Im diesem „Threesome“ gehen wir auf eine kleine Weltreise. Die drei Filme entführen uns ins New York der 80er, ins gespaltene Deutschland der 50er und das zerrissene Mexiko der Neuzeit. Ob jetzt mit Drogen, Öl oder Spionen gedealt wird, spielt keine Rolle, solange schauspielerische Glanzleistungen die Filme zusammenhalten und die Zuschauer kurzweilig unterhalten.
A Most Violent Year (2014)
Wenn Peter Röthlisberger von Maximum Cinema „A Most Violent Year“ zu seinem Lieblingsfilm abstempelt, dann ist es soweit und ich muss mich wohl oder übel an den Brüsten von Jessica Chastain (Interstellar, The Martian, Zero Dark Thirty) suhlen. Brüste sind ja bekanntlich Geschmackssache, darum haben mich schlussendlich weniger ihre opulenten Milchbeulen als ihr Schauspiel begeistert. Ihre Femme-Fatale ist unberechenbar und verführerisch und ihr unter der Oberfläche durchschimmerndes Kalkül verleiht dem ansonsten doch zu vorhersehbaren Streifen eine nötige Unberechenbarkeit. Trotzdem wird Chastains Schauspiel von einem anderen Darsteller übertroffen: Oscar Isaac (Inside Llewyn Davis, Ex-Machina, Star Wars VII) überzeugt wiedermal und zieht alle Register seines beeindruckenden Könnens. Sein zu gleichen Teilen von unbändigem Ehrgeiz und moralischen Werten getriebener Ölhändler ist Dreh und Angelpunkt von „A Most Violent Year“. Es macht Freude Isaac zuzusehen, wir er das Filmdiktat in seiner Art, bescheiden und doch bestimmt, an sich reisst und bis zur letzten Einstellung nicht wieder hergibt. „A Most Violent Year“ ist das dritte, stilsichere Ausrufezeichen in Folge von Regisseur J.C. Chandor (Margin Call, All Is Lost) und bietet grosses Schauspielkino in einem wunderschönen New York der 80er. Die Geschichte dazu ist leider nicht besonders erquickend.
Sicario (2015)
Die Vorfreude auf den vierten Output des kanadischen Regie-Wunderkindes Denis Villeneuve war immens. Nachdem Villeneuve mich mit Enemy (2013) und Incendies (2010) regelrecht umgehauen hat und sogar mit seinem ersten, in Hollywood gross angelegten Prisoners (2013) durchaus zu gefallen wusste, pendelt sich die Qualität seines neusten Werkes in der Mitte der erwähnten Filme ein. Schauspielerisch bietet, wie in jedem seiner Filme, sein Ensemble 1A-Leistungen. Allen voran Emily Blunt und Benicio Del Toro. Dass Blunt bei der diesjährigen Award-Season nirgends auf den Nominationslisten auftauchte, ist nicht nachvollziehbar. Unwiderstehlich personifiziert sie die thoughe FBI-Agentin und zementiert nach Edge of Tomorrow ihren Anspruch als valable Action-Heldin. Leider hat mich aber die Story in „Sicario“ erstaunlich kalt gelassen. Die Auflösung zollt dem grandios vertrackten Aufbau der Geschichte zu wenig Respekt und ist auf eine gewisse Art und Weise sogar plump. Für Villeneuve-Verhältnisse jedenfalls. Trotzdem ist „Sicario“ um ein Vielfaches besser als ein Grossteil der Filme, welche weltweit auf die Kino-Leinwände projiziert werden. Der Villeneuve-Hunger ist auf jeden Fall noch weit davon entfernt gestillt zu sein.
Bridge of Spies (2015)
Wo Steven Spielberg und Tom Hanks draufsteht ist auch Steven Spielberg und Tom Hanks drin. Im Guten wie im Schlechten. Bei er aktuellen Kollaboration fehlt zwar die Dringlichkeit eines Saving Private Ryan“, dennoch ist der Streifen ein Schritt in die richtige Richtung, weg von der Belanglosigkeit (The Terminal) oder der Plumpheit (War Horse). Die „Agentenbrücke“, im ehemaligen West-Berlin gelegen, wurde im Kalten Krieg dazu benutzt, gefangene Spione und politische Gefangene auszutauschen. Eine dieser Tauschaktionen wird in „Bridge of Spies“ zur (leider nur phasenweise fesselnden) Geschichtsstunde. Es wird viel geredet, die Action ist auf ein Minimum beschränkt und Tom Hanks spielt Tom Hanks. Dramaturgisch ist der Streifen auf ansehnlichem Niveau und selten bis nie langweilig. Trotzdem wäre Spielberg ein bisschen mehr Mut zu einem Schritt aus einer Komfortzone gut gestanden. „Bridge of Spies“ bietet dafür zu viel vom Bekannten und zu wenig Innovatives. Schauspielerisch brilliert vor allem Mark Rylance als russischer Spion, welcher für seine Rolle dieses Jahr sogar den Oscar als bester Nebendarsteller abholen konnte. Doch auch hier wird, obwohl Rylances‘ Charakter das Herz von „Bridge of Spies“ ist, zu wenig tief gegraben. Der Charakter von Rylance wird wenig durchleuchtet und bleibt bis zum Schluss diffus. „Bridge of Spies“ ist solide. Nicht weniger, nicht mehr.