666. Dreimal die Sechs. Dreimal der Beelzebub. Dreimal in verschiedenem Gewand. In drei verschiedenen Sprachen. Zur Hölle: da muss eindeutig ein weiterer Threesome her.
Er ist wieder da (2015)
Basierend auf dem Buch von Timur Vermes wacht Adolf Hitler höchstpersönlich in der Neuzeit auf. (Wieso wird auch nach 100 Minuten nicht geklärt.) „Er ist wieder da“ setzt auf Situationskomik und der vermeintlichen Deplatzierung des Führers. In teils dokumentarischen Szenen, werden die Deutschen mit dem Führer, seinen nicht wirklich der Neuzeit angepassten Ideologien und ihrer eigenen Vergangenheit konfrontiert. Entgegen ähnlichen Pseudo-Doku-Formaten, wie beispielsweise Borat und Konsorten, ist Adolf Hitler in „Er ist wieder da“ keine Witzfigur und mir blieb entsprechend das Lachen mehrmals im Hals stecken. Rassistische Witze bleiben jetzt halt nun mal rassistisch. Doch auch meine, dem schwarzen Humor sehr zugeneigte Ader, hatte an dem Streifen nur mässig Freude. Leider zünden nur Bruchteile der Witze und der Film pendelt auf wackligen Beinen zwischen seichter Komödie und bissiger Sozialkritik. „Er ist wieder da“ hätte es sehr gut getan, sich auf ein Format zu konzentrieren. Besonders die aufgesetzte Story rund um den ambitionierten und gemobbten Reality-Show-Moderator (Fabian Busch) nervt mit seinem, bestenfalls TV-Nachmittagsprogramm-Niveau. Einzelne gelungene Szenen und ein Oliver Masucci in einer Glanzrolle machen den Streifen halbwegs sehenswert, doch irgendwie hat man am Schluss das Gefühl nicht wirklich satt geworden zu sein und viel schlimmer, dass ein spannendes, sehr heikles Thema inkonsequent behandelt wurde. Sieg nein.
Baskin (2015)
Regisseur Can Evrenol inszeniert mit nur $ 500‘000 einen türkischen Horror-Splatter im internationalen Gewand. Dabei bedient er sich offensichtlich bei amerikanischen Vorbildern, wenn auch nicht immer stilsicher. „Baskin“ setzt auf drei Akte: Akt 1 spielt in einer schäbigen Trucker-Spelunke, in welcher der Zuschauer mit den Hauptdarstellern bekannt gemacht wird. In aufgesetzten Tarantino-esquen Dialogen, sollten damit wohl die Charaktere gezeichnet werden. Etliches Blabla unterhalb der Gürtellinie leitet dann in den zweiten Akt über. Teil 1 und 2 dienten klar dem Spannungsaufbau, doch der Bauführer hatte es anscheinend mit dem Aufbau nicht sehr eilig. So fordert das doch sehr gemächliche Erzähltempo bis zum Akt Nummer Drei die Geduld der Zuschauer. Im dritten Akt bricht dann relativ unvermittelt die Hölle aus und startet die finalen 35 Minuten, hauptsächlich bestehend aus brutalstem Torture-Porn. Unverständlich, dass Evrenol mit einem, einer Holzhammermethodik nicht unähnlichem Overkill an albtraumhafter Horror-Kunst und schmerzhaften Gore-Effekten alle anfangs aufgekommen Ansätze einer Geschichte komplett ersäuft. Der 180°ige, abrupte Stimmungswechsel steht dem Streifen nicht und trübt das Gesamtbild. „Baskin“ ist auf der einen Seiten verstörend und verdammt blutig (was definitiv zwei Pluspunkte sind), auf der anderen aber auch belanglos und unfokussiert. Das einzige was den Streifen zusammenhält ist der grandiose Soundtrack im Stile eines Cliff Martinez („Drive“). Guter, düsterer Electro-Pop hat halt noch keinem Film geschadet. „Baskin“ ist zwar verdammt creepy, schräg, gut und teils auch schlecht genug, damit die Zuschauer bis zum Schluss dran bleiben, zum guter Letzt bleibt aber, trotz gelungenem Schlusstwist, weniger hängen als den Machern wohl lieb gewesen wäre. Was zum Teufel war das?
The Witch (2015)
„The Witch“ (ich verzichte hier bewusst auf die alternative Schreibweise „The VVitch“, weil sich mir der Sinn dieser Typographie-Meisterleistung komplett entzieht) von Robert Eggers ist ein Biest von einem Horror-Film. Für den Streifen passt die Wolf-im-Schafspelz-Metapher perfekt! Im Zentrum der vermeintlichen Gruselgeschichte steht eine 7-köpfige Familie, die 1630 nach der Flucht aus ihrer christlichen Kommune an einem Waldrand ihr neues Lager aufschlägt – um schon bald darauf ums nackte Überleben zu kämpfen. Der Kampf widerspricht aber den bekannten Horror-Klischées, denn „The Witch“ fokussiert sich viel mehr auf interfamiliäre Probleme und das stetig wachsende, gegenseitige Misstrauen innerhalb der Sippe – perfekt orchestriert vom Teufel selbst. Nicht nur damit unterläuft der Streifen gekonnt die Erwartungen der Zuschauer, sondern spielt auch mit den strengen, unumstösslichen Glaubensmustern jener Zeit. Eine mehr oder weniger subtil eingeflochtene religiöse Symbolik rundet das ganzheitliche Bild ab. Schauspielerisch stechen vor allem Vater (Ralph Ineson) und Tochter (Anya Taylor-Joy) aus dem Ensemble heraus. Wunderschön grausame Bilder, betörende Kamerafahrten und ein bedrohlicher Score helfen mit, dass trotz dem anfangs sehr gemächlichen Erzähltempo, die Grundstimmung nie ins Belanglose kippt. „The Witch“ ist kein typischer Horror-Streifen und pfeift auch gängige Horror-Konventionen. Es gibt keine Jump-Scares und keine Tintus-verursachenden Soundeffekte. Stattdessen garantiert der in Kanada in nur 25 Tagen gedrehte Streifen 90 Minute hartnäckige Hühnerhaut und glänzt mit einer beklemmenden Grundstimmung, die auch nach dem Schluss noch nachhallt. Hell Jeah!
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