Kurz:
Patrick Bateman arbeitet neu in der Musikbranche.
Lang:
Nachdem James McAvoy als Polizist in „Filth“ die Drecksau gab und Christian Bale den psychopathischen Investmentbanker in „American Psycho“, klettert jetzt Nicholas Hoult mordend die Karriereleiter hoch.
„Kill Your Friends“ beruht auf dem gleichnamigen Roman von John Niven und wirft einen schamlosen Blick auf die britische Musikindustrie Ende der Neunziger. Das koksende A&R-sch gehört Nicholas Hoult („Mad Max: Fury Road“, „About A Boy“, „Warm Bodies“). Als Steven Stelfox begibt er sich auf eine drogen- und sexreiche Odyssee um das nächste große musikalische Talent ausfindig zu machen. In einem der vielen, meist sehr amüsanten Monologen stellt er aber unweigerlich fest: „It’s not about talent or artistic freedom. It’s all about making a lot of money.“.
Die Seitenhiebe in Richtung massentaugliche Kommerz-Produktionen sitzen mehrheitlich. Der nonstop präsente Sarkasmus wird von bitterbösen schwarzen Humor flankiert. (Siehe Clip unten!). Die Schauspieler, allen voran Hoult, glänzen durchs Band weg. Besonders Moritz Bleibtreu („Lola rennt„, „Das Experiment„, „Stereo„) als deutscher A&R-Manager Rudi ist alleine die Zeit wert, sich mit „Kill Your Friends“ auseinander zu setzen. Edward Hogg („Bunny and the Bull“, „Jupiter Ascending“) als gruseliger Detektiv gefällt ebenso, wie Georgia King („Cockneys vs Zombies„, „One Day„) als skrupellose Sekretärin.
Dennoch bietet „Kill Your Friends“ in den Einzelteilen mehr, als in der Summe. In der Musikbranche sitzen alles koksende Narzissten, die sich einen Dreck um gute Musik kümmern. Ok, wir checken es. Leider macht kein einziger der Charaktere eine geistige Entwicklung durch. Ähnlich wie beim thematisch verwandten „Filth“ startet der Hauptcharakter als Arsch und endet auch als solches. Mir fehlte die Tiefe und der Mut zur Schwäche, welche beispielsweise den Killer in „American Psycho“ auszeichnete. Nicolas Hoult macht zwar rein schauspieltechnisch seine Sache sehr gut (es ist sein bester Film bisher!), das Drehbuch von John Niven hätte ihm aber noch mehr Entfaltungsmöglichkeiten bieten sollen.
Fazit:
Besser als „Filth“ und schlechter als „American Psycho“, bietet „Kill Your Friends“ kurzweilige Unterhaltung mit einem durchs Band weg grandiosen Soundtrack und einem show-stehlenden Moritz Bleibtreu.