2021, was lief?

Grüezi. Ronny, von der KULTMOVIEGANG hier. Was läuft? Oder noch wichtigere Frage: Was lief?

Während sich das nächste Seuchenjahr langsam dem Ende zu neigt und sich Familien und Freunde wegen Impfstoffen durch die Feiertage zoffen, ist es an der Zeit, einen kleinen Jahresrückblick in die Tasten zu hauen. 

Mein marodes Hirn greift diesbezüglich gerne auf die eigene IMDb-Liste zurück. (Diese ist öffentlich zugänglich und kann hier in ihrer vollsten Blüte angeschaut werden: IMDb Liste 2021).

Gemäss IMDb habe ich mir in diesem Jahr 218 Filme/Serien reingepfiffen. Au Backe.

Weil Listicles (m)ein Ding sind und ich eine schwache Ader für Award-Shows habe, hier die persönlich gefärbten …

KMG Awards 2021.

Was hatte 2021 für Veröffentlichungen am Start? Welche schauspielerischen Höhenflüge haben Aug und Ohr bezirzt? Ein Hoch auf überflüssige Award-Shows. Hier meine Favoriten. (Achtung: Spoilers! Wenn du den neuen Spider-Man; Lamb und/oder No Time To Die noch völlig unbelastet sehen willst und du dein Leben in den letzten Tagen fern ab von Social Media verbracht hast: Weiterlesen auf eigene Gefahr.)


Best Actor

Leonardo DiCaprio (Don’t Look Up)

Caleb Landry Jones (Nitram)

Mads Mikkelsen (Riders of Justice – Retfærdighedens ryttere)

Anthony Hopkins (The Father)

Nicolas Cage (Pig)

And the KMG-Award goes to:

Caleb Landry Jones (Nitram). Was Caleb Landry Jones in Nitram abliefert, kratzt hart an der Grenze des Ertragbaren. Es ist aber unmöglich die Augen von seiner gnadenlosen Performance zu lassen. Der von Hollywood besonders für verstörende Nebenrollen gebuchte Schauspieler („Get Out“, „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“, „Breaking Bad“) schafft es in „Nitram“, dem berüchtigtsten Massenmörder Australiens eine menschliche Facette zu geben, ohne damit dessen horrenden Taten zu beschönigen. Flankiert von einem der besten Schauspiel-Ensembles diesen Jahres, hebt Jones in neue schauspielerische Sphären ab. 


Best Actress

Agathe Rousselle (Titane)

Isabelle Fuhrmann (The Novice)

Mélanie Laurent (Oxygène)

Morfydd Clark (Saint Maud)

Keri Russell (Antlers)

And the KMG-Award goes to:

Morfydd Clark (Saint Maud). Im Februar gesehen und immer noch begeistert. Morfydd Clark macht uns als wahnsinnige Krankenschwester wahnsinnig. In der Rolle als devote, gottesfürchtige Vollblutpflegerin geht die walisische Schauspielerin vollends auf. Reduziert gespielt und sehr hypnotisch, fesselt sie auf ihrem Weg ins unausweichliche, persönliche Inferno fesselt.


Best Supporting Actor (Spoiler Alert!)

Mark Rylance (Don’t Look Up)

Andrew Garfield (Spider-Man: No Way Home)

Ben Affleck (The Last Duell)

Jared Leto (The Little Things)

Matthew Goode (Silent Night) 

And the KMG-Award goes to:

Mark Rylance (Don’t Look Up). Rylance legt als Steve-Jobs-Verschnitt in „Don’t Look Up“ eine komödiantische Glanzleistung aufs Parkett. Als Peter Isherwell hält er allen grössenwahnsinnigen Tec-Selfmade-Milliardären dieser Welt den Spiegel vors Gesicht. Satire geht nicht besser. 


Best Supporting Actress

Meryl Streep (Don’t Look Up)

Essie Davis (Nitram)

Jennifer Ehle (Saint Maude)

Naian Gonzalez Norvind (New Order – Nuevo orden)

Judy Davis (Nitram)

And the KMG-Award goes to:

Judy Davis (Nitram). Im Film einfach als Mum betitelt, versucht die gebürtige Australierin, als ebendiese ihrem Sohn die bedingungslose Liebe zuteil kommen zu lassen, die ein Kind von seiner Mutter verdient. Keine einfache Sache, wenn beim Sohnemann ein IQ von 66 diagnostiziert wird und er sich als höchst gewalttätiger, unberechenbarer Jugendlicher bereits mehrere Male in psychiatrische Behandlung begeben muss. Wie lange hält die angeborene Liebe und wann zerbricht sie an der Tatsache, ein unbändiges Monster in die Welt gesetzt zu haben? In ihrer Performance können wir einem Nervenzusammenbruch in Zeitlupe zusehen. Brutal, aber sensationell gespielt.


