Kurz:

In einer weit, weit entfernten Galaxie wird wieder herumgeballert und Nonsense gelabert, währenddessen sich Fanboys aus aller Welt vor Freude in die Hosen pinklen.

Lang:

Ich bin kein „Star Wars“-Fanatiker, aber ich mag die Filme. Ewoks finde ich doof und Episode I und II sind – mit Ausnahme von Darth Maul und dem Yoda-Fight – einfach nur dämlich. Müsste ich einem der sieben Star-Wars-Filmen ein Krönchen aufsetzen, würde ich „The Empire Strikes Back“ krönen. Ich weiss zwar, welcher Droide R2-D2 heisst, beim goldenen Zinnmänchen tue ich mir mit der Benamsung schon schwerer. Die Animees gingen mir am Allerwertesten vorbei. Soviel zu meinem Sternenkrieg-Background.

„The Force Awakens“ hat mich über die ganzen 140 Minuten sehr gut unterhalten. Die Newcomers Daisy Ridley und John Boyega (beide Jahrgang 1992!) überzeugen auf Blockbuster-Territorium. Ich nehme zwar Ridley, die auch als kleine Schwester von Keira Knightley durchgehen könnte, die Action-Heldin nur bedingt ab, glaube aber, dass sie sich im weiteren Verlauf der Saga zu einer veritablen Action-Queen mausern wird. Hübsch anzusehen ist sie jedenfalls. Die Entdeckung war aber John Boyega als Stromtrooper-Deserteur. Boyega verkörpert seine Figur mit der richtigen Portion Witz und einer erstaunlichen charakterlichen Tiefe. 

Flankiert werden die beiden Jungdarsteller von gestandenen Grössen wie Harrison Ford und Oscar Isaac. Während Isaac sichtlich Spass an der Rolle des X-Wing-Piloten Poa Dameron hatte und mit diesem frischen Charakterkopf neues Blut in die Saga pumpt, werde ich bei Ford das Gefühl nicht los, dass er primär einen letzten grossen Gehaltscheck einstreichen wollte. Der Bösewicht in Teil 7 wird von Adam Driver verkörpert, welcher bisher in Indiefilmen zuhause war (While We’re Young, Frances Ha, Inside Llewyn Davis). Driver gefällt als „Darth-Vader-light“ und ist neben Boyega das Highlight des Streifens. 

Alle Schauspieler machen ihr Sache also durchaus solid. Gleiches kann auch von Regisseur J.J. Abrams behauptet werden. Nachdem Herr Abrams schon das Star-Trek-Franchise wiederbelebt hat, gelingt ihm das heikle Unterfangen auch mit Star Wars. Respekt!

Handwerklich ist „The Force Awakens“ 1A. Bombastisch inszeniert, grandioser Sound (es war das erste Mal, dass mir ein 7.1-System im Kino positiv aufgefallen ist), hymnischer Soundtrack, top Effekte – der Streifen ist ein cineastisches Erlebnis! Hey, nicht mal 3D stört.

Doch leider ist die Story irgendwie,… naja, altmodisch und ein ziemliches Déjà-Vu. Für viele Star-Wars-Fans wird dies sicherlich DER positive Aspekt sein, für mich macht es zu stark den Anschein, dass sich die Filmemacher aufgrund der weltweit gigantischen Erwartungshaltung bis zum Geht-nicht-mehr absicherten. Was hat in den Episoden 1 bis 6 gut funktioniert und was nicht? Welche Charaktere waren beliebt, welche nicht? Welche Handlungsstränge waren nachhaltig, welche nicht? Welche Settings gefielen, welche nicht? Und so weiter und so fort. Die Antworten wurden dann gesammelt, analysiert und zur Story für Episode 7 verwoben. Eine gewagte Mutmassung, ich weiss, aber würdest du als Filmemacher nicht auch einfach ALLES unternehmen, um kein zweites „Phantom Menace“-Waterloo rechtfertigen zu müssen?

Dazu kommt, dass Menschen nun mal altern. „The Force Awakens“ basiert auf zum Teil einschneidenden Ereignissen, die zwischen Episode 6 (Return of the Jedi – 1983) und Episode 7 (The Force Awakens – 2015) „Off-Screen“ vorgefallen sind und im Film mit aufgesetzt wirkenden Dialogen integriert werden. Kurz: der Versuch, die Episoden 6 und 7, welche notabene +/- 30 Jahre auseinander liegen, dramaturgisch kohärent zusammenzuhalten, wirkt mir persönlich zu aufgesetzt.

Zudem sind am Schluss der 140 Minuten für meinen Geschmack noch zu viele Fragen offen und es bleibt die Gewissheit, dass „The Force Awakens“ sowieso nur die Basis für die beiden weiteren Episoden legen soll.

Als Reboot des „Star Wars“-Franchise ist „The Force Awakens“ absolut gelungen und bietet das gewünschte Fundament für mindestens zwei weitere intergalaktische Sternenkriege. Episode 7 ist definitiv besser als Episode 1 bis 3 zusammen und wer weiss, vielleicht wird der zweite Teil des dritten Trilogie-Blocks auch den zweiten Teil der Original-Saga in den Schatten stellen. (Ich für meinen Teil würde nicht darauf wetten.)

„The Force Awakens“ ist ein nostalgisches, visuell betörendes Blockbuster-Erlebnis, welches aber zu kalkuliert und zu harmlos wirkt.

 

 

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One thought on “Star Wars – The Force Awakens (2015)

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