Kurz:
Superman kloppt Zod während Batman böse zuschaut. Daraufhin kloppt Batman Superman, nur damit dann beide schlussendlich als Tag-Team (+1) einen überdimensionalen Uruk-Hai kloppen.
Lang:
Achtung, dieser Review wird SPOILER beinhalten. Wenn du also „Batman v Superman: Dawn of Justice“ noch sehen willst, dann hole dir deine Review-Dosis anderswo. Da es aber genug spoilerfreie Rezensionen im Netz gibt, erlaube ich mir hier, den Film mit seinen paar wenigen Twists zu durchleuchten. Denn genau in diesen liegt der Hase im Pfeffer begraben.
Bevor die Fanboys mit einer DDoS-Attacke die Kultmoviegang lahmlegen, lege ich Folgendes offen:
- Ich mag Zack Snyder. „Watchmen“ gehört zu meinen Top-10-All-Time-Favorites!
- Ich mag Ben Affleck. Besonders als Regisseur.
- Ich finde Man of Steel durchaus gelungen. Inklusive polarisierendem Schluss.
- Der ganze „Marvel vs. DC“-Krieg geht mir am Allerwertesten vorbei. Ebenso der infantile „Kritiker gegen Fanboys“-Schlagabtausch. (Ein Filmkritiker ist per se ein Filmfan, sonst hat er sich sich in der Jobwahl massiv vergriffen.)
Trotzdem ist „Batman v Superman: Dawn of Justice“ einfach kein guter Film und wirkt wie ein undurchdachtes Flickwerk.
Bis zum dem wohl besten Moment des Films, in welchem sich Scoot McNairy in die Luft sprengt, simuliert der Streifen wenigstens eine gewisse Relevanz. Die ganze Polemik rund um die Macht von Superman ist kontrovers und spannend. (Civil War anyone?) Besonders die Abneigung, die Bruce Wayne gegen Supes entwickelt, ist bis zu diesem Zeitpunkt nachvollziehbar und in den ersten 20 Minuten des Films brillant eingefangen.
Doch dann nimmt der Film den Schnellzug in Richtung Effekten-Overkill. Einzelne Handlungen der Figuren sind nicht mehr nachvollziehbar. Die Fledermaus beisst sich fest und sogar ab dem Zeitpunkt, in welchem die Schuldfrage nicht dem Alien im blauen Spandex zugewiesen werden kann, lässt Batman nicht los und will einfach nur noch eines: sich prügeln. Blinde Wut regiert und macht Batman ähnlich eindimensional wie Superman. Wieso sich die beiden Superhelden wie Schulbuben von Lex Luthor (Jesse Eisenberg als Jesse Eisenberg) gegeneinander ausspielen lassen, bleibt das Geheimnis der Filmemacher.
Anyway, der Streifen heisst ja „Batman gegen Superman“ und deshalb kommt es zum „greatest gladiator match in the history of the world“. Und dieser ist, wie immer bei Zack Snyder, fulminant inszeniert. Es bricht einem fast ein kleines bisschen das Herz, wenn sich Batman mit Superman balgt. Die wuchtigen Schläge sitzen, ebenso die bösen Blicke. Top. Umso abrupter und unglaubwürdiger ist dann der Schluss dieses Kampfes. (SPOILER: Beide Raufbrüder finden mitten im Schlagabtausch heraus, dass ihre beiden Mütter den gleichen Vornamen tragen. Und werden umgehend beste Freunde. Not kidding!)
Und genau in solchen pathetischen Szenen liegt das Problem des Films. Visuell grandios, inhaltlich bestenfalls auf „I, Frankenstein“- oder „Dracula Untold“-Niveau. Dies erstaunt massiv, wurden doch fürs Drehbuch keine geringeren als Chris Terrio (Argo) und David S. Goyer (Nolan-Batman-Trilogie) verpflichtet. Beide haben mehrfach bewiesen, dass sie ihr Handwerk beherrschen. Den Schwachsinn, den die beiden den Zuschauern aber in „Batman v Superman“ auftischen, ist biederes Mittelmass und höchst einfallslos.
Der Streifen ist vorallem darauf bedacht, das Fundament für die beiden „Justice League“-Filme zu legen und vergisst leider, sich um sich selbst zu kümmern. So werden der Reihe nach Aquaman, Flash und Cyborg als zukünftige JL-Mitglieder mittels kurzen, zusammenhangslosen Show-Reel-Videos vorgestellt. Auch die Implementierung von Gal Gadot als Wonder Woman ist aufgesetzter als das Toupet von Doland Trump. Zwar schafft es Gadot schon nur mit ihrer optischer Präsenz dem Streifen ein kleines Glanzlicht zu verleihen, ihr Charakter bleibt aber blass.
Von der Schauspielerfront gibt es aber auch Positives zu berichten. Ben Afflecks Batman gefällt. „Batman vs Superman“ ist sogar dann am besten, wenn die Fledermaus alleine im Frame steht. Im Gegensatz zu Bales‘ Batman ist Afflecks‘ Version ruppiger, zynischer und auch grimmiger. Affleck als Highlight des Streifens? Wer hätte das gedacht!
Wo ich mich als Zuschauer auch nicht ganz ernst genommen fühle: „BvS-DoJ“ legt also das Fundament für die Justice-League-Filme (Dawn of Justice, duh). So weit so klar und auch durchaus legitim. Wenn dann aber die letzten 20 Minuten des Films, inklusive obligatem Cliffhanger damit verbraten werden, (ACHTUNG MASSIV SPOILER!) den vermeintlichen Tod von Superman zu inszenieren, wohl wissend, dass es keine Justice League ohne adretten Kryptonianer geben kann, dann fühle ich mich als Zuschauer verarscht. Das ist ebenso naiv, wie die unsägliche Marketingkampagne VOR dem Filmstart. Wieso veröffentlicht DC einen Trailer mit restlos allen „wichtigen“ Kapiteln, die im Film vorkommen? Die finale Schlacht mit Doomsday überrascht nicht, nein sie nervt, auch weil sie dann so lange dauert.
Fazit:
„Batman v Superman: Dawn of Justice“ ist optisch brillant, inhaltlich nur dämlich. Für eine kurzweiligen Action-Kracher fehlt der Fokus. Zudem dauert der Streifen mindestens 50 Minuten zu lange. Ein veritabler Fehlstart für die Lancierung des DC-Universum, welcher hauptsächlich den Drehbuchschreiberlingen Terrio/Goyer zugeschrieben werden muss. Weil das Snyders‘ Eye-Candy aber dermassen stilsicher daherkommt, ich ihn als Regisseur durchaus mag und auf Besserung seitens Drehbuch-Niveau hoffe, gibt’s ultra-knappe 3 von 5 Haifischflossen.
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