Best Screenplay

Adam McKay (Don’t Look Up)

Nicole Holofcener / Ben Affleck / Matt Damnon (The Last Duell)

James Gunn (The Suicide Squad)

Christopher Hampton / Florian Zeller (The Father)

Bo Burnham (Inside)

And the KMG-Award goes to:

Adam McKay (Don’t Look Up). Bissige, kritische Dialoge, die scharfzüngiger nicht sein können. Adam McKay manifestiert seinen Namen als komödiantischen Filmemacher mit Hirn. Mit „Don’t Look Up“ kotzt er sich über die Politik, die Massenmedien, die Schwurbler jeglicher Couleurs, ach eigentlich über die ganze Menschheit aus. Aber nicht mittels Fäkalhumor oder billigem Slapstick, sondern subtil, clever und hochgradig unterhaltsam.


Best Director

Ridley Scott (The Last Duell)

Denis Villeneuve (Dune)

Justin Kurzel (Nitram)

Florian Zeller (The Father)

Bo Burnham (Inside)

And the KMG-Award goes to:

Bob Burnham (Inside). Was der amerikanische Komiker, Filmemacher und Musiker mit seinem Ego-Projekt auf den Screen zaubert ist einzigartig. Er verpackt Gesellschaftskritik zusammen mit dem Kampf gegen seine Angststörung in grandioses Songwriting und inszeniert diese Ohrwürmer in seinen eigenen vier Wänden als atemberaubendes, erstaunlich cineastisches Gesamtpacket.  


Best Foreign Language Film

Lamb | Island

Riders of Justice (Retfærdighedens ryttere) | Denmark

Oxygène | France

New Order – Nuevo orden | Mexico

Beyond the Infinite Two Minutes | Japan

And the KMG-Award goes to:

Riders of Justice (Retfærdighedens ryttere). Schon mit „Adams Äpfel – Adams aebler“ servierte uns das Duo Mads Mikkelsen und Regisseur Anders Thomas Jensen eine dunkelschwarzhumorige Perle. „Riders of Justice – Retfærdighedens ryttere“ liegt mit dem Kultfilm auf Augenhöhe. Subtil humorvoll und charmant böse liefert der Film wiederum skandinavisches Erzählkino ist seiner besten Form.  


Best Picture

Hier meine 10 Lieblingsfilme 2021:

Don’t Look Up

Lamb

The Last Duell

Nitram

Censor

The Suicide Squad

Riders of Justice (Retfærdighedens ryttere)

The Father

Bo Burnham: Inside

Saint Maud

And the KMG-Award goes to:

Don’t Look Up. Wer sich von oben bis hierhin durchgelesen hat, hat wohl bemerkt, dass der Streifen zu meinen Lieblingsfilmen gehört. Aber er ist auch richtig richtig gut. Und richtig wichtig. Zudem erinnert mich der Film positiv intensiv an den ebenfalls unterschätzten „Mars Attacks“. Beissende Sozialkritik in unterhaltsames Mainstream-Kino zu verpacken, klappt nämlich selten. „Don’t Look Up“ glänzt mit einem bis auf die kleinsten Rollen perfekt besetzten Schauspiel-Ensemble und hält mit seinem schonungslosen Drehbuch allen Verschwörungstheoretiker:innen und der ganzen Politik den Spiegel vor die Augen. Clever, zum Brüllen komisch und trotzdem himmeltraurig.  


Special Awards

Most Overrated Movie

Last Night in Soho

Dune

The Green Knight

Power of the Dog

No Time To Die

And the KMG-Award goes to:

Dune ist optisch und akustisch eine Wucht. Punkt. Villeneuve weiss was er macht. Punkt. Doch ein Film, welcher dank Pandemie fast 16 Monate lang angeteast wird und der dann schlussendlich nur einen weiteren 2 1/2 Stunden langen Appetizer für Teil 2 abliefert, ist einfach zu wenig. Nicht falsch verstehen, keiner dieser „Overrated Movies“ ist grottenschlecht, aber irgendwie habe ich da einfach wesentlich mehr erwartet. Und was Villeneuve betrifft, da schaue ich mir lieber nochmals „Blade Runner 2049“, „Arrival“ oder „Enemy“ an.

