Bildergebnis für terraformars film

Kurz:

Miike’s Version von Starship Troopers?

Lang:

Um den Mars bewohnbar zu machen, siedelt die Menschheit Algen und Kakerlaken auf dem roten Planeten an. 500 Jahre später wird eine Expedition von Mördern, Hackern und Terroristen zur Beseitigung der Ungeziefer entsandt. Die Kakerlaken haben sich mittlerweile jedoch zu gigantischen Humanoiden weiterentwickelt, welche den Neuankömmlingen alles andere als freundlich gesinnt sind. Womit die Kakerlaken nicht rechnen: Die Crew von Kriminellen kann sich mittels Insekten-Kräften zur Wehr setzen.

Es wäre zu einfach, Terraformars als ultra-trashige Manga-Adaption abzuschreiben, auch wenn dies partiell sicher zutreffend ist. Man kann Terraformars aber durchaus in einem anderen Licht sehen. Dazu ruft man sich in Erinnerung, dass Takashi Miike’s liebster Paul Verhoeven Film Starship Troopers ist. Starship Troopers ist eine zynische Persiflage der Überamerikanisierung und der omnipräsenten Kriegsästhetik in Hollywood. Terraformars funktioniert grundsätzlich ähnlich, einfach im japanischen Kontext. Der Film lehnt sich in seinem Setting deutlich an Japan’s imperialistische Vergangenheit an. Auch das typisch japanische Pop-Kultur Motiv der Transformation findet sich hier wieder. In Reihen wie Ultraman (1966-1967), Mighty Morphin‘ Power Rangers (1993-1995) oder auch Miike’s Zebraman (2004) wird der fehlerhafte oder schwache “Everyman“ mit aussergewöhnlichen Kräften ausgestattet, um eine (oftmals ausserirdische Bedrohung) zu bekämpfen. In Terraformars verwandeln sich die Protagonisten in Insektenmenschen, nicht unähnlich den klassisch-japanischen Gummianzughelden. Miike-Experte Tom Mes sieht in der Dystopie des Filmes sogar eine karikative Darstellung der Agenda der momentan regierenden liberaldemokratischen Partei.

Nichtsdestotrotz ist Terraformars kein guter Film im klassischen Sinne. Die CGI-Effekte – auch wenn nahe an der Mangavorlage – sind z.T. absolut lächerlich. Setting und Entwicklung der Handlung des Filmes sind absurd. Die Actionsequenzen strotzen vor Klishees. Dennoch muss man sich vor Augen führen, dass Terraformars in seiner Essenz funktioniert. Miike selber bezeichnet den Film als eine Gratwanderung zwischen dem Machbaren und dem Unmachbaren. Mit anderen Worten ist der Ton des Filmes absichtlich überzeichnet gehalten. Das Resultat ist eine äusserst unterhaltsame und actionreiche Manga-Verfilmung. Anders als Verhoeven stellt Miike nicht eine zynische Note sondern eine karikativ-humoröse in den Vordergrund. Man kann dem Film also seinen Unterhaltungswert nicht absprechen.

Alles in allem ist es der Zuschauer, der entscheiden muss, ob
Terraformars lächerlicher Sci-Fi Klamauk darstellt oder, ob er in Terraformars eine clevere Abbildung einer überjapanisierten Kultur sehen kann. Als leidenschaftlicher Miike-Advokat neigt der Autor zu Letzterem.

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