Kurz:

Sie haben das Recht zu Schweigen – für immer!

Lang:

Maniac Cop ist ein amerikanischer Horrorkrimi von William Lustig, welcher schon für den ebenso fantastischen wie kontroversen Maniac (1980) auf dem Regiestuhl sass. Produzent war Larry Cohen, der u.a. für das Drehbuch von Q – The Winged Serpent (1982) und The Stuff (1985) verantwortlich war.

Maniac Cop wartet ausserdem mit einer Besetzung auf, die jeden 80er Horror und Exploitation Fan aufhorchen lässt.  Munter tummeln sich hier die Genre-Giganten Tom Atkins (Escape from New York, Halloween III: Season of the Witch und Night of the Creeps), Bruce Campbell (The Evil Dead), Robert Z’Dar (Samurai CopReturn to Frogtown) und sogar Richard Roundtree (Shaft).

Der Plot vom verrückten Polizisten ist schnell erzählt: Nicht ganz im Sinne von „New York’s Finest“ ermordet ein Irrer in einer Polizeiuniform scheinbar wahllos Passanten. Während das NYPD unter Druck der Öffentlichkeit gerät und die Stadtregierung die Sache zu vertuschen versucht, ermittelt Frank McCrae (Tom Atkins) gegen einen möglicherweise echten Polizisten. Gleichzeitig versucht der zu Unrecht verdächtigte Gesetzeshüter Jack Forrest (ein junger Bruce Campbell) seine Unschuld zu beweisen. Der Mörder jedoch hat anderes im Sinne.

Obwohl dramaturgisch sicherlich nicht hoch komplex und intellektuell stimulierend wohl auch nicht, nimmt die Geschichte von Maniac Cop doch einige unerwartete Wendungen und glänzt hier und da mit echter Originalität. Gerade im Rahmen der Szenen, in welchen der Mörder seine Opfer verfolgt, gelingt es dem Film durchaus Spannung zu erzeugen. Die Dialoge wirken (grössenteils) natürlich und leben von den Performances (dazu später).

Optisch (und z.T. auch erzählerisch) streicht Lustig auch hier mit dicken Pinselstrichen Sleaze auf die Leinwand, welcher jedoch leider nicht ganz mit der atmosphärischen Dichte von Maniac konkurrieren kann. Was Lustig mit Maniac gelang, nämlich der Transfer der Pornographie-Schmuddeloptik aus seiner Erfahrung im Erotikfilmbereich, erreicht hier leider nicht dasselbe Level an gefühltem Realismus. Trotzdem wirkt die klassische Lustig Ästhetik – New York in schäbiger Optik und 80er Szenerie – unglaublich stimmig.

(Anm.: Man möge dem Autor die Lobeshymne auf Maniac verzeihen, welcher erzählerisch grds. keine Verbindung zu Maniac Cop hat, sich jedoch als Lustig‘s Meisterwerk als Vergleichsobjekt anbietet.)

In obiges Setting passen dann auch die explizit dargestellten Tötungsszenen und der entsprechend hoch ausfallende Bodycount. Auch diese Szenen sind aus technischer und optischer Perspektive toll umgesetzt. Slasher-Fans bemängeln hier ggf., dass die Morde nicht gerade von Kreativität strotzen, was aber angesichts des historischen Kontexts (kurz nach dem Slasher-Boom) und einem verhältnismässig seriösen Setting aber durchaus verständlich ist. Maniac Cop hat ausserdem eine erzählerisch bestimmende Rückblende (in Sing Sing), welche aus cinematographischer und atmosphärischer Sicht schon als ganz grosses Kino klassifiziert werden kann.

Das Szenario wird passend durch unheimlich anmutende Schlaflieder, sowie einen knackigen 80er Syntheziser-Soundtrack untermalt. Der Musikliebhaber wird hier jedoch nichts Aussergewöhnliches finden.

Im Hinblick auf die Darsteller erhält der Zuschauer genau was er zu erwarten hat: Die oben genannten Kultgiganten glänzen in ihren Rollen auf angemessen überzeichnete Weise. Robert Z’Dar überzeugt durch eine Leinwandpräsenz die ausnahmslos dämonisch wirkt und dies ohne auf Dialog angewiesen zu sein. Tom Atkins ist einmal mehr ein Cop und macht guten Gebrauch von seinem Charakterkopf. Bruce Campbell’s Darstellung ist eher ungewohnt in dieser „romantic lead“ Rolle, funktioniert auf ihre Weise jedoch durchaus.

Insgesamt kann man Maniac Cop sicherlich nicht das Begehen von erzählerischem Neuland zusprechen. Trotzdem ist der Film äusserst unterhaltsam und hat einige herrlich kreative Szenen, die den Genuss dieses Streifens rechtfertigen. Weiter ist es eine Freude all diese grossartigen Stammgäste des Exploitation- und Horrorkinos gemeinsam auf der Leinwand zu sehen. Lustig schüttelt einen blutigen Horrorkrimi aus dem Ärmel, welcher dank genreübergreifender Exekution und technischer Finesse auch heute noch frisch wirkt. Nicht nur Fans von Maniac kommen hier auf ihre Kosten, sondern auch Fans vom klassischen Film Noir.

Fazit:

Maniac Cop gelingt es genau das zu sein, was er sein will – simpel gestrickt aber effektiv. Hier findet vom Slasher-Afficionado, über den Buddy-Cop Fanatiker, bis zum Film-Noir Jünger ein jeder etwas nach seinem Geschmack. Da stört auch der eine oder andere dramaturgische Missgriff nicht.

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