Wenn Gott ein sadistisches Schwein ist, die Verwandschaft von Gollum eine Familie terrorisiert und 99 Häuser nicht genug sind, dann ist Zeit für einen weiteren „Threesome“:
Le Tout Nouveau Testament (2015)
Gott lebt in Brüssel und ist ein Arschloch. Nachdem seine Tochter genug der göttlichen Tyrannei hat, beschliesst sie, allen Menschen deren exakte Todesdaten zu kommunizieren. So die Ausgangslage dieser herrlich unkorrekten, schrägen belgisch-französischen Co-Produktion. Regisseur Jaco Van Dormael („Mr. Nobody (2009)“, „Le huitième jour (1996)“ und „Toto le heros (1991)“) findet die richtige Balance zwischen schwarzer Comedy und anspruchsvoller Dramedy. Sowohl die abgefahrenen, wunderbar assortierten Bildkompositionen, welche an den genialen Roy Andersson („You, The Living“, „Songs From the Second Floor“) erinnern, also auch die Personifizierung eines realen, zynischen Gotts (Benoît Poelvoorde) machen aus „Le Tout Nouveau Testament“ einen einzigartigen Film, welcher sich locker von der Masse der Filmproduktionen abhebt. Leider schafft es der Streifen nicht, seine Originalität während der ganzen Laufzeit frisch zu halten und flacht mit der Zeit ab. Besonders der anfangs scharfe Sarkasmus verliert mit der Zeit an Biss und Catherine Deneuve zuzusehen, wie sie mit einem Gorilla rummacht ist einfach nur doof. Trotzdem ist „Le Tout Nouveau Testament“ besonders für Freude schräger Filmkunst mindestens einen Blick wert.
The Hallow (2015)
Eigentlich ist „The Hallow“ ein Remake von „C.H.U.D.“ – im Wald. Eine junge Familie zieht in ein „Cabin in the Woods“ und wird prompt nachts von dämonischen Kreaturen heimgesucht. „The Hallow“ (ach unter dem Titel „The Woods“ bekannt) bietet absolut nichts Neues. Regisseur Corin Hardy serviert diese aufgewärmte Speise zwar mit genug Würze und richtig temperiert, doch die paar wenigen Jump-Scares und soliden Monster-Effekte machen aus „The Hallow“ nicht mehr als ein kleines Horror-Häppchen für zwischendurch.
99 Homes (2014)
In diesem Immobilien-Drama läuft vor allem das Schauspielerensemble (Michael Shannon, Andrew Garfield und Laura Dern) zur Höchstform auf. (Shannon wurde für seine Rolle zurecht für den Golden Globe als bester Nebendarsteller nominiert.) Regisseur und Drehbuchautor Ramin Bahrani konstruiert ein Thriller/Drama rund um den Immobilien-Handel, welches nie langweilt und die Empathie der Zuschauern auf Probe stellt. Die Grenzen zwischen Gut und Böse verschwimmen zunehmend – bis dann leider im letzten Filmdrittel doch klare Seiten bezogen werden. Dennoch ist „99 Homes“ eine intelligente, spannende Story, welche auch – mindestens kurzfristig – zum Nachdenken anregt. In der heutigen, von teils sehr plumpen Blockbustern überfluteten Zeit, bietet der Streifen eine gelungene Abwechslung.