DIESEM Filmtitel ist der Name Programm. Doch von vorne. Im Jahr 1977 reist eine Gruppe bibeltreuer *ähem* Teenager ins “Happy Day Bible Camp”, welches an einem lauschigen See in der abgelegenen Pampa liegt. Für den frommen Father Bobbings, der das Camp leitet, ist der Zweck des Camps klar. Doch den Jugendlichen steht der Sinn nach ganz anderem. Logisch, mit haufenweise Gras und Alkohol im Gepäck und masslosen Hormonschüben. Nicht nur Pater Bobbings will diese sündigen Treiben stoppen. Auch “ Sister Marry Chopper ”, welche in den nahegelegenen Wäldern haust, hat ebenfalls etwas gegen den lebhaften Austausch. Im Vergleich zum Pater, bestraft Sie die Sünde mit dem Tod. Nicht lange nach diesen blutigen Ereignissen macht sich 1984 wieder eine Bibelgruppe auf den Weg ins selbe Killercamp am modrigen See. Aber der neue, leitende Father Richard Cummings verschweigt die blutigen Ereignisse, damit keine Unruhe aufkommt. Und es kommt, wie es kommen muss: Die mordende Schwester sorgt mit diversen Kills erneut für die Bestrafung der Unzucht…
Oh my god!
Der Film ist als Hommage an die Slasher-Filme zu verstehen, welche schon seit den 70ger Jahren in den Kinos laufen. Aus ein paar Erstfilmen entwickelten sich bei den prominentesten Vertretern des Genres gar Filmserien wie bei Friday the 13th oder Halloween, welche es beide fast auf ein Dutzend Ableger bringen. Wohl auch daher hat “Bloody Bloody Bible Camp” so ziemlich alles von Friday the 13th geklaut und fischt storytechnisch in den Gewässern des Crystal Lakes. Aber immerhin hält sich der Streifen strikt an die ungeschriebenen und stereotypischen Gesetze des Genres. Besonders die überzeichneten Charaktere hat man zigmal in Teenie-Horrorfilmen gesehen:
- Naives, übersexualisiertes Dummchen
- Hirnloser Muskelprotz – versucht unentwegt, obige in die Kiste zu kriegen
- Schwarzer Assistent des Paters – muss nach den Filmgesetzen natürlich als Erster dran glauben
- Männliche Jungfrau – hat gemäss den Filmgesetzen also SEHR gute Überlebenschancen als Final Girl
- Jesus – hat leider gar nichts mit seinem himmlischen Namensvetter gemein
- Father Richard Cummings – kriegt vom Treiben seiner Schützlinge meist nichts mit, da eher am Konsum von Drogen und Schmuddel-Magazinen mit homoerotischem Inhalt interessiert
Die restliche Handlung passt sich dadurch zwangsläufig dem Niveau der Figuren an: Dümmer geht’s immer. Viele Kills sind unlogisch, die Handlungen gewisser Figuren nicht so recht nachvollziehbar. Obwohl genauso übertrieben wie das Overacting der Schauspieler, stechen immerhin die handgemachten Splattereffekte positiv hervor. Das Outfit der Killernonne überzeugt, wenn ihre lächerlich hoch klingende Stimme ausklammern kann. Und selbst der Schluss vermag storymässig einiges des Films zu retten, passt aber zum restlichen Horror-Slapstick.
Wie bewertet man einen Film, der sich selbst zu keiner Minute ernst nimmt, obwohl er gleichzeitig als augenzwinkernde Hommage an die goldenen Jahre der Slasher-Filme in den 1980ern gedacht ist? Einige Indizien deuten ganz sacht darauf hin, dass dieses Filmgenre eher parodiert als verehrt werden soll:
- Überspitzt, dümmlich gespielte Figuren
- Schauspieler denen man eindeutig nicht abkauft, dass sie Teenager sind
- Übertriebener Einsatz von Blut
- Sexistische und homophobe Witze
- Fäkalhumor
Oh Lord…
Keine Frage: Hier wieder mal versucht einen absichtlich wirkenden Trashfilm zu vermarkten. In der Tat fühlt es sich so an, als wäre dem Regisseur Reggie Bannister nach den hoffnungsvollen ersten zehn Filmminuten, das Budget ausgegangen. Was jedoch der Spielfreude der Schauspieler in ihren Mittdreissigern keinen Abbruch tut. Die Klischees, die sich über das Genre parodieren, machen diesen Film aus. Trotzdem kann der Film, das im Intro eingeschlagene Tempo, nicht die ganze Zeit über halten. Es dauert etwa eine ganze Stunde, nach dem Wechsel zu 1984, bis Sister Marry Chopper (übrigens gespielt von Horrorinsider Tim Sullivan – einem MANN! War denn keine Frau zu dieser Rolle bereit?) wieder zur Tat schreiten darf.
Fazit:
Halleluja! Wer immer schon unterstes Niveau im Film erleben wollte, aber mit reinen Komödien nichts anfangen kann, dem sei “Happy Day Bible Camp” ans Herz gelegt! Dieser völlig sinnentlerte Nonsens beschert dem Zuschauer danach eher ein verkniffenes, fremdschämendes Lächeln als Albträume!