Kurz:

It’s Chuck.

Lang:

In „Way of the Dragon“ kämpfte Chuck Norris 1972 gegen Bruce Lee, ein Meilenstein in seiner Karriere. Wurde er so nicht nur einem grösseren Publikum abseits des Kampfsportzirkus‘ vorgestellt, der Film verhalf Norris auch zu seinen ersten grossen Rollen in kleinen feinen Action-B-Movies („The Octagon“, „Black Tiger“.). Bereits 1983 war es dann soweit und Norris zementierte mit „Lone Wolf McQuade“ seinen Anspruch auf Hauptrollen. 

In diesem Haudrauf-Film, in welchem sich ein schroffer Eigenbrödler abseits der Zivilisation in Staub, Schweiss und Selbstzweifel badet und im Kampf gegen übelste Schurkerei seine Absolution findet, kam alles zusammen. Das Budget war weitaus größer als bei Norris‘ vorhergehenden Filmen und der Cast war mit David Carradine (Kill Bill, Kung Fu) und Bond-Girl Barbara Carrera top besetzt. Ob all diesen Ingredienzen ist es kein Wunder, erwies sich der Action-Western-Hybrid von Regisseur Steve Carver als Publikumsmagnet. Und wo Publikum, dort auch Geld. Der Karriere von Carlos Ray Norris Jr. stand somit nichts mehr im Weg. 

Zu Recht. Schon nur die Art und Weise, wie Regisseur Carver den Protagonisten einführt, drückt massig Testosteron durchs Zelluloid. Als wir J.J. McQuade zum ersten Mal sehen, sitzt er sonnenverbrannt im staubigen Texas und überwacht aus der Ferne den tollkühnen Versuch der Polizei, eine bösartige Bande von Pferderäubern zu fangen. J.J. wird entweder in extremer Nahaufnahme oder als entfernte Silhouette etabliert, das menschliche Äquivalent des Wolfes, der sein Territorium beobachtet. Klar sind die Dummbatzen-Bullen rasch überfordert und McQuade muss den Tag retten – mit Stiefeln, Fäusten und flammenspeiender Uzi.

Norris is a badass. Spätestens jetzt wissen wir’s. Schon in diesem Film sterben mindestens fünfzig Menschen, wenn Norris eine Handgranate wirft. Bevor diese überhaupt hochgeht. Fakt. Sympathisch auch, dass er trotzt seiner offensichtlichen körperlichen Fitness keinem kalten Bier untreu wird. Und wenns grad passt, auch in Bier duscht. Pfundskerl das!

Auch der böse Bursche in „Lone Wolf McQuade“ ist clever besetzt. David Carradine war bereits zu diesem Zeitpunkt eine etablierte Hollywood-Grösse. Bekannt für seine Rolle als Caine in der Kult-TV-Show „Kung Fu“, war es sein stählerner, durchbohrender Blick, welcher ihn zur perfekten Besetzung des Dreckskerls machte. Yup, Carradine als hinterhältiger, skrupelloser Waffenschmuggler ist eines der vielen Highlights in des Films – und der perfekte Antagonist gegenüber Chuck Norris aka McQuade.

Und Bond-Girl Carrera? Schön, dass Regisseur Carver die Dame nicht nur zur hübschen Dekoration ins Szene setzt und sie in einigen Szenen sogar McQuade die Stirn bieten darf. Für Filme aus den 80ern nicht zwingend. Keine Sorge, es reicht selbstverständlich trotzdem, dass das Pärchen zusammen im Schlamm kuschelt. B-Movie halt.

Nebst seinen durchs bald gelungenen Spaghetti-Western-Referenzen, ach dieser Score ist eine Wucht, gefällt der 2020 höchst willkommene, bondianische Touch. In seiner Mission nach Rettung und Vergeltung klammert sich McQuade schon mal auf dem Dach eines rasenden Lastwagens fest, dringt in ein verstecktes Waffenlager mitten in der Wüste ein und infiltriert die Festung seines Feindes. Und während Rawley Wilkes (Carradine) auch als 007-Antagonist eine gute Figur machen würde, schiesst sein an den Rollstuhl gefesselten, Videospiele liebenden und zwielichtige Casinos leitenden Handlanger, den Vogel ab. Passend heisst der Kerl „Falcon“.

Fazit:

„Lone Wolf McQuade“ bietet Schiessereien, Gewalt in Hülle und Fülle, Verfolgungsjagden, eine Messiahs-würdige Auferstehung, Bierduschen, einen Wolfshund, beeindruckende Martial-Arts, eine große Endschlacht mit zahlreichen Explosionen und vielen Leichen, die durch die Luft fliegen. Und Chuck Norris. Wie kann man diesen Filmnicht lieben?

Share This:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert