Kurz:
Kick-boxende-One-Man-Army sieht in Rio de Janeiro zum Rechten.
Lang:
Unter dem Zuckerhut wird bei einem Schaukampf eine Obdachlose gekidnappt. Eigentlich nicht der Rede wert, wäre das Opfer nicht bildhübsch und perfekt geeignet für den weiblichen Part in einer unvermeidlichen Filmromanze.
Der männliche Gegenpart hört auf den Namen „David Sloan“, ist Kickboxer und Vollblut-Ami. David findet Isabella auf der Strasse (wo sonst), zeigt ihr seine Mukis und lädt sie zu einem Kickbox-Schaukampf ein. USA-Macho halt. Damit Isabella aber als Begleitung nicht zu negativ auffällt, hat Sloan ein paar Weisheiten aus den Staaten mitgebracht: „Clothes don’t make women beautiful, but it helps“. So schleppt der „Held“ dieses Action-Streifens also eine optisch aufgepeppte Pennerin an einen Schaukampf mit rund 95% Gangster-Anteil. Klar wird dort Isabella schwuppsdiwupps gekidnapped. Dumm gelaufen. Aber so kann Sloan endlich auch abseits des Rings den Macker gegeben und kräftig auf den Putz hauen. Willkommen im zutiefst klassischen VHS-Action-Muster.
In dieser Straight-To-Video-Produktion ist vieles solid und vieles einfach übel. Allen voran Sasha Mitchell, der als Kickbox-Legende bestes Worst-Acting abliefert. Ein Wiederholungstäter! Der Sloan-Charakter wurde nämlich schon im vorhergehenden Kick-Opus („Kickboxer 2 – Der Champ kehrt zurück„), als auch im Nachfolger („Kickboxer 4: The Aggressor„) von Mr Mitchell verkörpert. Die optische Mischung aus Vanilla Ice und einem „Knapp-nicht-für-ne-Boyband-tauglich“-Dude stolpert offensichtlich überfordert durch Szenerie und Drehbuch. Sein einziges Talent: Kampfsport. Kein Wunder ist „Kickboxer 3 – The Art of War“ eine willkürliche Anreihung verschiedener Kampfszenen. Stets mittendrin: Sloan. Und wenn er mal nicht prügelt, ist er proaktiv auf der Suche nach Möglichkeiten, sein Testosteron durch die Fäuste ausschütten zu können. (Und da Mitchell den schwarzen Gurt in Tae Kwon Do inne hatte, wird entsprechend viel geprügelt. Wie ein tollwütiger Hund ergreift er jede noch so marginale Provokation um eine Schlägerei zu starten.)
Und jetzt noch ein bisschen Konfusion für die liebe Leserschaft: die erwähnten Kickboxer-Filme mit Mitchell in der Hauptrolle („Kickboxer 2 – Der Champ kehrt zurück“ und „Kickboxer 4: The Aggressor„) sind Fortsetzungen des B-Movie-Classics „Kickboxer (1989)“ mit Jean-Claude Van Damme. Da aber der Film „No Retreat- No Surrender (1986)“ mit JCVD unter dem Titel „Karate Tiger“ im deutschen Heimkino-Markt unerwartete Erfolge feierte und mehr Geld als „Kickboxer“ in die Kassen spühlte, wurde aus „Kickboxer“ „Karate Tiger 3 – Der Kickboxer“ und aus „Kickboxer – The Art of War“ wurde „Karate Tiger 6 – Entscheidung in Rio“. Obwohl Karate nichts mit Kickboxen am Hut hat und vice versa. Na dann. (Wer also im „Karate Tiger“-, „Kickboxer“- und „Bloodsport“-Universum den Überblick behält, kriegt von uns den schwarzen Gurt in B-Movie-Nerdness. Sind wir mal gespannt, was dann mit den Filmtiteln passiert, wenn das Remake „Kickboxer – Vengance (2016)“ mit Gina Carano, Dave Bautista und Jean-Claude Van Damme einschlägt. Der Trailer sieht erstaunlich solid aus.)
Obwohl Regisseur Rick King ziemlich willkürlich zwischen Leichen am Strand und brasilianischem Lebensstil hin und her schneidet, kann „Kickboxer 3 – The Art of War“ auch als kleines, Rio-de-Janeiro-Reisevideo durchgehen. Capoeira, Karneval, Favelas, Copacabana – alles kriegt, zwischen Gekloppe natürlich, ein 2 Minuten-Fenster. Richtig toll fand ich, dass die Brasilianer im Film auch wirklich portugiesisch reden. Nein, der Streifen macht nicht viel falsch. Leider. „Kickboxer 3 – The Art of War“ ist nicht übel genug (wie beispielsweise „Psycho Kickboxer (1997)“.) Mitchell glänzt in Klamotten, welche sich wie durch Geisterhand auch schon mal selbst auswechseln, mit unfreiwilliger Komik und der Auftritt eines jungen brasilianischen Kickboxers, der Sloan um seine Assistenz bittet, ist ein ganz heisser Anwärter auf den Titel „schlechteste Schauspielleistung aller Zeiten“. Ansonsten bietet der Streifen einfach durchschnittliche, solide VHS-Action-Kost. Ein bisschen Boomboom, etwas Kapoow und Katsching, das wärs dann.
Fazit:
Ach, in den 90ern waren die Grenzen klar gezogen. Schwarz/Weiss, Gut/Böse, USA/Rest-der-Welt. „Kickboxer 3“ ist zu gut um sich darüber lustig zu machen und zu schlecht um aus der Masse der 80er/90er heraus zu stechen. Kurzweilige 90 Minuten.