In diesem flotten Dreier sezieren wir drei stark gehypte Genre-Filme und wie immer deckt sich der Frischegrad von Rotten Tomatoes nur bedingt mit dem unseren.
Brawl in Cell Block 99 (2017)
S. Craig Zahler doppelt nach. Bereits mit „Bone Tomahawk“ lieferte der Amerikaner ein sehr bemerkenswertes Filmwerk ab. (Wir berichteten über diesen famosen Streifen.) In „Brawl in Cell Block 99“ lässt er nun Vince Vaughn von der Leine. Und wie. Seine Figur, ein Drogendealer, welcher eigentlich nur seine Familie beschützen will und trotzdem mit offenen Augen, geballten Fäusten und auf direktem Weg in eine Sackgasse aus Gewalt und zerstampfter Hirnmasse rennt, haftet auch Tage nach den 132 Minuten Laufzeit im Hinterkopf. Nebst den dezent, aber kompromisslos wuchtig gestreuten Gewaltausbrüchen sind auch in Zahlers dritten Film die Bilderkompositionen ein Augenschmaus, die Kamerafahrten ausgeklügelt und das Sounddesign fett. Schade wurde bei der Story mit Originalität gegeizt. Sie bleibt zu generisch und zu vorhersehbar, um eine über zweistündige Laufzeit zu rechtfertigen. Zahler erreicht mit „Brawl in Cell Block 99“ damit nicht die Klasse seines Vorgängers, hebt sich aber dennoch, auch dank einem bestechenden Vaughn, locker von der cineastischen Durchschnittsmasse ab.
Better Watch Out (2017)
„Better Watch Out“ gilt vielerorts als diesjähriger Überraschungshit im Comedy/Slasher-Genre. Können 90% auf Rotten Tomatoes (Stand: 5.11.17) lügen? Ich finde Ja! Die Prämisse, ein pubertierender Schnösel (Levi Miller) und seine Babysitterin (Olivia DeJonge) durchleben zusammen eine Horror-Nacht. Oder so. Ohne zuviel vom Plot zu verraten, der „Twist“ des Films ist unglaubwürdiger als ein Pressesprecher Trumps. Bis zu diesem Punkt spielt Regisseur Chris Peckover solid, unaufgeregt und gekonnt auf der Klaviatur des Slasher/Comedy-Genres und der Film hat hier seine besten Phasen, vermittelt sogar einen Hauch „Scream“-Vibe, doch ab der Hälfte verliert „Better Watch Out“ jede Glaubwürdigkeit und hinterlässt nur Kopfschütteln. Wenn ich also zukünftig wiedermal einen Jingle-Bells-gefärbten-Home-Invasions-Film in den Player schieben muss, dann ziehe ich „Home Alone“ vor.
Happy Death Day
Ohne die Qualität von „Groundhog Day“ oder „Edge of Tomorrow“ zu erreichen, serviert Regisseur Christopher Landon mit „Happy Death Day“ einen kurzweiligen Teenie-Slasher, welcher zwar durch den Timeloop stets spannend anzusehen ist und mit Hauptdarstellerin Jessica Rothe ein charismatisches Frontopfer aufweist, trotzdem aber zu wenig Eier aufweist, um sich als zukünftigen Kultfilm zu etablieren. Trotz gelungenen Ideen und einer nett verstörenden Killermaske fehlt es dem Film an Substanz. Die Twist sind vorhersehbar und plump, die Finger der Moralapostel zu hoch ausgestreckt und die Kills weisen null-komma-null Gore auf. Besonders letzteres ist erstaunlich, war doch Landons vorhergehender Film der herrlich splatterige Scouts Guide to the Zombie Apocalypse. Egal, für einen verregneten Sonntagnachmittag ist „Happy Death Day“ absolut passend.