Drei Rezensionen zum Preis von einer.
We Are The Flesh (2016)
Visionär, extrem, radikal, furchtlos – so die Rückseite der Blu-Ray. Well, „Tenemos la carne“ will anscheinend die Metapher auf Wiedergeburt und menschliche Triebe mit dem Holzhammer liefern, bleibt aber nur ein plumper Schocker mit ein paar netten cinematographischen Schauwerten. Der Hybrid aus „A Serbian Film“ und „Baskin“ ist weder so anwidernd wie ersterer noch so over-the-top-gory wie zweiter. Auch ein Vergleich mit Gaspar Noé hinkt, da Regisseur/Drehbuchautor Emiliano Rocha Minter im Vergleich zum versierten Franzosen kein technisches Fingerspitzengefühl aufweist und stattdessen versucht mit statischen Frontalaufnahmen von Geschlechtsteilen eine Arthouse-Kredibilität zu ergaunern. Nö.
Der Nachtmahr (2016)
Der erste von VICE finanzierte Film ist selbstverständlich voll auf dessen hippe Zielgruppe zugeschnitten. Ein pumpender Soundtrack (Atari Teenage Riot, Boyz Noize) treibt Teenie Tina (Carolyn Genzkow) durchs Nachtleben, verfolgt von einem ausserirdischen Viech, dass anscheinend nur sie selbst sieht. Tönt strange, ist es auch. Doch im Gegensatz zum anfangs erwähnten „We Are The Flesh“ bietet die „Der Nachtmahr“ eine nette doppelgründige Geschichte und bleibt durchs Band weg spannend. Die dem Sci-Fi nicht abgeneigte Coming-Out-Of-Age Story wirkt weder abgehoben noch unglaubwürdig, die Partyszenen sind treibend in Szene gesetzt und die Bildsprache unter der Regie von Achim Bornhak (Akiz) stilsicher. Eine gelungene, durchaus mutige Produktion aus unserem Nachbarsland.
Der Bunker (2016)
Und zum Abschluss dieses Dreiers noch eine groteske Komödie mit surrealen Elementen. „Der Bunker“ von Nikias Chryssos macht zwar Spass – bleibt dabei aber wenig nachhaltig. Leider. Die Geschichte um einen Wissenschaftler, der sich bei einer, in einem Bunker hausenden Familie einquartiert und dort das absurde Gefüge ins Wanken bringt, ist zu gleichen Teilen originell wie konfus. Die Protagonisten sind, bis auf den Studenten (Pit Bukowski, ok, aber besser in „Der Samurai“), überskizziert und skurill der Skurillitäts willen. Daniel Fripan, notabene mit Jahrgang 1984 spielt den 8-jährigen (!) Sohn , die Mutter (Oona von Maydell) kämpft mit einer sprechenden Fleischwunde am Bein und der Vater (David Scheller) ist ein verschnautzter Sadomasochist. Die hübsch arrangierten Kulissen und ihre irren Figuren machen 90% der Schauwerte von „Der Bunker“ aus, leider verpasst es der Streifen, die teils sogar kafkaesken Elemente in ein kohärentes Ganzes zu bringen. So bleibt der Film dank seiner Originalität jederzeit ansehnlich, doch bleibt im Vergleich zu ähnlich gelagerten Filmen wie bspw. dem grandiosen „Dogtooth“ wenig hängen.