Kurz:

Wo ist Black Widow, wenn frau sie braucht?

Lang:

„Widows“ ist der neuste Streich Steve McQueens, mit welchem der Engländer nach „Hunger“, „Shame“ und „12 Years a Slave“ sein offizielles Bewerbungsschreiben fürs Mainstream-Kino platziert.

Die Adaptation des Romans von Lynda La Plante  („The Red Dahlia“ und 40 andere Bücher) erzählt die Geschichte der Neo-Wittwe Veronica (stark: Viola Davis), welche dank eines durch und durch missglückten Raubüberfalls ihres Ehegatten (solid: Liam Neeson), einem üblen Gangsterboss (blass: Brian Tyree Henry ) 2 Millionen Dollar in der Kreide steht. Zusammen mit den anderen, durch den Überfall zu Wittwen geschlagenen Ehefrauen, plant Veronica in die Fussstapfen ihres Göttergatten zu treten und mit einem Raubüberfall mal eben schnell selbst 5 Millionen Dollar einzuheimsen. Das Raubüberfall-Notizbuch ihres verstorbenen Ehemannes soll dabei ihre Unerfahrenheit kompensieren.

Entgegen dieser doch recht hanebüchenen Prämisse ist „Widows“ keine seichte Gangster-Komödie. Im Gegenteil, der Film trägt sein R-Rating stolz auf der Brust. Blut spritzt, nackte Haut ist omnipräsent und geflucht wird am Laufmeter. Doch mit seinen teils doch sehr unplausiblen Twists und inszenatorischen Stimmungsschwankungen diskreditiert sich der Streifen gleich selbst. Steve McQueen will einfach zu viel. „Widows“ startet virtuos als ruppiger Action-Knaller, mutiert aber mit zunehmender Laufzeit zu einem Heist-Flick ab Stange, welcher sich nicht zwischen Beziehungsdrama und beissender Sozialkritik entscheiden kann. Themen wie Rassismus, Polizeigewalt, Korruption werden mit der Brechstange in die schlussendlich halt doch sehr plumpe, einer Telenovela nicht unähnlichen Story gezimmert.

Auf der Habenseite: Voila Davis rockt den Film. Ihre Performance ist eine Wucht. Die Award-Saison kann kommen. Nebst Davis heben Daniel Kaluuya (Get Out) als tödlicher Handlanger, die Kameraarbeit Sean Bobbitts (Old Boy, Shame, 12 Years a Slave) und der Soundtrack Hans Zimmers den Film aus dem Mittelmass. 

Fazit:

„Widows“ ist nicht schlecht, aber leider auch nicht so originell, wie der Trailer verspricht. Dank den Herren Zimmer/Bobbitts lohnt es sich allemal, den Streifen im Kino auf Grossleinwand zu geniessen. 

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