Kurz:
Es war einmal, vor langer Zeit in einer weit, weit entfernten Galaxie ein junger König Arth…Colwyn! Colwyn lautet sein Name.
Lang:
Man erinnere sich an die Zeit, als Filme wie Die unendliche Geschichte und Legend die Herzen der Fantasy-Fans hören schlagen liessen. Eine Zeit in der das Computerspiel Ultima durch die beschränkten Grafikmöglichkeiten das bildliche Vorstellungsvermögen beanspruchten und CGI in Filmen gänzlich als Hexerei galt. Nun, in dieser Epoche entstand ein „Epos“, welcher den Namen „Krull“ trägt. Wer jetzt sein Hirn fest anstrengt, mag sich vielleicht noch fern daran erinnern. Und für alle anderen ein kurzes Review dazu:
Die Geschichte von „Krull“ ist so simpel wie klassisch für das Genre:
- Ein ausserirdischer Magier hat Machtansprüche auf das Universum,
- eine Jungfrau gerät in Nöten,
- ein junger König wird durch einen weisen Greis unterrichtet,
- eine mythische Waffe mit übersinnlichen Kräften wird geborgen,
- eine grosse Endschlacht findet statt,
- Happy End
Was macht aber diesen Film aussergewöhnlich? „Krull“ ist zugleich als Werk qualitativ hochstehend und im selben Moment unerträglich schlecht. Zu behaupten, dieser Streifen sei so schlecht, dass er schon wieder gut ist, wäre erlogen. Denn genau die Mischung aus anspruchsvollem Filmhandwerk und armseligen Schmierentheater beschert diesem Film den Titel „best worst“. Als hätten Gandalf und Daniel der Zauberer zusammen einen Zaubertrank gebraut.
Es beginnt damit, dass die erlesenen Kompositionen von James Horner (Aliens, Titanic) das Publikum in Abenteuerlust und Spannung versetzt. Was passiert anschliessend? Nichts! Die Spannung verliert sich im Sande, da die Helden minutenlang an Hängen rumkraxeln oder endlos auf Pferden durch Steppen schleichen.
Weiter empfindet man die Landschaften, die kuriosen Innenräume und detaillierte Kulissen als fantasievoll. Ja, sogar die Rüstungen, die eine Mischung aus futuristischen Raumanzügen und mittelalterliche Panzerkleidern darstellen, wirken gelungen. Die Begeisterung für das Setting verflüchtigt sich jedoch, sobald man sieht wie tapsig und roboterhaft sich die schwarzen Ritter, die „Slayers“ genannt werden (übrigens sehr einfallsloser Name…), in den Kostümen über die Leinwand fortbewegen.
Was auch sehr durchdacht wirkt, ist die Präsenz des Antagonisten. Dieser wirkt am Anfang des Films sehr bedrohlich, da man diesen nie vollständig sieht. Aber das was man von ihm sieht, hinterlässt beim Zuschauer den Eindruck, dass dieser riesig und furchteinflössend aussehen muss. Deswegen erstaunt und enttäuscht es, dass der Endkampf gegen diese Verschmelzung aus Xenomorph-Königin und rasierter Riesen-Critter, nachdem das Unbehagen so sorgfältig aufgebaut wurde, nur so knapp und leidenschaftslos ausfällt.
Hey! Schaut her! ein junger Liam Neeson (Schindler’s List, Star Wars: Episode I – The Phanto Menace) ist in „Krull“ zu sehen. Aber damit wir unseren beliebten, nordirischen Actionhelden geniessen können, muss man sich durch endlose, kitschige und pseudo-poetische Dialoge durchkämpfen wie beispielsweise „Power is fleeting. Love is eternal“. Auch muss man gespielte Emotionen über sich ergehen lassen, welche sehr fragwürdig vorgetragen werden. Einerseits überspielt Ken Marshall (La pelle, Feds) den Verlust seines Vaters weinerlich, wie ein trotzendes Kleinkind, welches sich am Boden wälzt, weil er kein Eis bekommt. Anderseits reagieren andere Charaktere gar nicht auf den Tod von Liam Neeson. Hallo? Liam Neeson wurde durch einen Laserstrahl erschossen, da muss man doch wenigstens eine Träne vergiessen!
Auch die Spezialeffekte fallen gemischt auf. Auf der einen Seite wurde eine zeitlose Riesenspinne mit durchsichtigen Körper erschaffen, die durch Stop-Motion-Technik zum Leben erweckt wurde und zu begeistern vermag. Auf der anderen Seite sind die Unterschiede zwischen Innen- und Aussenaufnahmen so klar ersichtlich, dass die Wirkung auf den Zuschauer als überholt und unrealistisch wirkt. Besonders die Reitszene welche mit Bluescreen-Verfahren aufgenommen wurden, lässt das Herz des Trash-Liebhabers höherschlagen.
Was aber dem Streifen das Auge auf den Barad-dûr setzt (Toller Tolkienesker-Vergleich, nicht? Verstanden? Kirsche auf… ach egal!), ist dass der Held am Anfang eine fabelhafte und machtvolle Gleve erhält. Und er setzt diese Waffe tatsächlich nur kurz am Ende ein. Das hat mich wirklich geärgert! Bei Fuchurs Fell! Wenn ich diese magische Waffe erhalten hätte, würde ich mir damit sogar morgens die Butter auf mein Brot streichen. So oft würde ich die einsetzen!
Fazit
So gut der Film auch ist, trägt er ein ebenbürtiges Trash-Gleichgewicht in sich. „Krull“ weiss wie man Spannung aufbauen kann und zugleich vermag er die eigene Dramatik wieder einstürzen zu lassen. Und trotzdem muss man diesen süsslichen 80er-Schund, welcher versuchte mittelalterliche Mythologie, Märchen und Science-Fiction zu vereinen, lieben. Ein „Gooseberry-Pie-Genuss“ für die ganze Kultmovie-Familie!