Worst Picture

The Matrix: Resurrections

Halloween: Kills

Sky Sharks

Great White

Old

And the KMG-Award goes to:

Wir lieben bekanntlich schlechte Filme. Solange sie uns gut unterhalten. Diese fünf Turds oben haben dies nicht. Am wenigsten „The Matrix: Resurrections“. „What is the Matrix?“, wurde in Teil 1 noch gefragt. Mittlerweile weiss die Antwort nicht mal mehr Filmemacherin Lana Wachowski. Und eigentlich beginnt alles ganz nett. Die ersten 40 Minuten des nunmehr vierten Teils der Matrix-Saga liefern einen Meta-Kommentar zur ganzen Matrix-Legacy – nahe einer gelungenen Selbstparodie. Unbegreiflich, dass sich der Film anschliessend in bekannte, ausgelutschte Matrix-Muster verstrickt und wiederum exakt das Gleiche abliefert, was er eigentlich vorher parodieren wollte. Sogar die Kampfszenen sind mau. Carrie-Anne Moss bleibt der einzige Lichtblick in diesem absurden Machwerk. I plug out.

Best Fan-Service Movie (Spoiler Alert!)

Ich liebe „Spider-Man: No Way Home“. Gut, ich habe auch alle sieben vorhergehenden Spider-Man-Filme gesehen und kenne die Charaktere aus den beiden Maguire/Garfield-Universen. Somit fühlte ich mich beim Schauen, wie an einem gelungenen Klassentreffen. Besonders lobend, alle alten Charaktere poppen nicht einfach für billige Cash-In-Cameos auf und verschwinden dann wieder, nein, sie sind fester Bestandteil der Story. Andrew Garfield nutzt sogar seine Chance sich mit Marvel zu versöhnen und trägt den Film mit einer tragikomischen, grossartigen Performance über die Ziellinie. Die Chemie zwischen Tom Holland und Zendaya stimmt, Willem Dafoe darf mit Hoodie rumdüsen, Maguire glänzt mit Selbstironie und Jamie Foxx darf dieses Mal sogar Sprüche klopfen. Einfach gross. Aber funktioniert „Spider-Man: No Way Home“ auch für Leute, die sich bisher „nur“ mit Hollands Spinnenmann auseinander gesetzt haben? Ohne zu wissen, wer der Green Goblin ist oder die tragische Geschichte von Garfields Spider-Man zu kennen? Nein. Ohne Background-Know-How bleibt „Spider-Man: No Way Home“ ein weiterer, solider Marvel-Film ab Stange.

Cutest Kid in a Movie

Lamb ist ein netter, leicht verstörender Film übers Elternsein und so. Wunderschön im wunderschönen Island inszeniert. Mit dem wohl absurd liebevollsten Kindchen der Filmgeschichte. Scho chli WTF, aber doch sooooo herzig. Jöööh.

Cutest Animal in a Movie

„The Suicide Squad“ war ne Wucht. Super Drehbuch vom „Super“-Macher. Und sein Bruder durfte sogar den wohl nutzlosesten Superhelden EVER verkörpern. Weasel rules. Einfach bitte nie über dem Wasser abwerfen.

Most WTF Last Third

James Wans Malignant ist recht mäh. Aber die letzten 30 Minuten gehören zu den unterhaltsamsten 30 WTF-Filmminuten in diesem Jahr! Und wenn wir schon bei WTF sind:

Most WTF Scene

Was hat sich Lana Wachowski bloss gedacht? Ja, lass uns Menschen aus Hochhäusern stürzen, um damit Neo auf seinem Moped die Flucht zu erschweren? Ist doch sicher saucool, Keanu Reeves zuzuschauen, wie er, flankiert von pulsierendem Soundtrack, zwischen neben ihm zerberstenden Körpern durch düst? Nein Lana, saucool wars nicht. Bestenfalls verstörend. Wenigstens hatte Wachowski den Anstand, die auf dem Beton aufknallenden Körper in grünen Blutfontänen zerbrechen und aufspritzen zu lassen. 

Most „I Couldn’t Care Less“-Ending (Spoiler Alert!)

Du weisst, welches Ende ich hier meine. Ist das jetzt Blasphemie oder einfach ein gelungener Abschluss einer Ära? Couldn’t care less. Just bring on the new Bond and take my money. Again.  


Ach ja: Serien gab es auch noch die eine oder andere.

„Squid Game“ finde ich masslos überbewertet. Hübsch anzusehen, nette Ausgangslage, aber dann recht mau, plump und voyeuristisch. Meinen Gesamteindruck fasst das dazugehörende Pitch Meeting recht treffend zusammen.

Grandios gut hingegen fand ich „Midnight Mass“, „Mare of Easttown“!

Unterhaltsam waren „WandaVision“ und die zweiten Seasons von „The Boys“ und „Tiger King“.

Von „Loki“, „Sweeth Tooth“ und „The Falcon and the Winter Soldier“ habe ich mehr erwartet.

Tja, so geht’s.

Amen!




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