Kurz:

Wenn die Schönheit dich auffrisst.

Lang:

„Fine! Yes, „fine“ was the  word I’ve been looking for“, so der exzentrische Modedesigner, als er das Aussehen eines zigfach-umoperierten Modells beschreiben soll. „Fine“ ist auch das Adjektiv, welches den Streifen „The Neon Demon“ perfekt beschreibt.

„Neon Demon“ ist der zehnte Film des dänischen Kult-Regisseurs Nicolas Winding Refn („Pusher„, „Only God Forgives“ und „Drive„) und sicherlich nicht sein bester. Dennoch betört Refn auch mit dieser bitterbösen Persiflage auf die Mode-Welt alle Sinne der Zuschauer. Die Bild-Kompositionen sind ein Gedicht, der Sound wummert aus den Boxen und die Musik-Video-Ästhetik sitzt auch dieses Mal perfekt. Elle Fanning („Super 8“, „Maleficent“) begeistert als minderjähriges Landei, welches in der Stadt der Engel innert Kürze zum begehrtesten It-Girl aufsteigt. Trotz permanentem Schlafzimmerblick sieht man(n) ihr gerne zu, wie sie sich von einer Farben-Symphonie zur nächsten glotzt. Für weiteres Eye-Candy sorgen Abbey Lee („Mad Max – Fury Road“, „Gods of Egypt“) und Bella Heathcote („Dark Shadows“, „Pride, Prejudice and Zombies“). Wie die beiden Antagonisten des Films mit ihrer perfiden Art versuchen, sich im Showbusiness auf Kosten anderer durchzubeissen (duh!), erinnert aufgrund der Boshaftigkeit auch mal an den Zickenkrieg aus „Drop Dead Gorgeous“.  „The Neon Demon“ ist aber trotz seinen zynischen Seitenhieben und seiner punktuell eingesetzten Situationskomik keine Komödie, sondern irgend ein diffuser Thrill-Drama-Horror-Coming-Out-Of-Age-Streifen.

Obwohl Refn in manchen Filmen, wie beispielsweise dem unsäglichen „Valhalla Rising“, das Konzept „Handlung? Nö. Bilder? Oha!“ bis zum Exzess zelebrierte, ist „The Neon Demon“ erstaunlich gradlinig. Zwar führen einzelne Handlungsstränge komplett ins Leere (Keanu?) und das Over-The-Top-Finale ist als dritter Akt der Story aufgesetzt und deplatziert (vom cineastischen Aspekt her selbstverständlich eine Wucht), aber „The Neon Demon“ hat immerhin ein Anfang und ein stringentes Ende. Dennoch ist es irgendwie bezeichnend für den Streifen, dass ein Regisseur mit hyper-ästhetischen Bildern die Oberflächlichkeit der Modewelt anprangert und dabei vergisst selbst an der Oberfläche zu kratzen.

Fazit:

Schlecht ist der Film keinenfalls. „The Neon Demon“ ist nämlich vieles: cool, wunderschön, betörend, bitterböse, gewaltig und brutal. Aber trotz der unvergleichlichen Bildwelt bleibt der Streifen in seiner Summe erstaunlich farblos.

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