Kurz:
Eine Wunderfrau will den ersten Weltkrieg beenden und weiss, wie man ein langes Schwert in einem luftigen Kleidchen versteckt. Mit Trinkspiel!
Lang:
Die Amazone Wonder Woman war schlicht und einfach das Beste an Batman v Superman. Punkt. Und ihr treibender Score reisst auch den letzten aus dem Kinosessel. Gross war also die Hoffnung, dass sie ihren eigenen Solofilm rocken wird.
Über Gal Gadot als Wunderfrau darf man sich streiten. Ich bin nachwievor kein Fan von ihr und finde immer noch, dass sie optisch keine Amazone ist. Da müsste meiner Meinung nach mehr auf die Hüfte gepackt werden. Auch von der Schauspielerin Gal Gadot herself bin ich kein Fanboy, auch wenn sie in den leichtluftigen Kleidern und in Kampfmontur eine schicke Figur macht. Die Frau berührt mich einfach nicht. Sie ist wie ein lauwarmer Schluck Wasser.
Aber, ich muss zugeben, sie hat ihre Aufgabe gut gelöst. Auch wenn ich nur bei sehr wenigen Szenen so etwas wie Gänsehaut verspüren durfte, gab es sehr viele starke Momente, die beim Publikum, egal ob Weiblein oder Männlein, sehr gut ankommen werden. Versprochen.
Chris Pine (wie hiess die Figur denn gleich nochmal?) wird in diesem Film klar zum Sidekick degradiert. Doch natürlich sind Sidekicks immer noch total cool. So kommt es denn, dass er oft auf derselben Höhe wie die Wunderfrau losdonnern darf. Klar, dass sich da auch so etwas wie eine Romanze zwischen den beiden entwickelt. Da muss man dann halt als Zuschauer durch.
Um was es eigentlich geht? Also: Der Chris (ich hab den Namen wirklich grad vergessen) gelangt per Zufall auf die Insel der hübschen Amazonen. Der britische Spion wird von den bösen Deutschen verfolgt. Es kommt zu Bummbumm und Aua-Aua. Chris (kann mir jemand bitte mal den Namen verraten!?) erzählt von einem grossen Weltenkrieg (der erste Weltkrieg ist gemeint, nur mal so). Das Wunderfrauchen glaubt nun, dass der Kriegsgott Ares für die Massenzerstörung verantwortlich ist und will diesem den Popo versohlen. Also geht sie mit, um diesen ersten Weltkrieg zu beenden.
Wonder Woman wird als stark emanzipierte Superfrau dargestellt, die sich in einer männerdominierenden Gesellschaft durchaus zu helfen weiss. Sie nimmt kein Blatt vor den Mund und zeigt der (männlichen) Welt schon mal den Stinkefinger. Es sind solche Szenen, die mir die Wunderfrau näher bringt und mir zeigt, dass hinter der Lasso-schwingenden Kampfsau auch eine wirklich kluge Frau steckt, die im Kampf nicht nur einfach supersexy aussieht, sondern es auch sonst drauf hat.
Apropos Kampf: Die Kämpfe sind schick, wurden balletartig mit viel Zeitlupeneffekte inszeniert und verwöhnen das Auge. Auch die Dosis stimmt. Wenn man das Gefühl hat, jetzt wird es aber doch zu viel und zu überdreht, schaltet der Film fast automatisch einen Gang runter. Vielen Dank an die Cutter.
Was ich an Wonder Woman aber einfach nur dumm finde: Wenn in der Origin-Geschichte am Anfang haufenweise Frauen in knappen Röcken in Zeitlupe ihre sexy Turn- und Kampfübungen vollziehen und gespreizte Beine einem ins Gesicht donnern, dann wird hier auf das emanzipatorische Gleichgewicht einfach gespukt.
Auf der einen Seite wird hier eine taffe Frau in den Fokus gestellt, die keine Hilfe braucht und sich selber mit viel Mut und Intelligenz behaupten kann. Das ist schön, das ist toll. Wenn aber im selben Atemzug überstilisierte, sexistische Bilder vermittelt werden, haben die Autoren etwas völlig falsch verstanden.
Und dann gibt es einfach auch Szenen, wo ich mich die ganze Zeit facepalmen könnte. Wenn Wonder Woman im hautengen Kleidchen stolz auf eine Party marschiert, dabei ihr Schwert am Rücken trägt und niemandem es auffällt, dann puh, dann brauche ich da schon sehr viel Toleranz. Viel Toleranz braucht es auch, wenn entweder ein ständiges „Noooooo“ oder immer und immer wieder ihr Name gerufen wird. Ja, wir haben es ja verstanden! Sie heisst Diana, alles klar!
Hier übrigens ein brachiales Trinkspiel: Immer wenn jemand ihren Namen sagt oder schreit, darf man einen Schluck nehmen. Wer danach immer noch geradeaus gehen kann, ist wirklich eine Wonder Woman oder ein Wonder Man.
Noch eine Bemerkung zum Schlussakt: Das ist einfach wieder nur eine laute, bunte CGI-Wichserei. Tschuldigung, aber anders kann ich das Finale zwischen Superheldin und Oberschurke nicht beschreiben. Und die Logik wird in den letzten Minuten auch wieder draussen an der Leine gelassen. Hier haben die Macher einfach wieder alles raushauen müssen, anstatt, dass sie sich auf die Behutsamkeit, die vorher dominierte, konzentrierten. Schade.
Fazit:
Also, Wonder Woman ist nicht schlecht, aber auch nicht wundervoll. Der beste DCU-Film bis jetzt, was aber auch nicht schwierig war. Wenn man sich mit Madame Gadot anfreundet und sich einfach nur unterhalten lassen möchte, kommt man vollends auf seine Kosten. Und der Film ist stellenweise wirklich sehr witzig geworden. Über das Finale möchte ich aber keine weiteren Worte mehr verlieren. Ich bin jetzt reif für diese Insel…
3 von 5 Lassos der Wahrheit