Kurz:
Ein junges Mädel geniesst das sorgenfreie Leben, bis ihr ein vermeintlicher Freund eine heimtückische Geschlechtskrankheit anpoppt. Hauptsymptome: Extreme Paranoia und Tod.
Lang:
Nein, „It Follows“ von Regisseur David Robert Mitchell ist kein Dokumentarfilm über Twitter-Sucht, sondern ein nahezu perfekter Slasher/Horror/Thriller. In seinem zweiten Feature-Streifen pflanzt Mitchell den dämonischen Horror mitten in eine urbane, reale Teenager-Welt. „It Follows“ kann zeitlich nicht festgenagelt werden. Zwar ist ein durchgängiger Retro-Look spürbar, doch moderne Gadgets verweisen eher aufs aktuelle Jahrzehnt.
Die Handlung ist zwar definitiv keine Offenbarung, die Umsetzung schon. Von der ersten Minute ist der Film unheimlich und unheimlich packend; die Hühnerhaut kommt um zu bleiben. 360°-Kamerafahrten und viele Aufnahmen aus der Distanz sind nur zwei der vielen Stilmittel, welche Mitchell gekonnt einsetzt und damit so manches Nackenhaar zur unfreiwilligen Standing-Ovation einlädt.
Die Dämonen kommen nur langsam in Fahrt, wortwörtlich. Dass sich die „It“‘s nur langsam fortbewegen, aber ihre ausgesuchten Opfer jederzeit im Fokus behalten und unbeirrt gradlinig darauf zuschreiten, ist jedoch eine dramaturgisch fantastische Wahl. Und weil die „It“’s nicht getötet werden können, ist die ständige Ausschau nach dem nächst möglichen Notausgang die höchste Priorität im Leben der gehetzten Teenies. Diesen Umstand feiert Mitchell, indem er in vielen Szenen die Hauptprotagonisten allein in offenen Räumen zeigt und so auch die Zuschauer anfangen, gebannt nach der nächsten Fluchtmöglichkeit zu suchen.
Nebst der audiovisuellen Ästhetik überzeugt auch das Schauspiel-Ensemble durchs Band weg, allen voran Maika Monroe. Monroe balanciert grandios mit weit aufgerissenen Augen am Rande des Nervenzusammenbruchs und bringt den Terror spürbar näher. Der Zuschauer weiss zum Teil nicht, ob er im Hintergrund nach den nächsten Übeltätern Ausschau halten soll, oder sich auf das fantastische Mimenspiel der Hauptdarstellerin fixieren soll.
Die zweite Hauptrolle im Film besetzt die Band Disasterpiece. Ihr eigenwilliger Soundtrack gehört zum Besten, was in letzter Zeit durch meine 5.1 Anlage wummerte. Die Mischung zwischen Minimal-80er-Sound und carpenteresken Klangwelten ist verstörend und unterstützt den traumwandlerischen Look. An manchen Stellen könnte die Vertonung auch der hässliche, ungeliebte Bruder des „The Virgin Suicides“-Soundtracks von Air sein.
Sowohl mit CGI als auch mit Gummi-Masken wird wo immer möglich gespart und so bleibt „It Follows“ jederzeit ein realer, greifbarer Film, der seine Stärken aus dem atmosphärischen Grund-Setting zieht.
Obwohl Mitchell an manchen Stellen gekonnt Genre-Grössen, wie z.B. „Halloween“, „Friday the 13th“ und vor allem „Invasion of the Bodysnatchers“ zitiert, bleibt „It Follows“ eigenständig.
„It Follows“ schafft es den Zuschauern für gut 100 Minuten echte Paranoia zu vermitteln. Und so mancher wird nach dem Film einen leicht nervösen Blick über die Schulter werfen. Ein besseres Gütesiegel kann einem Horror-Film eigentlich nicht ausgestellt werden. Die Vorschusslorbeeren sind verdient, „It Follows“ muss gesehen werden. Am besten alleine in einem dunklen Raum und mit Kopfhörern auf dem Schädel.
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