Kurz:

James Howlett wetzt die verrosteten Krallen ein letztes Mal.

Lang:

Wolverine ist zurück. Der raue Kanadier erhält mit „Logan“ seinen dritten Solofilm. Für Hugh Jackman stellt es den letzten Auftritt in seiner bekanntesten Rolle dar. Alle Auftritte zusammengezählt, hat er ihn während 17 Jahren insgesamt zehn Mal verkörpert.

Wuchtig, blutig und brachial sind Adjektive die zum Film passen. Inkonsequent passt leider ebenfalls.

Regisseur James Mangold („Walk the Line“) will dem Zuschauer bereits ab der ersten Minute signalisieren, dass es sich hier nicht um den gefühlt hundertsten Superheldenstreifen nach Schema F handelt. Statt brachialer Massenzerstörung steht die Hinterfragung des Superheldentums im Vordergrund.

Das klingt auf dem Papier zwar interessant, hat aber einen grossen Haken. Die Bodenständigkeit, das neu eingeführte Fluchen sowie unzählige abgetrennte Gliedmassen täuschen kaum drüber hinweg, dass man sich trotzdem eng an etablierte Genrenormen gehalten hat.

Spätestens nach der Vorstellung des zweiten Gegenspielers nimmt der generische Ablauf unzähliger Comic-Verfilmungen seinen Lauf. „Logan“ will aussergewöhnlich sein, ist aber letztendlich ein Stück davon entfernt. Das gleiche Problem lässt sich ebenfalls auf den überschätzten Kollegen „Deadpool“ übertragen.

Anders als beim geschwätzigen Söldner steht hier der Humor im Hintergrund. Jackman darf zwar einige zynische Sprüche klopfen, ansonsten gibt es nicht viel zu lachen. Zu viel Heiterkeit wäre fehl am Platz. Der Titelheld wird ähnlich wie bei den aktuellen Batman-Verfilmungen als gebrochene und lebensmüde Figur dargestellt. Wolverine trinkt, kämpft und leidet sich durch sein Dasein. Damit liefert Jackman in „Logan“ seine beste Leistung des Charakters ab.

Fans freuen sich auf die Rückkehr von Patrick Stewart als Professor X. Auch er spielt seine Rolle gewohnt ordentlich. Die anfangs häufige Verwendung von Kraftausdrücken wirkt bei ihm aber aufgesetzt. Schliesslich war er einst ein respektierter Lehrer und kein Mitglied der Sopranos.

Den beiden Hauptdarstellern wird aber vom Nachwuchs beinahe die Show gestohlen. Die 12-jährige Dafne Keen spielt ihre Rolle als Mutantin X-23 überzeugend. Besonders gegen Ende teilt sie sich zusammen mit Jackman die gelungensten Szenen.

Die weiteren Schauspieler bleiben dafür blass. Besonders die Bösewichte sind mal wieder typisch belanglos geraten. Was mit ein wenig Abstand nach Veröffentlichung auch gut auf das meiste des Films zutrifft. Immerhin ist er dank der düsteren Thematik der beste Film des „X-Men“-Franchises seit „First Class“.

Fazit:

„Logan“ ist qualitativ kein neuer „Dark Knight“ geworden. Er verlässt sich zu fest auf ausgelatschte Genrekonventionen. Wer aber Wolverine schon immer mal richtig von der Leine sehen wollte, wird bedient. Jackman verabschiedet seine berühmteste Rolle bravourös und mit Keen betritt ein vielversprechendes Schauspieltalent die Bühne. Mehr hat der Streifen aber nicht zu bieten.

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