Kurz:
Sollte man Probleme ohne Gewalt lösen? Nein, alles lässt sich mit Gewalt lösen.
Lang:
Hast du Vorurteile gegenüber stupiden, schmalzigen und gewalttätigen Filmen aus den 80ern, getränkt mit Vokuhilas und Neonschriftzügen? Dann wirf diese über Bord und schau dir «Road House» an. Sofort! Denn diese Überdosis an 8oer-Kitch ist das Paradebeispiel dafür, was normale Filmkritiker ablehnen. Fünf Nominationen für die Goldene Himbeere sprechen für sich. («Gewonnen» hat «Road House» keine. Verdientermassen.).
«Road House» ist eine generische Studiozucht, welche grundverschiedene Genres, wie etwa erotische Groschenromane und Actionfilme, vereint. Mit diesem Konzept hat das Filmstudio versucht, so viele Zielgruppen wie möglich zu erreichen. Dieser Spagat, sowohl das weibliche wie auch männliche Publikum anzusprechen, hat eine faszinierende Wirkung. Und wem das kitschig-klägliche Drehbuch nicht gefällt, darf Patrick Swayze (Dirty Dancing, Point Break) abfeiern.
Das Resümee ist schnell erzählt: Ein Geschäftsmann mit kriminellen Machenschaften hält eine ländliche Kleinstadt in seinen Fängen und terrorisiert diese mit seinen Schergen. Der Held «Dalton», in Form eines Türstehers, wird angeheuert, um symbolisch und wortwörtlich die heruntergekommen Bikerbar «Double Deuce» in ein zivilisiertes Tanzlokal zu verwandeln. Dabei hilft er der unterdrückten Bevölkerung, verliebt sich in die Angebetete des Bösewichts und so weiter und so fort. Wer schon mal eine Folge A-Team gesehen hat, weiss Bescheid.
Was aber das Magische an «Road House» ist, ist dass die fast zwei Stunden Zelluloid spannend zu schauen sind, obwohl die Geschichte fast zu 100% vorhersehbar ist. Die Erzählstruktur ist kompakt und packend aufgebaut. Auch die Stunts und Kampfchoreographien sind handwerklich gesehen spitze. Selbst die Blues- und Rock-Stücke von Jeff Healey passen wie die Faust aufs Auge. Dem Streifen kann man definitiv mehr Gutes als Schlechtes abgewinnen.
Auf der einen Seite ist «Road House» voll von Charakteren, die vor Testosteron und Machogehabe nur so überquellen. Obwohl am Anfang die Regel aufgestellt wird, «I want you to be nice until it’s time to not be nice.», merkt man von diesem Kerdo den Rest des Films über nichts. Als wäre die Regel revidiert worden durch: «Nice was never an option.».
In der Tat wird sich bei jeder Gelegenheit nach feiner Mixed-Martial-Arts geprügelt, wo es nur geht. Selbst vor Schlägen ins Gesicht, das Zertrümmern von Kniescheiben und Tritte in die Testis wird nicht zurückgeschreckt. Die einfache Zuschauerschaft wird mit überraschend brutalen, blutigen Szenen unterhalten und mit Explosionen beflügelt. Was will man mehr von einem Actionfilm als stereotypischer Mann? Ja, nackte Brüste sind natürlich auch mehrmals und paarweise mit von der Partie.
Auf der anderen Seite wird, um das (angeblich) schwächere Geschlecht bei der Stange zu halten, der Kult um Swayze unglaublich ausgeschlachtet. Nicht nur wird sein eingeölter, nackter Oberköper mehrmals bei den morgendlichen Thai-Chi-Übungen zelebriert. Auch der Charakter «Dalton» ist so geschrieben, als würde er einem empfindsam-sentimentalen Liebesroman entspringen; er hat eine dunkle und mysteriöse Vergangenheit und ist gefährlich – jedoch im Grunde ein guter Mensch, der allen Helfen will. Und nur die Liebe und Leidenschaft einer Frau kann seine Wildheit zähmen.
Wer jetzt denkt, dass der Hauptcharakter ein einfacher Türsteher ist, der ist auf dem Holzweg. Denn der Bouncer – oder auch manchmal Cooler genannt – ist viel mehr als das. Er ist eigentlich ein Manager, der sowohl das Personal leitet, ausbildet und rekrutiert um nur einige seiner Rollen zu nennen. Nicht nur das! Er hat auch Philosophie studiert und ist Thai-Chi-Meister. Wahrscheinlich hat er auch Betriebswirtschaft mit Fokus auf Führungslehre promoviert. Reicht das aus? Nein, natürlich nicht! Er ist auch eine bodenständige Seele, der in einem möblierten Heuboden wohnt und am liebsten die Ruhe in der Natur sucht. Was vordergründig eindimensional anfühlt, wird durch die verschiedenen Schichten des Charakters weggemacht. Und das macht ihn sympathischer als jeden langweiligen Saubermann. Er ist ein Anti-Held ohne es wirklich zu sein.
Was uns als selbsternannte Kuratoren des filmischen Unsinns aber besonders gefällt, sind manche Szenen, die fernab der Realität entspringen. Manche One-Liner sind so abgedroschen und zugleich philosophisch, dass sie einem ein Lächeln ins Gesicht zaubern: «No one ever wins a fight». Andere Szenen sind einfach nur ein reines Feuerwerk an Unfug: Swayze näht seine Schnittwunden selber? Check. Bösewicht, der Jagdtrophäen im naturhistorischen Museums-Look sammelt? Check. Ein Monstertruck der durchs Autohaus manövriert wird? Check.
Fazit:
«Raod House» ist ein zu guter Film, um ihn als Schund zu bezeichnen. Aber trotzdem kann man ihn wie einen «Good Bad Movie» auskosten. Wenn man es mit einer Lektüre vergleichen möchte, kann man sagen, dass «Road House» einer gutgeschriebene Trivialliteratur gleich kommt. Und das reicht uns völlig aus, damit wir dem Steifen huldigen.
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