Kurz:

Arab bad, Navy Seal good.

Lang:

Zehn Jahre bevor Michael Benjamin Bay begann, Explosionen, Patriotismus und Heldentum bis zum Exzess zu orchestrierten (Transformers, Pearl HarborArmageddon), versuchten x-beliebige andere Regisseure von der Hochphase der plumpen 80er-Action damit Profit zu schlagen. Eine generische Veröffentlichung jagte die nächste. Man nehme eine einfältige Story, ein paar trendige Gesichter, lässt diese durch Dreck kriechen, drückt ihnen Tarnfarbe ins Gesicht, haut eine Schüssel dick angerührtem USA-USA-USA-Pudding rein und sprengt sinnlos alles Mögliche in die Luft – fertig ist der Action-Film. Die Spitze der Beklopptheit erklomm Lewis Teague (WedlockCujo) mit seinem Rekrutierungs-Propaganda-Filmchen „Navy Seals“

Shit, der Film ist patriotischer als ganz Texas. Eine frischgebackene Witwe heult am Grab ihres soeben verbuddelten Verlobten bitterste Tränen, weil sie als unverheiratete Frau keine Amerikanische Flagge überreicht kriegt. Man stelle sich das mal vor, die Tante schluchzt, weil sie doch so gerne den Star-Spangled-Banner in den Händen halten wollte. Ehrensache, dass diese Szene frei jeglicher Ironie inszeniert wurde.

Alles wird glorifiziert. Flugzeugträger, Kampfflugzeuge – das Militär ist einfach so cool. An freien Tagen gehen die Kriegs-Buddies sogar zusammen golfen. (Die lächerliche Szene könnt ihr unten anschauen.) Um den Coolness-Faktor doppelt zu unterstreichen, versucht Teague mehrmals den Streifen mit möglichst vielen hippen Extrem-Sport-Sequenzen aufzupimpen. Sechs (vielleicht waren es auch sieben oder fünf, who cares) im Abendrot skydivende Seals haben möglicherweise 1990 die Kinogänger noch beeindruckt, heute wirken solche Aufnahmen langweilig und befremdend, weil restlos jede dieser Szenen mit kitschigem „Top-Gun“-ähnlichen Soundtrack (diesen hier: https://www.youtube.com/watch?v=zCTJmXrgsFg) unterlegt ist.

Die Parallelen zu „Top Gun“ sind aber nicht nur akustisch offensichtlich. Nur anstelle Tom Cruise als Kampfpilot der United States Navy, müssen wir uns bei „Navy Seals“ mit Charlie Sheen als Lieutenant der „besten Kommandotruppe der amerikanischen Marine“ zufrieden geben. Sheen, mitten in der Hochphase seiner Karriere, ist als G.I.-Joe komplett deplatziert. Sein unfreiwillig komischer Action-Man wirkt, als wäre er auf einem dauerhaften Coke-High. Er jauchzt, wenn seine Granate hochgeht, hat in jedem Schusswechsel einen Spruch auf Lager und wirft sich überenthusiastisch, wie ein nerviges ADHS-Kind, in jedes Shoot-Out. Und glaubt mir, „Navy Seals“ bietet VIELE Shoot-Outs. Zudem ist Sheens Charakter ein rassistisches, chauvinistisches Schwein, passt aber perfekt in die generisch zusammengewürfelte Gruppe der härtesten Elite-Truppe der Welt. Dessen Rekrutierungsprofil liest sich wie folgt:

  • Ein Seal ist Vollblut-Amerikaner.
  • Ein Seal trainiert stets mit scharfer Munition.
  • Ein Seal arbeitet gratis.
  • Ein Seal bringt jede Party zum Kochen.
  • Ein Seal macht andere Seals heiss.
  • Ein Seal ist scharfzüngig.
  • Ein Seal golft oben ohne.
  • Ein Seal pfeift auf kugelsichere Westen.
  • Ein Seal besäuft sich regelmässig.
  • Ein Seal knallt gerne Araber ab.

„Navy Seals“ ist ein Männerfilm. Genau zwei Frauen wurden ins Drehbuch geschmuggelt. Eine ist die Gespielin des Teamleaders, die andere die Verlobte eines Seals. Die eine darf die Beine breit machen, die andere am Grab heulen. Es geht ja auch primär um die Seals und wie cool sie sind. Also Klappe halten Weib. Wir wollen Action. Genau diese ist aber mit der Zeit ermüdend. Jede Action-Sequenz ist praktisch identisch (anschleichen, länger anschleichen, mit grooooossen Augen anschleichen, dann alles und alle über den Haufen knallen, flüchten, sich abfeiern), und der Streifen mit der stolzen Laufzeit von 109 Minuten mindestens 29 Minuten zu lang.

Fazit:

Die platte, plakative Schwarzweissmalerei ist hochgradig dämlich, bietet aber unerwartete Rated-R-Gewaltausbrüche und ist perfekt für Freunde dumpfer Unterhaltung. Das inoffizielle Remake von Navy Seals war ja auch schon im Kino: „13 Hours: The Secret Soldiers of Benghazi“. Von Michael Bay. Na dann.

rating_3

 

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One thought on “Navy Seals (1990)

  1. Scheiderer, David (1990-08-06). „This Screenwriter Trained the ‚Navy SEALS‘ Way : Movies: For Chuck Pfarrer, the same rule applies in the military and Hollywood. ‚You learn to adapt and survive. Or else. ‚ “ .

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