Ein Oscargewinner, ein Möchtegern-Oscar-Kandidat und ein Film, welchen ich vorgängig gerne im Oscar-Rennen gehabt hätte, bis ich ihn dann gesehen habe. Hier ein weiterer Threesome.
In The Heart Of The Sea (2015)
Chris Hemsworth magert sich unter der Regie von Ron Howard für ein bisschen mehr Schauspiel-Kredibilität als schiffsbrüchiger Wal-Fänger schlank und krank, schüttelt aber sein Sonny-Boy-Image trotzdem nicht ab. „In the Heart of the Sea” taugt bestenfalls als unfreiwillige Komödie, ist dafür aber zu langatmig. Die Kamera taucht die Bilder zwar in hübsch anzusehende Farben, doch die Effekte sind übel kitschig und erinnern an die hässlich bunten Delphin-Bilder, die triste Wände noch trister machen. Die aufgeklebten Bärte von Ben Whishaw und Cillian Murphy sind in etwa gleich glaubwürdig, wie die Geschichte über den Amok-Laufenden Moby Dick selbst. Der Streifen lehnt sich dabei unfreiwillig stark an „Jaws – The Revenge“ an, ist aber definitiv zu wenig trashig und nimmt sich viel zu ernst. Verantwortlich für diesen Schiffsbruch ist Charles Leavitt (Author des Drehbuchs und der Geschichte). Schade, denn mit Blood Diamond hat Leavitt bewiesen, dass er auch anders könnte. OK, mit seinem Seventh Son sind wir schon näher bei seinem momentan Schreibstil. „In the Heart of the Sea“ plätschert irgendwo belanglos im Ozean herum. Und wartet vergeblich auf ein Rettungsboot.
Room (2016)
Brie Larson gewann im Februar den Oscar für die beste weibliche Hauptrolle, nachdem sie in gleicher Kategorie bereits bei den Golden Globes, den Screen Actor’s Guild Awards, den Critics Choice Awards, dem BAFTAs und ACCAs triumphierte. Verdientermassen. Larson spielt das gekiddnappte Vergewaltigungsopfer eindringlich und hat alle Lorbeeren verdient. Erstaunlich ist aber, dass die schauspielerische Leistung des 10-jährigen Jacob Tremblay nur marginal gewürdigt wurde. Tremblay ist die wahre Entdeckung von „Room“. Regie führte Lenny Abrahamson („Frank“). Er wirft einen nackten, realistischen Blick auf eine Mutter/Sohn-Beziehung mitten in der vermeintlichen Hölle. Der Streifen bietet schauspielerischen Top-Leistungen unter einer handwerklich soliden Regiearbeit. Kleinere Abstriche gibt es für die zu wenig klaustrophobisch inszenierte Atmosphäre im Gartenhaus und für die nur oberflächlich angeschnittenen Vater/Tochter- und Peiniger/Opfer-Beziehungen. Spätestens als dann die herausragendste Szene des Films (no spoilers here!) mit einem der besten Songs untermalt wird, hat „Room“ die Zuschauer im Sack.
Triple 9 (2016)
Filme von John Hillcoat zeichnen sich durch rohe, reale Gewalt aus. Mit „The Proposition“ und „The Road“ schuf er zwei cineastische Wunderwerke, welche sich in ihrer malerischen Kargheit von der Masse abheben. Die Vorfreude war entsprechend riesig als der erste grandiose Trailer im Web auftauchte. „Heat“ im Hillcoat-Gewand? Gekauft! Auch der Cast um Chiwetel Ejiofor, Casey Affleck, Anthony Mackie, Woody Harrelson, Gal Gadot und Kate Winslet, welche erstmals den skrupellosen Bösewicht mimt, verspricht einiges. Vielleicht sogar ein Oscar-Anwärter? Bei Weitem nicht. Leider ist das Endresultat ernüchternd. Der Film ist zwar handwerklich solid und die Schauspieler sind jederzeit hübsch anzusehen, doch wirkt die Story wenig originell und konstruiert. Der Zuschauer verliert bald mal den Überblick. Wieso knallt jetzt Typ A den Typ B über den Haufen? Was macht Typ C überhaupt hier? Und wieso um alles in der Welt ist der russische Akzent von Winslet noch übler als ihr Haarschnitt? Anstelle plausible Antworten zu liefern, verliert sich Hillcoat in brutalen Exekutionen und blutigen Schiessereien. Es scheint fast, als versuchte er sich an der berühmt berüchtigten Bay-Taktik („If you can not convince à blow some shit up“). „Heat“ it ain’t. Die Charaktere bleiben bis zum Schluss oberflächlich. „Triple 9“ ist eher beim mittelprächtigen Lawless – Die Gesetzlosen als beim grandiosen „The Proposition“ einzuordnen. Leider.