Kurz:

Übersättigung an popkulturellen Anspielungen.

Lang:

Ganz im Zeichen von The Hunger GamesEnder’s Game und Insurgent entführt uns Steven Spielberg (Jaws, War of the Worlds) mit „Ready Player One“ in das dystopische Jahr 2045. Die Menschen leben in Wohnkomplexen, die aus gestapelten Wohnmobilen bestehen, leiden unter der Armut und sind in einen Zustand der Passivität gefallen. Ihr einziger Zufluchtsort aus dieser bitteren Realität ist eine virtuelle Welt namens „OASIS“. Diese digitale Zauberwelt ist jedoch in Gefahr. Die Prämisse klingt eigentlich sehr vielversprechend.

Der Film, der hauptsächlich ein jugendlicheres Publikum ansprechen soll, ist die Umsetzung des Science-Fiction-Romans von Ernest Cline, welcher 2010 erschien. Das Thema, welches Medien wie Twitch, Online-Videospiele und Virtual-Reality aufgreift, ist äusserst zeitgemäss. Eben alles Themen, welche Jugendliche im Jahr 2018 „lit“ finden. Der pubertierende und rebellische Geist wird zusätzlich noch angesprochen, weil der Held der Geschichte nicht nur ein Ass im Videospielen ist, sondern auch die Welt verbessern will. Und natürlich ist er auch auf der Suche nach der ersten wahren Liebe. Klischeehaft? Ein wenig.

In „Ready Player One“ wird uns eine Zukunft gezeigt, wo die Videospiel-Industrie monopolisiert ist. Denn in der Mitte des 21. Jahrhunderts wird nur noch „OASIS“ gespielt. Rennspiele, Ego-Shooter und selbst Minecraft sind in der „Ontologically Anthropocentric Sensory Immersive Simulation“ eingeflechtet. Entsprechend wird der Entwickler dieses visionären Programms James Halilday, gespielt von Mark Rylance (Bridge of Spies, The BFG), wie einen Gott verehrt. Der nerdige Garth-Algar-Verschnitt hinterlässt vor seinem Tod eine schier unlösbare Herausforderung für die Spieler: Er hat im Programmcode ein Easter Egg versteckt. Dieses gilt es zu finden. Wer dieses Artefakt zuerst findet, ist alleiniger Erbe und Inhaber der Rechte von „OASIS“. Und so begeben sich alle Menschen auf die virtuelle Schnitzeljagd. Spielsucht als Problematik aufnehmen? Nur ganz am Rande.

Apropos „Easter Egg“: Der Film ist gefüllt mit mehr oder weniger offensichtlichen Anspielungen an Figuren und Zitaten aus Film, Musik und Videospielen. Popkulturelle-Enthusiasten entdecken nebst den Zwillingen aus The Shining, über den Master Chief aus Halo, bis hin zu Tracer aus Overwatch zig Anspielungen. Nur schade, dass wir viele der fast unüberschaubare Anzahl an „Überraschungseier“ versäumten, da wir mit epileptisch anmutenden Montagen an digitalen Bildern geradezu überfordert wurden. Ja, „Ready Player One“ ist zu einem grossen Teil CGI-Pornographie à la Michael Bay. Bedauerlich, lässt das Filmwerk keine Verschnaufpause, um wenigstens kurz ein bisschen in Nostalgie zu schwelgen.

Weg von den Eiern, zurück zur Geschichte: Der Antagonist des Streifens ist der Kapitalismus. Und zwar versucht der Konzern „IOI“ die Schatzsuche zu gewinnen. Ihr Ziel, sobald sie Inhaber von „OASIS“ sind: Paywalls und Micropayment in das Game einbauen, um mehr Profit zu schöpfen. Und hier lässt uns mal ganz ehrlich sein: Der Hollywood-Bösewicht in Form eines gierigen und gewinnmaximierenden Bösewichts ist etwas ausgelutscht. „Ready Player One“ treibt jedoch das Ganze auf die Spitze der Lächerlichkeit. Denn der Bösewicht will weder glücklichen Menschen aus ihrer Heimat vertreiben, noch den Arbeitsplatz hart arbeitender Menschen zerstören. Nein. Hier sind die einzigen Ziele Werbebanner und Abonnementsysteme. Ist das nicht ein Grund sich gegen diese „System“ zu stellen? Wir finden nicht. Weiter verraten wir, dass das diabolische Unternehmen ein virtuelles Zwangslager führt. Hm.

Huch. Die Helden haben wir fast ganz vergessen. Das ist aber soweit auch nicht schlimm, da diese etwas fade geraten sind. Wade Watts aka. Parzival alias Tye Sheridan (Scouts Guide to the Zombie Apocalypse, X-Men: Apocalypse) versucht auf eigene Faust den heiligen Videogame-Gral zu ergattern. Alsbald schliesst er sich mit seinen Not-Real-Life-Freunden zusammen, startet einen Aufstand und so weiter. Auch schauspielerisch überzeugen das junge Ensemble nur wenig. Egal ob als digitalisierte Charaktere oder nicht.

Fazit:

Obwohl viel 3D zu sehen ist, ist die Geschichte ziemlich eindimensional. Klar. Man kann wahrlich nicht behaupten, dass Steven Spielberg schlechte Filme macht, aber die Erzählung ist zu vorhersehbar, die unzählige Bildsynthesen zu aufdringlich und die Spielzeit ist nicht nur exorbitant, sondern fühlt sich an wie eine halbe Ewigkeit. Wenn wir noch Teenager wären, würde uns „Ready Player One“ umhauen. Sind wir aber nicht.

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2 thoughts on “Ready Player One (2018)

  1. Dass der Film vorhersehbar ist, war für mich schon im Voraus klar. Schließlich ist es eine dieser Jugendlicher-rettet-die-Gesellschaft-Plots. Die enden ja immer mit einem Happy End. Ich war trotzdem positiv überrascht von dem Film. Die OASIS ist sehr vielschichtig und die Figuren machen nicht nur online, sondern auch offline eine gute Figur. Mit Ausnahme des Bösewichts vielleicht. Der ist dann doch zu eindimensional geraten.

    1. Hey Franziska! Danke für deinen Kommentar!
      Ich durfte bis jetzt auch die Erfahrung machen, dass die meisten Leuten den Film super finden. Nichtsdestotrotz hat mich nicht nur das vorhersehbare Happy End nicht überzeugt, sondern auch sonst gab es mir zu wenige Überraschungseffekte.

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