Kurz:

Stargrove. Stargrove who?

Lang:

Um was geht’s? Schwierig zu sagen. Wir versuchen’s mal so: Als der junge Geräteturner Lance Stargrove vom Tod seines Vaters erfährt, decken sich gleichzeitig Geheimnisse über dessen Berufsleben auf. Um dem Ganzen auf den Grund zu gehen, wird Lance unfreiwillig Teil eines Agenten-Thrillers.

Der kleine Ragnarök: Ragner

Soweit klar? Gut. Geniesse es noch. Denn bereits beim Bösewicht wird es verwirrend. Denn der/die Antagonist:in Velvet Von Ragner – Gene Simmons eher bekannt durch die Rockband Kiss – will Los Angeles terrorisieren. Wie macht er das? Mithilfe seiner satanischen Rocker-Sekte, welche aber eher einer generische Strassen-Punk-Gang, die durch den Mad-Max-Fleischwolf gedreht wurde, gleicht, will er die Stadt geisseln. Sein Masterplan: Die Wasserversorgung vergiften. Radioaktiv vergiften. Und dafür braucht es eine Floppy-Disk. Wie hängt das alles zusammen? Gründe halt. Was hinzukommt: Ragner vereint beide Geschlechter in sich. Es nennt sich selber “Hermaphrodit”, da es die Geschlechtsteile beider Genus vorzuweisen hat. Seine Logik: Mit beiden Schamteile ist er/sie Männern und Frauen überlegen. Wenn man es positiv auslegen will, kann man „Never Too Young to Die“ zugutehalten, dass er die LGBT-Gemeinschaft filmisch repräsentiert. Wenn man aber ehrlich ist, ist es ein billiger Abklatsch von Tim Currys Dr. Frank-N-Furter aus The Rocky Horror Picture Show.

Sexy Agenten

Wie kann man Ragner Einhalt gebieten? Die Studioverantwortlichen haben sich da was ganz Innovatives einfallen lassen: Man sucht zwei Stars, die im Jahr 1986 Teenagern zu feuchten Träumen verhelfen. Denn so lockt man am besten die Halbwüchsige aus dem Kinderzimmer in den Kinosaal. Für die männlichen, verpickelte Zielgruppe ist es die Prince-Protegé Vanity (The Last Dragon, Action Jackson) – die tatsächlich objektiv gesehen wunderschön ist. Um die Mädchen mit Zahnspangen abzuholen, fiel die Wahl auf das unglaublich charmante Teenie-Idol John Stamos (Fullhouse, Thieves). Der Höhepunkt des Films ist dann auch, eine Sex-Szene, worauf man ab der ersten Minuten wartet. Man will die zwei Menschen mit solch heissen und knackigen Körpern aufeinander prallen sehen. Irgendwann im dritten Akt wird man mit einem Vorgeplänkel geil gemacht, welches mit unfreiwilligen Situationskomik gespickt ist. Anschliessend geht es zur Sache. Dabei wurde der filmische Koitus in so vielen kurzen Sequenzen geschnitten, dass es sich wie die Überforderung beim ersten Intimkontakt anfühlt; man kann sich kaum konzentrieren und es ist viel zu schnell zu Ende.

Action für Heranwachsende

Was Stamos und Vanity ausser ihrem Aussehen zu bieten haben? Eigentlich nichts. Ihre Strategie, um Ragner zu besiegen?  Gymkata? Technische Gadgets ähnlich wie es James Bond einsetzen? Nein. Ganz einfach geballte Feuerkraft, die den Bodycount in eine überraschende Höhe steigen lässt. Und diese Action kommt ganz in B-Movie-Manier unterhaltsam daher. Ob unrealistische Dummys, die in die Tiefe fallen, übertriebene Explosionen oder Schauspieler, die ihren Tod stümperhaft und amateurhaft mimen, “Never Too Young to Die” bietet einen ganzen Blumenstrauss an latenter Comedy.

Remember the 80s

Oft hat man das Gefühl, dass “Never Too Young to Die” ein Kunstprodukt der heutigen Zeit ist, welches versucht die Achtziger zu emulieren. Aber nein. Es ist ein durch und durch beglaubigter und unironischer Film aus den Achtzigern. Das Make-up, die Frisuren, die Kostüme sind ein wilder Fiebertraum, wo Hairmetal, Ozploitation und Saved by the Bell um die optische Herrschaft kämpfen. Die Musik hingegen ist mit so viel Synthiepop gespickt, dass selbst ein schmalziger Saxofon-Einsatz für Abwechslung sorgt. Der Streifen ist ganz einfach eine Affengeile-Achtziger-Achterbahn.

Fazit:

Wem die Nostalgie nach Vokuhila, Sportkult und Strassengangs packt, ist bei “Never Too Young To Die” genau richtig. Ein seichter James-Bond-Junior-Wannabe mit exzentrischem Best-Worst-Charme, wo wenig bis gar nichts Sinn ergibt. Das Sahnehäubchen obendrauf: Gene Simmons schafft es mit dem zweiten Anlauf in die Overacting-Hall-of-Fame.

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One thought on “Never Too Young to Die (1986)

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