Kurz:
Eine amerikanische Familie besucht ihren Familienhäuptling in Afrika, welcher es vor Jahren dort in einer WG mit Löwen und Tigern gemütlich gemacht hat.
Lang:
„Roar“ ist kein Film im eigentliches Sinne, der Streifen ist ein cineastisches Experiment, das es eigentlich gar nie hätte geben dürfen. 150 echte Raubtiere (hauptsächlich Löwen, Tiger, Jaguare, Pumas) amüsieren sich ohne Berühungsängste mit Tippi Hedren (Birds), Noel Marshall (The Exorcist) und Melanie Griffith (ähm… Cherry 2000). Mehr passiert nicht. Da sich aber die Schauspieler, allen voran Noel Marshall, gerne schon mal ohne Skrupel in ein Meute kämpfender Löwen stürzen, reicht auch die dünne Story um Zuschauer perplex an den Bildschirm zu fesseln.
Offensichtlich erfolgte die Produktion von „Roar“ völlig konzeptlos. „Lasst uns ein paar Schauspieler in eine Horde Wildkatzen hetzen (oder umgekehrt) und möglichst viele Kameras parallel draufhalten“, war wohl die Grundidee. Also versuchte der damalige Kamera-Neuling Jan de Bont (Speed) die richtigen Szenen per Zufall einzufangen. Ein Job der ihm (und auch vielen weiteren Crew-Members notabene) fast das Leben kostet. De Bont wurde während den Dreharbeiten von einem Löwen skalpiert und musste mit 120 Stichen genäht werden. Nicht nur er wurde Opfer der Mietzekatzen, viele Crewmitglieder durften Fleischwunden oder Knochenbrüche in ihre Tagebücher notieren. Folglich ist auch der Großteil des Blutes in „Roar“ echt und der Streifen wird zurecht als der gefährlichste Film aller Zeiten vermarktet.
Der Film wurde von dem (dann noch) Ehepaar Noel Marshall and Tippi Hedren finanziert, anscheinend haben die beiden sogar ihr Haus verpfändet um „Roar“ fertig zu stellen. Da sich aber kein Schauspieler für einen solchen Kamikaze-Dreh finden lies, überzeugten Marshall und Hedren ihr eigen Fleisch und Blut (und zeigten damit indirekt dem „Parents-of-the-Year“-Award den Stinkefinger). So ist „Roar“ eine Familienaffäre: Jerry Marshall und John Marshall sind die Söhne von Noel Marshall und mit Melanie Griffith ist die Tochter von Tippi Hedren mit von der Partie. So wurde „Roar“ in den 80ern von den Kritikern als teuerstes Familien-Home-Video aller Zeiten verschmäht.
Die ganze Produktion von „Roar“ dauerte stolze 11 Jahre. So war das „Skript“ bereits 1969 bereit, die Kamera rollte aber erst 1974. Nebst den Tieren schlug während der Produktion auch die Natur gnadenlos zu. Ein Dammbruch mitten im Dreh riss viele Löwen in den Tod, zerstörte das Set und zwang Hedren/Harshall den Dreh mehrere Jahre zu unterbrechen. Zudem verschlag dieses Unglück 4 Millionen Dollar. 1981 wurde „Roar“ endlich auf die Menschheit losgelassen, floppte aber an den Kinokassen. Ein Grund war sicher auch, dass sich der Streifen nicht positionieren lies: Tierhorror, Slapstick-Komödie, National Geographic Episode, Familie Robinson auf Safari – keine Ahnung was „Roar“ sein soll?
„Roar“ ist kein Film, „Roar“ ist auch keine Dokumentation, „Roar“ ist am ehesten eine Erfahrung. Leider eine selten spannende. Das Setting ist zu repetitiv und die Abstinenz eines Rahmenhandlung ermüdet den Zuschauer. Somit bleibt schlussendlich die Klarheit, dass der Streifen in der Filmgeschichte zwar absolut einmalig und unfassbar bleibt, das filmische Endergebnis aber seine offensichtlichen Schwächen nicht verstecken kann. Dennoch: einmal im Leben muss „Roar“ unbedingt gesehen werden!
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