Kurz:

Während ein Mädel in einem ausgeweideten Schwein eine Videokassette findet, kriegt ein Filmemacher 48 Stunden Zeit, das perfekte Stöhnen zu finden. Willkommen in der Welt des Quentin Dupieux.

Lang:

Quentin Dupieux, ich liebe dich. Spätestens als du mit „Rubber“ einen Pneu als Killer inszeniertest und parallel im gleichen Streifen mit einer gelungenen Meta-Verschachtelung auch ein bisschen den Intellekt der Zuschauer gekitzelt hast, bin ich dir verfallen. „Steak„, dein bisher zweitbester Film ist ein kleiner skurriler Meilenstein und auch „Wrong“ und „Wrong Cops“ bewegen sich gekonnt neben den gängigen, bekannten Mainstream-Grenzen. 

In allen Filmen Dupieuxs jagen sich abstruse Ideen gegenseitig in eine vermeintliche Sackgasse, nur dass sie sich, einmal dort angekommen, in komplett andere Ideen verwandeln. Dupieux mischt verschiedene Handlungsstränge wild durcheinander und lässt den Zuschauer auf sich alleine gestellt. Kurz: entweder gefällt einem sein Stil oder eben nicht.

Wer das bizarre Dupieux-Universum kennt weiss, bei ihm bleibt das Absurde normal. Obwohl sein Humor teils abgehoben wirkt, würzt er seine Geschichten mit albernen, oft auch vulgären Ansätzen und lässt sich deshalb nicht auf ein Genre festnageln. Sein eher schleppend langsamer Filmstil ist definitiv nichts für Schnitt-Junkies und bildet mit seinem gemächlichen Erzähltempo einen spannenden Gegenpart zum hektischen, überladenen Kinoalltag.

Nach „Rubber“ und „Steak“ ist „Reality“ der drittbeste Streifen von Mr. Oizo! Während in „Wrong Cops“ der episodenhafte Erzählstil ermüdete und auch in „Wrong“ die Geschichte nur bedingt originell (für Dupieux-Verhältnisse notabene) war, konzentriert sich Dupieux mit „Reality“ wieder auf das, was ihn mit „Rubber“ so ausgezeichnete: Meta-Ebenen und Originalität. Wie er mehrere Realitätsebenen (Film, Traum, Realität) ineinander verschachtelt (und die Zuschauer damit bewusst überfordert), das bleibt auch in seinem fünften Spielfilm originell, absurd und witzig. Der Streifen könnte auch von David Lynch stammen, falls dieser mal eine Komödie umsetzen würde.

Erstmals unterlegt Dupieux aber den Film nicht durch Musik seines Alter-Egos „Mr. Oizo“ (Flat Eric), sondern setzt auf den extrem minimalistischen Soundtrack von Philip Glass. Das Repetieren der immer gleichen Sequenz des  Stücks „Music with Changing Parts (1970)“ setzt einen weiteren, gelungenen Kontrastpunkt zum surrealen Treiben auf der Leinwand.

Fazit:

Mit „Reality“ liefert Dupieux einen Film ab, der von abseitigem und einzigartigem Humor strotz. Absurd, witzig und gaga, „Reality“ ist ein weiteres bemerkenswertes Stück des französischen Surrealisten.

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