Kurz:

Im Jahr 2002 deckte der Boston Globe eine Serie von sexuellen Missbrauchsfällen seitens der katholischen Kirche auf. Die Artikel wurden von einem Team investigativer Journalisten aus der internen Spotlight-Sektion verfasst. Die Zeitung bekam dafür im Jahre 2003 den Pulitzer-Preis. Der vielfach gelobte Film erzählt nun die Hintergründe der Reporterarbeit und ist dabei auch eine Liebeserklärung an den klassischen Recherchejournalismus.

Lang:

Wie soll man einen Spielfilm kritisieren, der sich ganz auf ein historisch bedeutendes Ereignis stützt und sich zwei Stunden lang akribisch und trocken darauf fokussiert? Natürlich garantiert das Prädikat der „wahren Begebenheit“ nicht automatisch ein gutes Ergebnis (Beispiel: „Alexander“ von Oliver Stone), doch „Spotlight“ bietet in dieser Hinsicht kaum Anlass zur Kritik. Auch weil er sich wirklich auf seine Handlung fokussiert und das Handwerk des Journalisten zeigt und würdigt.

Dennoch liegt darin das grösste potenzielle Manko: Aufgrund seiner Simplizität und unspektakulären Inszenierung dürfte er manchen zu langweilig sein. Der Hauptteil des Films besteht aus Gesprächen und der Recherche. Die Handlung wird durch die Dialoge vorangetrieben. Sie dienen nicht als sinnloses Geplapper oder sind bemüht auf cool und lässig getrimmt. Sie regen zum Nachdenken an. Wenn die Redakteure mit den überlebenden Opfern sprechen und diese dann explizit ihre Geschichte erzählen, kann nur erahnt werden, wie schwierig solche Erfahrungen im echten Leben für jemanden sein müssen.

Die engagierten Schauspieler tragen zum Gelingen dieses Konzepts bei. Das Reporter-Team wird von einem exzellenten Ensemble dargestellt, bei dem keiner einen zu grossen Fokus erhält und alle eine Einheit bilden. Seien es nun Grosskaliber wie der wiedererstarkte Michael Keaton („Birdman“, „Batman“) oder Liev Schreiber („Ray Donovan“), bekannte Gesichter wie Rachel McAdams („Midnight in Paris“) oder der aktuelle „Hulk“ Mark Ruffalo, sie alle ergänzen sich hervorragend mit den hierzulande eher unbekannteren Brian D’Arcy James und John Slattery („Mad Men“). Hier liegt eine weitere, jedoch kleinere Schwäche des Films: die Charakterisierung der Journalisten bleibt im Hintergrund, man erfährt fast gar nichts über ihre verschiedenen Persönlichkeiten. Angesichts der tollen Inszenierung ist dieses Manko verschmerzbar.

Die Kameraarbeit ist ebenso einfach wie effektiv. Close-Ups, Zooms, Seitenaufnahmen, damit wären die meisten Einstellungen abgehandelt. Mehr braucht es in diesem Falle auch nicht.

Mit einem einfachen, auf Emotionalität zielenden Kniff schliesst der Streifen nach zwei Stunden ab und schafft es, zumindest kurzfristig nach den Schlusscredits noch im Kopf zu bleiben.

Fazit:

Es ist schön, dass es in Hollywood neben all den Blockbustern und Fortsetzungen auch solche Filme gibt, die ihre Geschichte in aller Ruhe erzählen und zum Nachdenken über die kranken Vorgehen unserer Welt anregen. Verdienter Gewinner des Oscars 2016 in der Kategorie „Best Picture“.

 

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One thought on “Spotlight (2015)

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