Kurz:
50 Shades of Lawrence.
Lang:
Obacht, Red Sparrow wurde von einem echten ex-Agenten geschrieben und birgt die Möglichkeit eines Franchises. Das heisse Screenplay wurde in Hollywood rumgereicht, wie ein Microchip zwischen Geheimdiensten. Zuerst hätte Darren Aronofsky ans Steuer sollen. Dieses wurde folglich David Fincher – mit Rooney Mara in der Hauptrolle – übergeben, bis schlussendlich Francis Lawrence die Mission übernahm. Frisch nach seinen drei letzten Hunger Games, versucht sich dieser an dem schlüpfrigen Spionagethriller und hat dabei auch seine Hauptdarstellerin mitgenommen.
Jennifer Lawrence spielt die junge Ballerina Dominika Egorova, welche sich nach einem heimtückischen Ballettunfall genötigt sieht, anderweitige Mittel zu finden, um für ihre schwer kranke Mutter sorgen zu können. Ihr Onkel im russischen Geheimdienst (Matthias Schoenaerts) bietet ihr folglich an, ihre äusseren „Talente“ anders zu nutzen und schickt sie in die Sparrow Schule. Hier soll sie lernen ihre körperlichen Reize im Sinne des Mutterlandes und des Geheimdienstes anzuwenden.
Jennifer Lawrence macht sich an der Front des Films äusserst gut. Ihr stoischer Russenblick strotz nur so von sibirischer Kälte und füllt problemlos minutenlange Takes. Auch sonst finden sich viele namhafte Schauspieler irgendwo im Film und versuchen sich an mehr oder weniger schrecklichen russischen Akzenten. Alle scheinen es gut machen zu wollen. Die meisten (abgesehen von einer äusserst fehleingeschätzen Comedy-Einlage von Mary-Louise Parker) sind schlussendlich „auch dabei und stören nicht.“
Francis Lawrence führt den Film in verschiedene tonale Richtungen ohne sich festlegen zu wollen. Red Sparrow wird dadurch zu einem durchwachsenen Film, bestehend aus Genre-Puzzle-Teilen, welche allesamt etwas zu fest zusammengedrückt werden müssen, um zu passen. Als Basis dient der Erotik-Thriller, welcher nicht mehr sein möchte als spannend und sexy. Doch dafür ist er an manchen Stellen zu brachial. Die Szenen in der Sparrow Schule strotzen von einer aufgesetzten Brutalität, welche im Kontext des Blockbusters fehl am Platz scheinen. Auch ein vielschichtiger Spionagefilm möchte Red Sparrow sein, ist dafür aber zu einfach gestrickt und nimmt die vorhersehbaren Twists viel zu ernst.
Fazit:
Red Sparrow ist weder ein Meisterwerk noch der Flop des Jahres. Jennifer Lawrence bespielt gekonnt ein etwas schwammiges Script, welches weder enttäuscht noch befriedigt. So erinnert Red Sparrow vielmehr an gradlinigere Filme, welche ihr Ding besser gemacht haben. Basic Instinct und Wild Things wollten nie mehr sein als ein schmuddliger Erotik-Thriller. Auch gibt es tonnenweise bessere Spionagefilme. Spy Game wäre jedenfalls auch wieder einmal einen Sonntag wert. Man fragt sich, wie der Film wohl unter der präzisen Fuchtel von Fincher oder der kontrollierten Anarchie des Aronofsky geworden wäre.
Ging mir ähnlich, auch wenn ich den Film inhaltlich noch ein bißchen besser bewertet habe.