Kurz:

Robinson Crusoe trifft auf Pinocchio.

Lang:

Es ist schwer diesen Film zu beschreiben. Eigen ist er jedenfalls. Auch ist er fantasievoll in der Bildsprache und seiner Erzählungsweise, ähnlich eines Besuchs im Dead End in Bern um 3 Uhr morgens. Zur Geschichte mag ich auch nichts verraten, ist dies doch die grösste Stärke des Films. Jedenfalls bleibt „Swiss Army Man“ von Anfang bis Schluss spannend, da die Handlung fast gänzlich unvorhersehbar und kryptisch ist.

Soviel kann aber schon mal Verraten werden: Paul Dano (The Girl Next Door, Little Miss Sunshine) alias Hank, welcher abgeschottet von der Zivilisation lebt, findet einen angespülten Daniel Radcliffe (Harry Potter and the Sorcerer’s Stone , The Woman in Black ), beziehungsweise seine Leiche. Dieser Kadaver ist aber nützlicher als man erwarten würde und birgt mehr Verblüffungen in sich als ein Überraschungs-Ei. Entsprechend wird „Manny“, so der Name der Leiche, zu einer Universalhilfe für Hank, und begleitet ihn auf seinem Weg zurück nach Hause.

Die Geschichte ist sehr abgedreht und konfus. Zum einen, weil dadurch das Werk zu überraschen vermag. Zum anderen auch weil sich eine tiefere (psychologische) Ebene durch den Film zieht, welche nur durch Symbolik und Dialogen angedeutet wird. Selbst der Humor ist gewöhnungsbedürftig, erfüllt aber seinen Zweck in Bezug auf die Thematik des Films. Plump ist anders.

Die beiden Charaktere sind alles andere als eindimensional und entwickeln sich im Laufe des Films stetig – was eindeutig ein Vorzug von „Swiss Army Man“ ist. Das Zusammenspiel der Schauspieler ist sehr symbiotisch, ähnlich wie die Zusammenarbeit zwischen Dan Kwan und Daniel Scheinert, welche sich sowohl Regie- als auch Drehbuch-Arbeit teilen. Die stark eingeschränkte und ruhige Naturkulisse ist schön Anzuschauen und lenkt nicht von der faszinierenden Geschichte ab. Auch fügen sich die musikalischen Kompositionen (von der grandiosen Band Manchester Orchestra) köstlich und unauffällig in den Streifen ein. Manchmal wähnt sich der Zuschauer in einem Videoclip, ein anderes Mal erwecken die Songs den Eindruck eines improvisierten Musicals. Jedenfalls eine Sinnfreude für Aug und Ohr.

Fazit:

Zum Glück kein Film über einen Angehörigen der Schweizer Armee. Der Titel ist eine Anspielung auf das multifunktionale Offiziersmesser. Eine stimmungsvolle und sehr skurrile Episode über die Ängste und Probleme eines gehemmten Mannes. „Swiss Army Man“ ist fast die ganze Laufzeit über rätselhaft und erfrischend. Er wird zwar bestimmt den Geschmack mancher Kinogänger verfehlen, ist aber eindeutig beachtenswert! Auch die Jury der NIFFF 2016 ist unserer Meinung!¹

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